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Letzte Ehre

Letzte Ehre

Titel: Letzte Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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wo er es liegengelassen hatte. Ich zog mir einen Stuhl hervor, setzte mich und blätterte durch die Einträge, bis ich beim P angelangt war. Es war kein Pelissaro aufgeführt. Nicht einmal ein ähnlicher Name. Ich sagte: »Mist. Ähmmn. Tja, vielleicht gab es in den vierziger Jahren hier einen Pelissaro. Wir versuchen es morgen früh in der Bibliothek. Das kann nicht schaden.«
    »Wir sollten uns lieber schleunigst etwas einfallen lassen. Gilbert muß jede Minute anrufen, und ich werde ihm nicht erzählen, daß wir auf dem Weg in die Stadtbibliothek sind. Ich möchte ihm gern erzählen, daß wir eine Spur verfolgen, und nicht, daß wir hier sitzen und uns dumm stellen. Das heißt in meinen Augen das gleiche wie tot.«
    »Sie sind eine Nervensäge, wissen Sie das? Hier, versuchen Sie’s mal damit.« Ich griff nach den Gelben Seiten und schlug die Rubrik »Friedhöfe« auf. Etwa zwanzig waren verzeichnet. »Werfen Sie mal einen Blick darauf und sagen Sie mir, wo die alle sind«, bat ich. »Wenn wir uns eine Karte vornähmen und einen großen Kreis zögen, könnten wir vermutlich das Gebiet eingrenzen. Wenigstens könnten wir sämtliche Friedhöfe in einem bestimmten Umkreis der Stelle herausfinden, wo Johnny festgenommen wurde. Wäre das nicht hilfreich? Das können nicht so viele sein. Nach der Fotografie zu urteilen, gibt es den Friedhof schon lange. Diese Gräber sind alt. Die sind nicht verschwunden.«
    »Das wissen Sie nicht. Hier in der Gegend werden Gräber verlegt, wenn sie einen Fluß zu einem See aufstauen«, wandte er ein.
    »Ja, klar, wenn das Geld unter Wasser ist, sind wir geliefert«, meinte ich. »Gehen wir doch von der Annahme aus, daß es nach wie vor irgendwo über der Erde ist. Haben Sie eine Karte von Louisville? Dann können Sie mir zeigen, was wo ist.«
    Ray ging zum Wagen hinaus und kam mit einer großen Karte der südöstlichen Vereinigten Staaten und dazu einer Reihe Einzelkarten sowie einem Stadtplan von Louisville zurück. »Mit freundlicher Empfehlung von Triple A. Das Auto, das ich gemietet habe, war gut ausgestattet«, sagte er.
    »Was sind Sie nicht aufmerksam«, sagte ich, als ich den Stadtplan von Louisville aufklappte. »Fangen wir mal mit dem hier an. Wo ist der Dixie Highway?«
    Einen nach dem anderen arbeiteten wir uns durch die in den Gelben Seiten aufgeführten Friedhöfe voran und kennzeichneten ihre Lage auf dem Stadtplan von Louisville. Es gab vier, eventuell fünf, die in einem vernünftigen Zeitraum von der Stelle aus, wo Johnny Lee von der Polizei gefaßt worden war, mit dem Auto erreichbar waren. Ich notierte mir jeden Friedhof mitsamt Adresse und Telefonnummer auf einem Blatt Papier.
    »Und was nun?« wollte er wissen.
    »Wir werden morgen früh bei allen diesen Friedhöfen anrufen und feststellen, ob irgendwo ein Pelissaro begraben liegt.«
    »Falls der Friedhof in Louisville ist.«
    »Würden Sie gefälligst aufhören, den Spielverderber zu mimen?« sagte ich. »Wir müssen davon ausgehen, daß das hier von Belang ist, sonst hätte Johnny Ihnen das Bild nicht geschickt. Sein Ziel war es, Ihnen Informationen zu geben, nicht, Sie an der Nase herumzuführen.«
    »Na schön, hoffen wir nur, daß er seine Sache nicht zu gut gemacht hat. Sonst entziffern wir es nie.«
    Gegen neun Uhr fühlte ich mich erschöpft und begann nach einem Bett zu winseln. Ray wirkte ruhelos und hektisch, da es ihm Kopfzerbrechen bereitete, daß Gilbert nicht angerufen hatte.
    »Was wollen Sie ihm sagen, wenn er anruft?« fragte ich.
    »Keine Ahnung. Ich erzähle ihm irgendwas. Ich möchte, daß er morgen in aller Herrgottsfrühe mit Laura hierher kommt, damit ich sehen kann, daß sie unverletzt ist. In der Zwischenzeit bringen wir Sie mal zu Bett. Sie sehen erledigt aus.«
    Im oberen Fach des Wandschranks seiner Mutter fand er ein paar Decken und ein Kopfkissen. »Sie gehen besser noch vorher für kleine Mädchen. Oben ist keine Toilette.«
    Ich verbrachte ein paar Minuten im Badezimmer und folgte anschließend Ray nach oben. Wie sich herausstellte, gab es dort überhaupt nicht viel: ein Einzelbett mit Holzrahmen und durchgelegener Matratze, einen Nachttisch mit einem einzigen kurzen Bein und eine Lampe mit Vierzig-Watt-Birne und vergilbtem Schirm. Kurzfristig dachte ich über Ungeziefer nach, bis mir klar wurde, daß es hier oben viel zu kalt war, als daß irgend etwas überleben könnte.
    »Haben Sie alles, was Sie brauchen?«
    »Alles bestens«, antwortete ich.
    Ich ließ mich vorsichtig auf

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