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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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haben könnte. Ich kann nicht allzu viel tun, außer ein Weilchen auf Sie aufzupassen.«
    »Ich kann selber auf mich aufpassen«, erwiderte er und warf einen vielsagenden Blick auf Onkel Bert.
    »Okay. Wenn Sie nichts dagegen haben, behalte ich die Dinge im Auge. Natürlich kann ich nicht ständig hier sein. Wenn also etwas passiert, erreichen Sie mich normalerweise unter einer dieser Nummern.« Ich schrieb ihm meine Bürotelefonnummer auf und die zu Hause, dazu die Nummer des Fernsprechers hinter der Theke im Horsehead.
***
    Als ich Kirkcaldys Haus verließ, war der schlachtschiffgraue Himmel noch dunkler geworden und die Luft noch drückender. Es herrschte eine Hitze wie in einem Dampfbad, und ich spürte den Druck wie ein Band um meinen Kopf, das straffer gezogen wurde. Ich war erst ein paar Minuten unterwegs, als das Gewitter losbrach.
    Wenn es etwas gibt, was Glasgow wirklich gut kann – besser als irgendein Ort, den ich kenne –, dann ist es, Regen auf sich niedergehen lassen. Ich sah zwei grelle, hässliche Blitze am Himmel, und der Regen prasselte gegen meine Windschutzscheibe, ehe der ohrenbetäubende Donner über mich hinwegrollte. Das war nicht bloß Regen. Es war, als triebe eine wild gewordene Furie dicke, schwere Regengeschosse vor sich her, die wütend auf das Dach meines Wagens trommelten und für das letzte Aufgebot meiner Scheibenwischer nur Spott übrig hatten. Als ich in die Nähe von Blanefield kam und nach Bearsden hineinfuhr, musste ich den Wagen fast auf Schleichtempo abbremsen, weil ich kaum zwei Meter Sicht hatte.
    Mir blieb noch Zeit, ehe ich den Franzosen traf, also fuhr ich zur Argyle Street. Der Wolkenbruch hatte noch nicht aufgehört, aber ich hatte das Glück, einen Parkplatz zu finden, von dem es nur ein Dreißig-Sekunden-Sprint bis zur nächsten Teestube war. Ich ging hinein, schüttelte den Regen von meinem Hut und beklagte mich beim Kellner, dem ich den Hut reichte, über den plötzlichen Wetterumschwung. Nur zwei andere Tische waren besetzt, und ich saß in düsterem Schweigen da. Als ich mein Lammkotelett mit Kartoffelbrei gegessen hatte, trank ich einen Kaffee und rauchte eine Zigarre, während ich durch das Fenster brütend den Regen betrachtete.
    Ein fruchtloses Unterfangen. Ganz egal, wie oft ich darüber nachdachte, der Bobby-Kirkcaldy-Auftrag blieb ein fruchtloses Unterfangen. Willie Sneddon wälzte sich nachts aus Sorge um seine Investitionen schlaflos herum. Doch mehr als draußen vor Kirkcaldys Haus zu sitzen, konnte ich kaum tun. Und wenn es auf eine Überwachung rund um die Uhr hinauslief, käme es Sneddon teuer zu stehen. Sollten doch Twinkletoes oder Tiny Semple da draußen parken. Oder Singer. Das war eine Arbeit für Gorillas. Etwas anderes könnte ich Sneddon nicht sagen.
    Nachdem ich an der Kasse bezahlt und meinen Hut geholt hatte, ging ich nach draußen in den Regen. Er war beträchtlich schwächer geworden, und mit seinem Nachlassen hatte er auch ein wenig die abgestandene Hitze aus der Luft genommen. Doch Glasgow blieb Glasgow, gekleidet in Regen und Grautöne.
    Ich brauchte nur ein paar Minuten bis zum Merchant’s Carvery im Geschäftsviertel der Stadt. Weil ich immer noch zu früh dran war, beschloss ich, bis kurz vor acht im Wagen zu warten. Das Merchant’s Carvery war Glasgows Vorstoß zur gehobenen Klasse: Es stand inmitten georgianischer und viktorianischer Häuserreihen am Rande eines Parks. Wie der Name andeutete, hatten einmal die reichen Kaufleute und Industriellen der Stadt die umstehenden Häuser bewohnt; heute waren die meisten zu Büros umgebaut. Während ich im geparkten Auto davor wartete, wettete ich mit mir selbst, dass ich Barnier erkennen würde, sobald er auftauchte. Doch die einzigen Leute, die ich in das Restaurant gehen sah, war ein Paar mittleren Alters. Beide trugen Tweed.
    Das Merchant’s Carvery gehörte zu den Lokalen, die darauf ausgelegt sind, den Gast einzuschüchtern, genauer gesagt, sie sind entsprechend ausgestattet und eingerichtet. Man soll sich dort fehl am Platze fühlen. Auf mich wirkte es sehr übertrieben. Das feudale rote Leder der Sitznischen war ein klein wenig zu feudal und viel zu rot. Wäre das Carvery in Edinburgh gewesen, hätte es nicht ganz so übertrieben gewirkt.
    Ich ging hinein und händigte wieder meinen Hut aus. Diesmal reichte ich ihn einem Diener in weißer, taillenlanger Jacke und Pillboxmütze. Er war ohne Zweifel der altersschwächste Piccolo, den ich je gesehen hatte, und ich machte mir

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