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Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)

Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)

Titel: Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Langenscheidt
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Dankbarkeit dieser Menschen ist immer so überwältigend, dass sie mich – ebenso wie das Vertrauen unserer Spenderinnen und Spender – noch lange über den Augenblick hinaus mit Glück erfüllt.
    Was im Leben macht Sie besonders glücklich?
    Wenn ich auf mein mittlerweile über achtzigjähriges Leben zurückblicke, empfinde ich es als großes Glück, dass ich sowohl in meiner Zeit als Schauspieler als auch in den drei Jahrzehnten als Gründer und Motor von »Menschen für Menschen« etwas schaffen durfte, was Generationen von Menschen in Europa und Äthiopien Freude bereitet und das Leben angenehmer gemacht hat.
    Haben Sie bestimmte Glücksrituale in Ihrem Leben?
    Auch wenn ich mich, seitdem ich vor dreißig Jahren die Organisation »Menschen für Menschen« gegründet habe, sehr intensiv mit den Problemen von Armut und Ungerechtigkeit auseinandersetze, versuche ich stets so bewusst zu leben, dass ich im Alltag auch das Schöne und Positive sehen kann: das Singen der Vögel am Morgen, die frische Luft bei einem Spaziergang in meiner
österreichischen Heimat, das Lächeln eines Kindes, ein gut interpretiertes Musikstück, die Umarmung eines geliebten Menschen, ein Sonnenuntergang oder der klare Sternenhimmel im zentraläthiopischen Hochland … Wenn wir unsere Umgebung mit allen Sinnen wahrnehmen, können wir rund um die Uhr unzählige Gründe finden, glücklich und dankbar zu sein.

XVIII

Vom Glück des Verzeihens
    WIR ALLE MACHEN FEHLER. Wir verletzen, ohne es zu wollen. Wir formulieren missverständlich. Wir merken nicht, dass jemand Trost braucht und keine Kritik. Wir stoßen vor den Kopf, anstatt in den Arm zu nehmen. Wir verletzen Regeln, mal bewusst, mal unbewusst. Wir vergessen Wichtiges. Wir vernachlässigen Freunde. Wir kümmern uns nicht genug um unsere Nächsten und Liebsten. Wir sind gereizt oder genervt statt freundlich und zuvorkommend. Wir merken nicht, dass jemand um Hilfe ruft. Wir wollen konstruktiv kritisieren und drehen dabei jemandem das Messer im Herz herum. Wir vergessen Geburtstage, Jubiläen und anderes, zu dem jemand unsere Aufmerksamkeit erwartete. Wir verabsäumen zu tun, was lebenswichtig wäre.
    Kurzum: Wir sind Menschen.
    Deshalb ist es für Glück in der Welt von größter Bedeutung, dass wir verzeihen können. Wer das nicht kann, isoliert sich Schritt für Schritt. Vereinsamt wegen Nachtragens.
    Beobachten wir aufmerksam, wie viele Fehler wir selbst machen. Und geben unseren Mitmenschen Kredit für ähnlich viele.
    Wir leben nur einmal. Jeder Mensch in unserer Nähe ist einmalig. Wie schade, wenn er oder sie verloren geht im Bild unseres Lebens, weil er oder sie etwas getan hat, das wir nicht gut finden. Wie viel schöner ist es, wenigstens zu versuchen, ihn oder sie zu verstehen und ihm oder ihr dann verzeihen zu können.
    Es hat für viele Menschen etwas Attraktives, die Tür zuzumachen. Stolz und verletzt zu sein, wenn man schlecht behandelt wurde. Gar nicht erst die Perspektive des anderen kennenlernen zu wollen. Beleidigte Leberwurst zu sein und zu bleiben.
    Und in der Tat: Eine Weile muss das manchmal sein. Aber dann sollte der Moment kommen, wo man sich mit der flachen Hand an den Kopf schlägt und die Sache lächerlich findet. Oder plötzlich merkt, warum das alles geschehen ist. Dass es vielleicht keine Absicht war, sondern Not oder Missverständnis. Dass es aus Stress oder Überforderung heraus geschah. Dass vielleicht sogar etwas Gutes beabsichtigt wurde.
    Und dann kommt die Sonne wieder. Das Lächeln des Verstehens. Der Flügelschlag des Verzeihens. Und die Umarmung des Versöhnens.
    Ein wahrhaft magischer, zutiefst menschlicher Moment. Die Katharsis des Alltags. Sogar der Sex danach ist manchmal besser als der in Momenten größter Romantik. Der erste Kuss, nachdem die so schwierigen Worte über die Lippen gekommen sind: »Tut mir leid«, »Habe ich nicht so gemeint«, »Ist falsch herübergekommen« oder » tschuldigung!«
    Wer das nicht kann oder es über Tage und Wochen verschleppt, gefährdet sein Glück und das anderer. Mit jeder Verletzung, die nicht durch einen Trostkuss oder einen Verzeihungsstreichler geheilt wird, entsteht eine Narbe. Die Narben überwuchern sich, und eines Tages ist die Liebe weg. Oder die Freundschaft.
    Deswegen ist das Sichentschuldigen und Verzeihen doppelt wichtig. Für den Moment, damit die Energien wieder frei werden für Schönes und Positives, und für die Zukunft, damit nicht aus all den unterdrückten und ungelösten Verletzungen

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