Lohse, Eckart
genommen. Gädechens war früher Berufssoldat.
Der Mitflug im Hubschrauber des Ministers ist für den CDU-Mann von Nutzen.
Später, wenn der wirklich harte Teil der Guttenberg'schen Wehrreform beginnt
und es um die Verkleinerung oder gar Schließung von Bundeswehrstandorten geht,
wird Gädechens gegebenenfalls sagen können, er habe gekämpft, habe es sogar bis
in den Ministerhubschrauber geschafft, aber ein paar Opfer müssten eben
gebracht werden. Auch für Guttenberg hat es Vorteile, Parlamentarier mit an
Bord zu nehmen. Gädechens könnte dem Minister nun kaum mehr vorhalten, dieser
habe ihn nicht angehört, sich nicht um seine Belange gekümmert.
Im Innenhof der Rettberg-Kaserne
gelandet, gibt es zunächst eine erfreuliche Überraschung für den Besuch aus
Berlin. Die Limousine von Peter Harry Carstensen rollt auf den Kasernenhof. Es
war bis zum Schluss offengeblieben, ob der schleswig-holsteinische
Ministerpräsident seinem Unionsfreund Guttenberg die Ehre erweisen würde.
Carstensen hatte erst kürzlich Kritik an Guttenbergs Plänen zum Umbau der
Bundeswehr und der Abschaffung der Wehrpflicht geäußert. Der
Verteidigungsminister kann Carstensens Auftauchen als gutes Zeichen werten,
dass dieser es mit der Konfrontation nicht zu weit treiben will.
Carstensen kommt also mit in die
Kaserne und nimmt gemeinsam mit Guttenberg Platz neben Landtagsabgeordneten,
Bürgermeistern und Soldaten, um dem Vortrag des Bataillonskommandeurs zu
lauschen. Oberstleutnant Matthias Henkelmann präsentiert zu Beginn seiner
Ausführungen ein altes Foto, das einen reitenden Hauptmann zeigt. Anscheinend
gehört dieser zum historischen Inventar des Bataillons. Noch heute besuche der
hochbetagte einstige Soldat die Kaserne. Guttenberg muss gar nicht lange
rätseln, worauf der Kommandeur mit seiner Anekdote zielt. Es ist die gute Einbindung
des Bataillons in die Region, die Henkelmann immer wieder loben wird, bis hin
zu der Bemerkung, dass die Bewerberlage gut sei. Das ist wichtig für eine
Bundeswehr ohne Wehrpflicht, die sich besonders wird anstrengen müssen,
Nachwuchs zu finden, wenn dieser nicht mehr »gezogen« wird.
Eine der großen Sorgen von
Soldaten und Kommunalpolitikern angesichts dessen, was bisher von Guttenbergs
Plänen bekannt geworden ist, gilt weniger der Abschaffung der
Wehrpflicht als vielmehr dem drastischen Abbau der Truppenstärke
einschließlich der Verkleinerung oder gar Schließung von Standorten. Soldaten,
die vielleicht gerade ein Haus in der Nähe ihres Standorts gekauft haben,
müssen dann pendeln, Gewerbetreibende, die von der Kaserne profitierten,
werden Einbußen hinzunehmen haben. »Wenn man nahezu der letzte Heeresverband in
Schleswig-Holstein ist, sollte man das nicht leichtfertig aufgeben«, fleht
Henkelmann in Richtung des Ministers. Der lächelt verständnisvoll. »Einmal
muss ich das sagen«, setzt der Oberstleutnant hinzu, die um ihn versammelten
regionalen Verantwortungsträger klopfen zustimmend auf den Tisch.
Als Henkelmann fertig ist, erhebt
sich der Verteidigungsminister. Er dankt, auch für die »sehr liebevoll
verpackten Botschaften«. Guttenberg lobt den Standort, behauptet, ein Wort des
ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler aufnehmend, in Eutin habe die
Bevölkerung »kein freundliches Desinteresse« an der Bundeswehr. Der Minister
versichert, er achte genau darauf, dass auch eine reformierte Bundeswehr »in
der Fläche verankert« sei, spricht aber kein Wort, das auch nur im Entferntesten
als Bestandsgarantie interpretiert werden kann. Später wird ein örtlicher
Journalist ihn löchern, ob die Aufklärer in Schleswig-Holstein sich Sorgen
machen müssten. Der Minister lobt zwar die »ausgezeichnete Truppe«, bleibt
aber hart: Standortentscheidungen würden nicht vor Mitte 2011 getroffen.
Als der Reporter nachfasst und wissen will, ob denn die Eutiner Soldaten sich
in der Region ihre Häuser bauen könnten, weicht Guttenberg abermals einer
Antwort aus, »auch wenn Sie es noch so elegant versuchen«.
Am frühen Nachmittag geht es zur
unvermeidlichen Vorführung soldatischer Aktivitäten ins Gelände. Weil es ein
paar Mal »Bumm« macht, liegen auf jedem Stuhl für die Gäste gelbe Ohrstöpsel.
Guttenberg ignoriert sie und schaut sich ohne Schutz die nachgestellte kleine
Szene an. Sie zeigt, wie Soldaten des Aufklärungsbataillons von Taliban
angegriffen werden. Über die sanften, grünen Hügel vor den Toren Eutins turnen
ein paar Männer in halbwegs bunten Gewändern, die die
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