Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
verrieten den einstigen Zweck.
„Wir sollten diese kahlen Ebenen umreiten. Oder lässt uns das Schicksal den Weg da hindurch nehmen?“
„So ist es, mein Freund“, antwortete sie Nirek bitter, fürchtete sie doch hier ihre Entdeckung. „Dort irgendwo liegt unser Ziel.“
„Wir sollten nur nachts reiten. Am Tag sind wir zu gut zu sehen.“ Damit hatte der Elb sicher Recht. Weit und breit gab es keinerlei Deckung. Er ahnte ebenfalls eine drohende Gefahr.
„Es musste ja so kommen. Die letzten Wochen waren doch viel zu einfach. Ich hatte mich schon gefragt, wann die nächsten Schwierigkeiten auftauchen.“ Therani setzte sich erneut in Bewegung. Dabei wirbelte er die Asche auf, die den Boden bedeckte. Der bereits liegende Schnee konnte dies nicht verhindern. Eine dunkle Wolke stieg weit nach oben.
„Halt ein! So warnen wir den Feind. Sieh nur.“ Der Blick aller folgte Nireks Hand, die himmelwärts wies.
„Somit bleibt uns der nächtliche Ritt nicht erspart. Hoffen wir, dass der Gegner wenigstens dann blind für uns ist.“
„Du gehst davon aus, dass er in der Nähe ist?“
„Jetzt schon, Berando. Sonst würde ihm diese verräterische Magie nichts nützen. Die Asche, wird sie aufgewirbelt, verstärkt sich zu einer Signalwolke. Ohne Zauber geschieht dies nicht.“
„Also hat das Böse selbst in diesen Gefilden seine Heimat.“
„Das sollten wir in Betracht ziehen, mein Sohn. Nun, wir werden wieder weniger Schlaf bekommen und der nächste Kampf ist sicher nicht weit. Ziehen wir uns zurück, um bis zum Abend zu ruhen.“
„Ich glaube nicht, dass wir das tote Land an dieser Stelle betreten sollten. Hier haben wir uns womöglich schon verraten. Lasst uns den Schutz der letzten Bäume ausnutzen und die Ebene weiter westlich durchqueren.“ Der Heerführer sah zu Lewyn. Dann trieb er Tharig zurück in den Wald und folgte dort in einigem Abstand seiner Grenze. Die Freundin hatte ihn wissen lassen, dass ihre Überlegungen dieselben waren. Aber nach zwei Stunden zügelte sie ihr Pferd. Vor ihr stand eine Kreatur, die aus großen Augen neugierig der Gruppe entgegenblickte. Sie war größer und massiger als ein Mensch. Der stark behaarte Körper wurde von einer Lederrüstung geschützt. Zwei Gürtel, gespickt mit Messern, lagen schräg über den Schultern.
Messergürtel eines Kepala
„Wie kommt es, dass ihr euch durch das tote Land der abgeholzten Bäume bewegt? Habt ihr denn gar keine Angst? Schon lange hat die Dunkelheit diesem Gefilde seine Knechtschaft auferlegt. Ihr solltet vorsichtiger sein.“ Er hob etwas Pfeifenähnliches an seinen Mund und dann flogen mehrere kleine Pfeile den Freunden entgegen.
„Runter! Schilde hoch!“ Damit jagte die Kriegerin dem Geschöpf nach, das sich zurückgezogen hatte. Nach einiger Zeit brachten ihre Wurfklingen den Flüchtling zu Fall. Sie hoffte, Informationen zu erhalten.
„Halt endlich still! Ich hatte nicht vor, dir wehzutun. Doch hast du uns angegriffen. Sag, wer bist du und welche Aufgabe hast du zu erfüllen? Bist du ein Wächter?“ Vorsichtig war sie herangetreten und nahm dem vor ihr Liegenden die beiden Messergürtel und das Blasrohr ab. Dann war sie nicht mehr allein. Die Gefährten standen wieder beisammen.
„Was redet ihr da? Hast du verstanden, was dieses Geschöpf von sich gab? Woher kennst du dies wirre Gefasel?“
„Das wird Magie sein. Wichtiger aber ist, woher nahmst du die Gewissheit, nicht in eine Falle zu laufen?!“ Soh’Hmils Blick fiel diesmal tadelnd auf die junge Frau.
„Ich wusste es eben, wie ich seine Sprache verstehe. Hätten wir sterben sollen, wäre ein Angriff aus dem Hinterhalt sicher vielversprechender gewesen.
Nun, ich warte noch immer auf eine Antwort!“, wandte sie sich erneut an ihren Gefangenen. Dessen Augen begannen zu glänzen. Langsam setzte er sich auf.
„Ich denke, meine Aufgabe ist gerade dabei, sich zu erfüllen.“
Sofort war die Kriegerin wieder kampfbereit. Suchend blickte sie durch die Bäume.
„Geht, sehet euch um!“ Vielleicht gab es noch mehr dieser seltsamen Wesen hier. Vielleicht aber wartete der Feind in der Nähe. Vielleicht.
„Von welcher Aufgabe sprichst du?“
„Von der, die uns davon entbindet, noch länger in dieser verfluchten Gegend hausen zu müssen. Seit Jahrhunderten warten wir hier. Mein Volk wurde dabei immer kleiner. Das Böse hingegen entließ viele seiner Geschöpfe in diese Lande. Früher gab es die dichten Wälder, durch die ihr gekommen seid, überall am Fuße des
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