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Landgericht

Landgericht

Titel: Landgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkoetter
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können wir uns nur verschlechtern. Und mehr Geld haben wir nicht.«
    Marius sagte nichts. Natürlich hatte sie recht. Mehr Geld hatten sie nicht.
    »Außerdem wird die Wohnung total schön werden«, beharrte sie. »Ein bisschen Phantasie, Marius. Abgezogene Dielen, gestrichene Wände… Das wird schon.«
    Ein bisschen Phantasie. Er wollte sich bemühen. Nathalies Wohnung in Münster war ebenfalls klein und eng. Trotzdem hatte sie alles hübsch hergerichtet. Sie hatte ein Händchen für so etwas.
    Er willigte also schließlich ein, und sie unterschrieben den Mietvertrag. Hauptsache war ja auch, dass sie zusammen waren. Dass er seine Familie hinter sich ließ.
    Er fuhr in Münster-Nord auf die Autobahn und beschleunigte. Der Motor schnurrte wie eine Katze, und der Wagen schoss über den Asphalt. Das vertraute Freiheitsgefühl stellte sich ein. Er fragte sich, ob sich das vergleichen ließ. Fühlte Nathalie in einer billigen heruntergekommenen Altbauwohnung in Neukölln etwa das Gleiche, was er in seinem Sportwagen auf der Autobahn fühlte?
    Er wünschte, er könnte wenigstens seinen Wagen mitnehmen in ihr neues Leben. Vielleicht, wenn er mit seinem Vater redete. Aber nein, das war unmöglich. Besser, er verabschiedete sich von dem Mercedes. Es würde auch ohne ihn gehen.
    Als die Ausfahrt in sein Blickfeld rückte, hinter der bereits die Gebäude der Firma zu erahnen waren, hätte er am liebsten aufs Gas gedrückt. Wäre einfach weitergefahren. Bis ins Ruhrgebiet, dann einen kleinen Schlenker über die A2 nach Gladbeck und über die A52 wieder zurück. Hauptsache, er saß noch eine Weile in seinem Mercedes.
    Aber dann sagte er sich, je eher er den Besuch im Unternehmen abgehakt hätte, desto früher wäre er wieder in Münster bei Nathalie. Also setzte er den Blinker, nahm die Ausfahrt und fuhr wenig später aufs Firmengelände. Er war versucht, den Wagen einfach vorm Verwaltungsgebäude zu parken. Aber er wollte seinen Vater nicht unnötig reizen.
    Hinterm Empfang saß wieder Frau Gärtner, die ihn mit einem strahlenden Lächeln begrüßte, als er eintrat.
    »Gehen Sie einfach durch zum Büro Ihres Vaters. Er wartet auf Sie.«
    »Sind die Kunden denn schon da?«, fragte er.
    Sie schien überrascht.
    »Sie wissen schon, die Österreicher«, sagte er.
    »Ach so… Am besten gehen Sie einfach hoch.«
    Sie wandte sich ab und begann, Unterlagen auf dem Schreibtisch zu sortieren. Er runzelte die Stirn. Dann ging er zum Treppenhaus. Nicoles Büro war verwaist. Hinter der gläsernen Wand war niemand zu sehen. Doch der Computer lief, und auf dem Schreibtisch stapelten sich Unterlagen. Er ging weiter, vorbei an üppigen Grünpflanzen und Springbrunnen.
    Das Büro seines Vaters befand sich am Ende des Flurs. Ein kleiner schlichter Raum, kaum größer als das Büro von Nicole. Alles Protzige war seinem Vater verhasst. Keiner käme auf die Idee, dass in diesem Raum der Chef residierte. Trotzdem führte er das Unternehmen unerbittlich und mit harter Hand. Seine Autorität funktionierte auch ohne die Zurschaustellung seiner Macht.
    Marius klopfte an die Tür und streckte den Kopf hinein. Sein Vater saß am Schreibtisch über eine Dokumentenmappe gebeugt. Er sah kurz auf und wandte sich dann wieder den Dokumenten zu.
    »Komm rein und setz dich«, sagte er.
    Marius schloss die Tür und nahm auf dem Besucherstuhl Platz. Er wartete. Sein Vater setzte mit einem Füller Unterschriften. Er ließ sich Zeit damit.
    Marius sah sich um. Der Raum war schmucklos, die Wände kahl und weiß. Es gab nirgends Gemälde oder Skulpturen. Nur einen verschlossenen Aktenschrank aus Nussholz und den wuchtigen Schreibtisch mitten im Raum. Miniaturmodelle seiner Lkw standen darauf und ein gerahmtes Bild der Familie. Mehr Persönliches war nicht zu finden.
    »Du hast also eine Freundin«, stellte sein Vater in einem Tonfall fest, als spräche er übers Wetter.
    Marius fuhr zusammen. Er starrte seinen Vater an, dessen gesamte Aufmerksamkeit der Dokumentenmappe zu gelten schien.
    Nicole. Sie hatte ihm also doch von Nathalie erzählt. Aber warum ausgerechnet jetzt? Was hatte sie vor?
    Sein Vater sah auf. »Eine Schwarze?«, fragte er spöttisch. »Was soll das denn?«
    »Sie… ich…«
    Marius hatte ja gewusst, wie sein Vater auf diesen Umstand reagieren würde. Er sah Nathalie lediglich als exotische Frucht an. Trotzdem spürte Marius, wie er wütend wurde.
    »Ich…«, stotterte er weiter.
    Ein strenger Blick seines Vaters reichte aus, um ihn zum Schweigen

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