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Lemberger Leiche

Lemberger Leiche

Titel: Lemberger Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Ramge
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Aber wenn’s dich nicht interessiert, warte ich eben, bis du geneigt bist, mir zuzuhören.«
    »Jetzt wird erst mal der Knorr vernommen«, sagte Schmoll. »Wir müssen eins nach dem anderen machen, sonst kommen wir sowieso nicht weiter.«
    Obwohl Katz neugierig war und Einzelheiten über Irmas heiße Spur wissen wollte, blockte sie seine Fragen ab und machte sich daran, ihre Ermittlungsübersicht, die sie am Abend zuvor skizziert hatte, ins Reine zu zeichnen.

    Stöckle war überzeugt: Knorr war der Bankräuber! Schmoll war sich dessen nicht so sicher, hoffte aber, nach diesem Verhörklarer zu sehen. Wenn nicht, sollte sich Stöckle allein weiter mit Knorr auseinandersetzen.
    Für ihn selbst war es wirklich an der Zeit, Verdächtige im Zusammenhang mit der Leiche vom Lemberg aufzuspüren. Wenn Schmoll es auch nicht zugab, so war er gespannt auf die neue Spur, die Irma angeblich entdeckt hatte.
    Doch vorerst betrat er mit Stöckle den Verhörraum der JVA. Fabian Knorr saß, von einem Vollzugsbeamten bewacht, bereits am Tisch. Die Atmosphäre in dem nüchternen Raum war frostig und trotzdem stickig. Die unwirkliche Stille wurde durch gleichmäßiges leises Klopfen zerhackt. Es war Fabians Fußspitze, die auf den Linoleumboden tippte. Er trug Anstaltskleidung. Die hatte er anziehen müssen, weil seine Kleider, die er tagelang am Leibe getragen hatte, verdreckt waren. Im Gefängnis herrsche Hygiene, hatte man ihm gesagt. Die Gefängnisjacke war ihm um den Bauch zu eng und die Hose zu lang. Fabian sah aus wie in einem Schlafanzug und wirkte noch jünger, als er sowieso schon war. Jung und so bleich und verstört, als hätte er mehrere Nächte nicht geschlafen.
    Als ihn Stöckle aufforderte, den Tathergang zu beschreiben, stammelte der Junge: »Wie? Was? Schon wieder? Ich hab nichts getan.«
    Stöckle blätterte mit einer Hand ungeduldig in der Akte und massierte mit der anderen hektisch seinen Adamsapfel.
    Schmoll schlug seinen väterlichen Ton an, den er für jugendliche Straftäter, die noch nicht überführt waren, parat hatte. »Okay, Herr Knorr, fangen wir also noch einmal von vorn an: Sie sind achtzehn Jahre alt und Lehrling in einer Metzgerei.«
    »Pützle«, bestätigte Fabian.
    »Gut«, sagte Schmoll. »Die Metzgerei Pützle ist bekannt für ausgezeichnete, perfekt gewürzte Rostbraten.«
    Fabian nickte eifrig. Sein Nervenkostüm schien sich aber nur unwesentlich zu lockern, denn sein Fuß tippte weiter rhythmisch auf den Boden. Ungewollt fiel Schmoll in diesen Rhythmus mit Fingertrommeln ein.
    »Sie sind nicht vorbestraft und nehmen keine Drogen. Sie haben bei allen Vernehmungen ausgesagt, keinen Alkohol zu trinken und nicht zu rauchen. Bis auf die unrühmliche Ausnahme am vorigen Sonntag.«
    Diesmal nickte Fabian nicht nur, er stellte das Fußtrippeln ein und sagte laut und deutlich: »Ja. Stimmt.«
    Jetzt schaltete sich Stöckle wieder zu: »Ihr Problem sind nach wie vor die zehn Hundert-Euro-Scheine, die wir in Ihrem Rucksack gefunden haben. Ist Ihnen, Herr Knorr, inzwischen eingefallen, wie Sie in den Besitz des Geldes gekommen sind?«
    Fabian rang seine Wurstfinger und japste: »Ich weiß es wirklich nicht!«
    Nun wurde Stöckle laut: »Das, Herr Knorr, haben Sie mir nun oft genug gesagt. Sie müssen doch endlich gemerkt haben, dass leugnen nichts nützt. Wir hatten damit gerechnet, Ihnen würde mit der Zeit etwas Neues einfallen.«
    Fabian Knorr schluckte. Er schluckte im gleichen Abstand, wie Stöckles Adamsapfel rauf und runter fuhr.
    Stöckle beugte sich mit verbissener Miene über den Tisch. »Ich frage Sie jetzt zum letzten Mal: Wie konnte das Wunder geschehen, dass sich derart viel Geld in Ihren Rucksack verirrt hat?«
    »Ich hab nachgedacht«, sagte Fabian weinerlich. »Tag und Nacht denke ich an nichts anderes. Ich kann nicht schlafen. Und wenn doch mal, dann träume ich alle Banküberfälle durcheinander, die ich je im
Tatort
oder bei
XY-ungelöst
gesehen habe. Mir platzt fast der Kopf. Nach solchen Träumen bin ich nicht mehr sicher, ob ich nicht doch irgendeine Bank ausgeraubt habe.«
    »Na also«, sagte Stöckle. Er fixierte Fabian und wechselte, ob absichtlich oder aus Versehen, zum Du. »Dann erzähl doch mal, wie das alles gekommen ist. Ich kann dir versichern, ich gehe nicht davon aus, dass du die Bank allein ausgeräumt hast. Also, streng deinen Grips an. Sag uns, wer dich angestiftet hat, wer deine Komplizen waren. Das kanndoch nicht so schwer sein! – Und bedenke: Je früher du

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