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Lebensbilder II (German Edition)

Lebensbilder II (German Edition)

Titel: Lebensbilder II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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und ich muß ins Kaffeehaus beim Pontneuf.‹
    ›Dann Mittags.‹
    ›Mittags! mein Sohn, mittags! Nach der Börse. Vorläufig esse ich zweimal in der Woche bei dir. Mittwochs und Sonnabends. – Oh, du kennst mich noch nicht, wie aufgeräumt ich bei einem Glase Wein sein kann. Übrigens nehme ich mit Hausmannskost vorlieb: ein Fasan und ein Gläschen Champagner. – Nicht so?‹
    ›Dies ist aber das letzte, was ich zugestehe, Vater Trockenschling, kommt noch eine Bedingung, so will ich lieber ein armer Schlucker bleiben.‹
    ›Nein, mein Sohn! Du bist ein gemachter Mann! Komm nur morgen mit deinem Prinzipal hierher, und wir bringen alles in Ordnung.‹
    ›Warum habt Ihr so sorgfältig nach meinem Taufschein geforscht?‹
    ›Mein Sohn, bis zum dreißigsten Jahre darf man sich auf das Wort und die Talente eines jungen Mannes verlassen. Geh, mein Kind, ich baue auf dein Wort, und mache dein Glück.‹
    Wir schieden. Die Sache kam in Ordnung. Einen Monat darauf legte ich den Eid ab, damals übernahm ich auch Ihren Prozeß, gnädige Frau, gewann Ihnen Ihre Erbgüter, trotz allen verwickelten Schwierigkeiten der Kaiserherrschaft und der zwiefachen Restauration; dies entschied meinen Ruf, und eher als ich dachte, konnte ich dem Trockenschling sein Darlehn zurückerstatten.
    Eines Tages ward ich von einem meiner Kollegen zu einem Garçon-Dejeuner eingeladen. Er gab es infolge einer verlornen Wette einem übelberüchtigten jungen Manne zu Ehren. Dies war ein Original von einem Gecken. Sein Ruhm war, daß kein Frack besser saß als der seine, daß keiner mit so vielem Anstande essen, trinken, spielen und ein Tilbury kutschieren konnte. Er verstand sich auf Pferde, Gemälde, Moden und Damenputz, verzehrte jährlich 100000 Franken und hatte keinen Heller im Vermögen. Dies unangenehme Wesen drängte sich gewaltsam an mich, so widerwärtig er mir auch war, und so sehr ich ihn zu meiden suchte. Es geht ziemlich bunt bei einem Garçon-Dejeuner her. Ich trank viel, auch er, doch der Wein hatte so wenig Gewalt über ihn, daß er bei aller scheinbaren Trunkenheit auf seinen Vorteil bedacht sein konnte. – Selbst weiß ich nicht, wie es kam, daß, als wir um 9 Uhr abends den Saal verließen, er das Versprechen von mir erhalten hatte, ihn morgen Trockenschling vorzustellen.
    Ich hatte mich am andern Morgen eben angekleidet, als das saubre Herrchen eintrat, um mich beim Wort zu nehmen.
    »Mein Herr Vicomte!« redete ich ihn an, »ich glaube nicht, daß Sie meiner bedürfen, um mit Herrn Trockenschling Geschäfte zu machen. Er ist der artigste und umgänglichste von allen Geldwechslern. Wenn Sie ihm Bürgschaft leisten und wenn er Geld vorrätig hat, gibt er es Ihnen gern.«
    »Meln Herr,« entgegnete der Spitzbube dreist, »es kommt mir nicht in den Sinn, Sie zu einer Gefälligkeit zu zwingen, wenngleich Ihr Wort Sie bindet. Ich hatte gestern die Ehre, Ihnen zu sagen, daß ich mich mit Herrn Trockenschling überworfen, und bat Sie, mich mit ihm auszusöhnen. – Aber wenn es Ihnen unangenehm ist, reden wir nicht mehr davon.«
    Er machte hierbei eine höflich unverschämte Miene, als sei er willens zu gehen, im Fall ich ihm mein Wort nicht halten würde.
    Mir blieb nichts übrig, als ihm den Willen zu tun, und ich bestieg mit ihm das Tilbury.
    Als wir in der Rue de Grec anlangten, suchte der junge Mensch mit einer Ängstlichkeit und Unruhe umher, die mir auffiel. Er erbleichte, wechselte mit jedem Augenblick die Farbe, er zitterte. Schweißtropfen perlten auf seiner Stirn. Wir hielten endlich vor Trockenschlings Haustür und stiegen aus. In diesem Augenblicke entdeckte sein Falkenauge in der Ferne einen Fiaker, worin eine Dame saß. »Kommen Sie! kommen Sie jetzt!« rief er plötzlich wieder hocherfreut. Ein kleiner Knabe wurde herbeigerufen, das Pferd zu halten.
    Wir traten ins Haus.
    »Herr Trockenschling,« hub ich an, »hier stelle ich Ihnen einen Freund vor, den ich Ihrem unbedingten Vertrauen empfehle. Keinen Heller borgen Sie ihm, fügte ich leise hinzu.«
    »Willkommen, Herr Vicomte!« sprach Trockenschling. Dieser ließ sich auf einen Sessel nieder und nahm eine seiner gewöhnlichen, unverschämt liebenswürdigen Stellungen ein. »Ich brauche Geld.« versetzte er kurz.
    »Ich habe nur Geld für meine Kunden,« antwortete Trockenschling.
    »Es ist Ihnen wohl nicht recht, daß ich mich von andern Ihresgleichen plündern ließ,« rief jener lachend.
    »Sie? – plündern –« versetzte Trockenschling ironisch.
    »Wollen Sie

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