Leben und Schicksal
Frontflugblatt gewickelt war, zerteilte es mit braunen Fingern und stopfte sorgfältig die weißen Fettstückchen, die an den Bruchstellen herausfielen, in die Portionen zurück.
Die Panzersoldaten tranken und wurden von Glückseligkeit überwältigt. Einer von ihnen sagte lächelnd mit vollem Mund: »Da haben wir uns also zusammengeschlossen: euer Wodka, unsere Wurst.«
Dieser Gedanke gefiel allen, und die Panzerfahrer wiederholten ihn immer wieder, von freundschaftlichen Gefühlen füreinander erfasst, während sie die Wurst verzehrten.
14
Der Panzerkommandeur aus dem Süden meldete seinem Kompanieführer per Funk, dass der Zusammenschluss am Rande von Kalatsch zustande gekommen sei. Er fügte auch noch einige Worte darüber hinzu, dass die Männer von der Südwestfront prachtvolle Kerle seien und man das Ereignis auch begossen habe.
Dieser Bericht wurde rasch nach oben weitergegeben, und einige Minuten später meldete Brigadekommandeur Karpow dem Korpskommandeur, dass der Zusammenschluss gelungen sei.
Nowikow spürte, wie eine Atmosphäre liebevoller Begeisterung um ihn herum im Korpsstab entstand.
Das Korps hatte fast keine Verluste erlitten und seinen Auftrag fristgerecht erfüllt.
Nach der Meldung an den Frontbefehlshaber drückte Neudobnow sehr lange Nowikows Hand; die sonst gallig gereizten Augen des Stabschefs waren heller, gutmütiger geworden.
»Da sehen Sie, was für Wunder unsere Leute vollbringen können, wenn keine Feinde und Diversanten unter ihnen sind«, sagte er.
Getmanow umarmte Nowikow, blickte die neben ihm stehenden Kommandeure, Fahrer, Ordonnanzen, Funker, Chiffrierer an, schluchzte auf und sagte laut, damit alle es hören konnten:
»Sei bedankt, Pjotr Pawlowitsch, ich sage dir ein russisches, sowjetisches Dankeschön. Der Kommunist Getmanow verneigt sich vor dir und dankt.«
Er umarmte den gerührten Nowikow noch einmal und küsste ihn.
»Er hat alles vorbereitet, die Menschen bis ins Innerste erforscht, hat alles vorhergesehen und nun die Früchte dieser gewaltigen Arbeit geerntet«, sagte Getmanow.
»Nichts habe ich vorhergesehen«, sagte Nowikow, den Getmanows Lob in wohlige und zugleich peinliche Verlegenheit gebracht hatte. Er zeigte auf einen Stapel von Kampfberichten:
»Da haben Sie meine Vorhersehung. Ich hatte am stärksten auf Makarow gesetzt, aber der verlor an Tempo, dann ging er von der vorgesehenen Bewegungsachse ab, verwickelte sich in eine unnötige Kampfhandlung an der Flanke und verlor dadurch anderthalb Stunden. Ich war überzeugt, dass Below, ohne seine Flanken zu schützen, vorwärts preschen würde; Below aber verwickelte sich am zweiten Tag, statt den Verteidigungsknoten zu umgehen und nach Nordwesten zu rollen, in Kämpfe mit einer Artillerie- und Infanterieeinheit, musste sich sogar verteidigen und verlor bei diesem Unsinn elf Stunden. Karpow dagegen stürmte wie ein Wirbelwind als Erster nach Kalatsch, ohne sich darum zu scheren, was an seinen Flanken passierte, und schnitt als Erster die deutsche Hauptnachschublinie ab. So also habe ich die Menschen erforscht und alles vorhergesehen. Ich dachte doch, dass man Karpow ständig anspornen müsste, dass er ständig versuchen würde, seine Flanken zu sichern.«
Getmanow sagte lächelnd: »Lass das doch, wir wissen ja alle, dass Bescheidenheit eine Zierde ist. Der große Stalin lehrt uns, bescheiden zu sein.«
Nowikow war glücklich. Wahrscheinlich liebte er Jewgenia Nikolajewna wirklich, wenn er sogar an diesem Tag so oft an sie denken musste. Jedes Mal, wenn er sich umsah, glaubte er sie zu erblicken.
Leise, fast flüsternd fuhr Getmanow fort: »Was ich dir zeit meines Lebens nicht vergessen werde, Pjotr Pawlowitsch, ist, wie du die Offensive um acht Minuten hinausgezögert hast. Der Armeekommandeur drängt, der Frontbefehlshaber fordert, die Panzer unverzüglich in die Bresche zu führen. Stalin rief, wie ich höre, Jeremenko an und fragte, wieso sich die Panzer nicht bewegen. Du hast Stalin warten lassen! Und wir sind wirklich in die Bresche vorgedrungen, ohne einen Panzer, ohne eine Menschenseele zu verlieren. Das werde ich dir nie vergessen!«
Nachts, als Nowikow mit seinem Panzer nach Kalatsch fuhr, ging Getmanow zum Stabschef und sagte: »Genosse General, ich habe ein Schreiben darüber verfasst, wie der Korpskommandeur eigenmächtig den Beginn einer entscheidenden Operation um acht Minuten verzögerte, einer Operation, die bestimmend war für das Schicksal des Großen Vaterländischen Krieges.
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