Loreley - Basalt
in einen abgewetzten Sessel fallen.
»Für den Anfang würde es genügen, von Ihnen die Wahrheit zu hören«, sagte Hoffmann tonlos und blickte sich dabei in dem Zimmer um.
»Was heißt hier Wahrheit? Ich habe doch schon alles erzählt«, ereiferte sich Sinz.
Hoffmann rümpfte seine Nase. »Könnten Sie mal ein Fenster öffnen.«
»Ich kam heute Morgen noch nicht zum Lüften«, stammelte Sinz. Mühsam erhob er sich und öffnete ein Fenster. Überall lagen leere Bierdosen herum. Auf einem Teller lag ein halbes Hähnchen. Wahrscheinlich hatte Sinz vor Tagen davon gegessen, jedenfalls sahen die Überreste nicht mehr appetitlich aus.
»Sie können sich setzen«, mit einer Handbewegung zeigte Sinz auf die freien Plätze. Hoffmann blieb stehen, ihm war diese Wohnung zuwider. Schuster warf von einem Stuhl einige Bierdosen herunter und setzte sich.
»Wie kann es sein, dass Sie in so einer Unordnung leben und sich anscheinend dabei auch noch wohlfühlen?«, wunderte sich Hoffmann.
»Mein Kollege hat nicht ganz unrecht. Sie haben einigen Menschen Briefe geschrieben, unter dem Vorwand Umweltschützer zu sein. Ich kenne sehr viele umweltbewusste Menschen, aber niemand lebt in so einem Dreck. Da passt doch eines nicht zum anderen«, stellte Schuster fest.
Sinz stand gelangweilt von seinem Sessel auf: »Kaffee?«
»Ich möchte eine Antwort auf meine Frage haben.« Schuster sah Sinz hinterher, der sich auf den Weg in die Küche machte.
»Tee habe ich keinen, die Dose ist leider leer«, meinte Sinz und blieb die Antwort schuldig. Schuster war sauer und stand auf. Hoffmann sah, dass an der Jacke seines Kollegen ein Kaugummi klebte.
»Kaffee ist aufgestellt«, kam Sinz nach einer Weile lächelnd zurück ins Wohnzimmer. Schuster sah ihn grimmig an.
»Eine Antwort möchte ich.«
»Meine Haushaltshilfe hat Urlaub«, murmelte Sinz.
»Sie lügen doch! Wovon wollen Sie denn eine Haushaltshilfe bezahlen?«, mischte Hoffmann sich ein.
Wortlos ging Sinz erneut in die Küche. Geschirr klapperte, dann stand er mit einem Tablett im Wohnzimmer.
»Für mich keinen Kaffee«, versicherte Hoffmann, dem Sinz das Tablett entgegenhielt.
»Tee ist aber leer.«
»Eine Antwort möchte ich von Ihnen. Wenn das hier nicht möglich ist, nehmen wir Sie mit zur Polizeiinspektion.« Schuster nahm erneut auf dem Stuhl Platz.
»Gibt es auf der Polizeiinspektion Tee?«
»Jetzt reicht es aber. Sie kommen mit uns«, entschied Schuster.
Sinz schloss ohne Protest das Fenster, dann verließ er leicht grinsend zusammen mit den Polizisten die Wohnung.
Schuster setzte sich neben Sinz auf den Rücksitz. »Warum machen Sie alles komplizierter als es ist, Herr Sinz.«
Sinz schwieg. Schuster blickte auf seine Armbanduhr und stellte fest, dass es eigentlich Zeit war, zu der Kommissarin zu fahren. Er nahm sein Handy und wählte die Nummer von Jil Augustin.
»Ich kann Sie nicht abholen kommen«, teilte er ihr mit. »Ich bin mit Sinz auf dem Weg zur Inspektion zum Verhör.«
»Kein Problem, Manfred Luck kommt mich abholen«, versicherte Jil dem Kommissar. Schuster erkundigte sich noch rasch nach Jils Befinden. »Mir geht es wieder gut.«
»Morgen Früh werde ich nach Bad Marienberg kommen, Frau Augustin. Wenn Sie gesundheitlich in der Lage sind, könnten Sie mir die Stelle im Basaltpark zeigen, wo Fred Müller ermordet wurde«, schlug Schuster vor.
»Ja, natürlich zeige ich Ihnen die Stelle. Kommen Sie doch etwas früher vorbei und trinken noch einen Kaffee mit mir.«
Schuster räusperte sich, meinte aber dann: »In Ordnung, ich werde gegen halb neun Uhr bei Ihnen sein. Soll ich eine Tüte Brötchen mitbringen?«, erkundigte er sich zaghaft.
Jil stimmte lachend zu.
»Ihr Polizisten versteht es aber, Frauen zu erobern.«
»Wer war das denn?«, fragte Jil, die die Bemerkung im Hintergrund mitbekommen hatte.
»Das war Sinz. Wir nehmen ihn mit nach Sankt Goarshausen«, erklärte Schuster schlecht gelaunt.
»Sie wollen mir doch nicht die Morde anhängen? Ich bin doch kein Mörder«, schrie Sinz erregt.
Zwischen Braubach und Osterspay wurde die Straße aufgerissen. Neue Kabel mussten verlegt werden. Deshalb war Hoffmann vor einer Ampelanlage stehen geblieben.
»Bleiben Sie hier!«, hörte Jil plötzlich den Kommissar über die noch bestehende Telefonverbindung schreien.
Noch bevor Jil erfahren konnte, was passiert war, wurde die Leitung unterbrochen.
»Verdammt!«, fluchte Jil. Ein hereinkommender Arzt sah sie überrascht an.
»Ich muss gehen und
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