Leiden sollst du
gehetzt. Nur mit viel Glück konnte ich ihm entkommen. Der Patron fand das wohl feige. Er meinte, ich hätte mich um ihn kümmern, ihn beseitigen müssen.“
Wer war dieser GeoGod nur? Auf jeden Fall ein krankes Hirn, wenn er einen Achtzehnjährigen dazu aufforderte, ein Tier umzubringen.
Sie ließ sich die Website und die Fotos, die er von den Caches gemacht hatte, zeigen. Langsam glaubte sie Benjamins Vermutung, dass der Unbekannte Heide absichtlich angefahren haben könnte. Bei dem Gedanken an die Konsequenzen und die Gefahr, die weiterhin von ihm ausging, wich ihr jegliches Blut aus dem Gesicht.
„Das hätte ich niemals getan. Niemals! Nicht einmal einen Kampfhund, der mich angreift. Ich hätte mich verteidigt, wenn ich etwas gehabt hätte, aber ihm nicht den Schädel eingeschl...“ Ihm versagte die Stimme.
„Warum nennst du ihn Patron ?“ Genau genommen bedeutete das Schutzherr, Gönner oder Förderer. So sah er sich bestimmt selbst, aber in Wahrheit passten diese Bezeichnungen überhaupt nicht zu ihm, nach allem, was Marie gehört hatte.
„Er will es so.“ Ben nahm auf seinem Bett Platz. „Durch den Köter habe ich den letzten Schatz nicht gefunden. Der Gamemaster war stinksauer. Er meinte, ich müsste dafür bezahlen, so wäre es nun mal, wenn man gegen ihn verliert, das stünde in den Regeln.“
Eine böse Vorahnung, was er damit gemeint haben könnte, erwachte in Marie.
„Ich glaube nicht, dass sie vorher schon auf der Website gestanden hatten, und wenn doch, dann gut versteckt. Jedenfalls kannte ich sie bis dahin nicht. Da stand ...“
Sie hockte sich vor ihn hin und legte beide Hände auf seine Knie, um ihm durch den Körperkontakt Kraft zu schenken, aber auch weil sie selbst das Bedürfnis nach Nähe zu ihm hatte. Seine Beichte war bisher schon so unglaublich gewesen, dass sie vor dem, was noch kam, Angst hatte. „Was?“
„Dass der Spieleinsatz meine Familie ist“, brachte er atemlos hervor.
Entsetzt keuchte Marie. Der Patron hatte seine Fäden um Benjamin gesponnen und bevor dieser wusste, wie ihm geschah, hing er auch schon in seinem Netz. Ein Rest Zweifel blieb jedoch. „Du kannst nicht wissen, dass er es war, der deine Mutter angefahren hat.“
„Das Schwein hat mich angerufen, von einem Prepaid-Handy aus, behauptete er zumindest, und ich glaube ihm, denn er ist verfickt clever, er plant immer alles durch, jeden Schritt.“
„Ihr habt telefoniert?“ Die Verzweiflung in seinem Blick machte sie fertig. Sie hätte ihn gerne in den Arm genommen und ihm gesagt, dass die Welt morgen schon wieder besser aussehen würde, aber das wäre gelogen gewesen. So einfach ließ sich das Grab, das er sich und seiner Familie geschaufelt hatte, nicht zuschütten, bevor jemand hineinfiel.
„Heute Nacht, im Krankenhaus, auf dem Smartphone. Er sagte, wenn ich zur Polizei gehe, wird er mich bestrafen. Wenn ich das Spiel abbreche, wird er mich ebenfalls bestrafen. Und damit meint er nicht mich persönlich, sondern dass er beim nächsten Mal den vollen Einsatz einfordern wird.“
Maries Hals fühlte sich so eng an, als wäre er zugeschwollen. Es tat beinahe weh, den Kloß im Hals hinunterzuschlucken. Heides Unfall war nur eine Warnung gewesen, diese Erkenntnis schockierte sie! Der Patron hatte nicht vorgehabt, sie umzubringen, so viel zu den guten Nachrichten. Sollte Ben jedoch ein weiteres Mal versagen oder sich jemandem anvertrauen, würde dieser Psychopath Nägel mit Köpfen machen und Heide oder Hajo auslöschen. „Ich schweige, versprochen.“
Ben setzte Kobold auf seinen Oberschenkel, legte seine Handflächen aneinander und schaute Marie flehend an. „Auch Daniel gegenüber.“
Das würde ihr schwerfallen. Auf seine Meinung legte sie großen Wert, nicht nur weil sie ihn liebte, sondern natürlich auch wegen seines kriminalistischen Spürsinns. Er fand vielleicht eine Möglichkeit, GeoGod aufzuspüren oder zu stoppen, ohne dass weiterer Schaden entstand.
Doch dann fiel ihr ein, dass das nicht möglich war. Helfen konnte er ihr nur vom Polizeipräsidium aus, in dem er zum Beispiel seine Kollegen, die sich mit dem Aufspüren und Verfolgen von Internetkriminalität beschäftigten, inoffiziell und unter dem Mantel der Verschwiegenheit bat, alles über den Betreiber der Homepage herauszufinden. Aber er weigerte sich ja sogar, Tomasz, mit dem ihn mehr als nur die Arbeit verband, privat zu treffen, geschweige denn das Präsidium in Kalk für ein Gespräch mit dem Personalleiter
Weitere Kostenlose Bücher