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Lucas

Lucas

Titel: Lucas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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sie würden cool wirken, lässt sie nur umso
blöder
aussehen. Aber bei Lucas war das anders. Ich bin mir nicht sicher, warum. Bei ihm wirkte es natürlicher, so als würde er nur zu seinem Vergnügen rauchen. Es war keine Sucht. Es war keine Schau oder Affektiertheit. Es war einfach etwas, woran er ab und zu Freude hatte. Ich verstehe zwar nicht, warum das einen Unterschied machen soll, aber so war es. Nicht mal der Rauch störte mich allzu sehr.
    »Kein Deefer heute?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Bloß spazieren gehen?«
    Ich sah ihn an. »Ehrlich gesagt, hab ich Ausschau nach dir gehalten.«
    Sein Kopf nickte leicht, aber er sagte nichts, sondern schaute nur nach den Schwänen auf dem Wasser. Sie hatten sich die ganze Zeit kein bisschen bewegt, sondern waren noch immer direkt am Ufer, immer noch regungslos, und starrten noch immer auf Lucas.
    »Sie sind schön, findest du nicht?«, sagte ich.
    Lucas kräuselte die Stirn. »Ja?«
    »Sie sind so würdevoll.«
    »Ich hab sie nie sonderlich leiden mögen.«
    »Warum nicht? Was ist verkehrt an ihnen?«
    »Es ist nichts
verkehrt
, ich finde nur einfach, sie sind ein bisschen hässlich, das ist alles. Alberne lange Hälse, Kulleraugen, böse wirkende Schnäbel . . .« Sein Mund kräuselte sich zu einem Grinsen. »Als Kind dachte ich immer, die Schnäbel wären das Gefährliche. Ich hatte irgendwo gelesen, dass Schwäne einem mit einem einzigen Flügelschlag das Bein brechen können, aber in meinem Kopf ist alles durcheinander geraten und am Ende glaubte ich sogar, dass sie einem das Bein schon brechen könnten, wenn sie nur durch die
Nase
bliesen.«
    Ich lachte.
    Lucas sah mich an und lächelte. »Ich bringe öfter mal Dinge durcheinander.«
    »Das passiert doch jedem.«
    »Wahrscheinlich schon.« Er zündete die Zigarette wieder an und blies Rauch in die Luft. Dann schaute er wieder auf die Schwäne. Ich sah, wie sein Kopf eine leichte zuckende Bewegung machte, eine Art Seitwärtsnicken, und im selben Moment murmelte er etwas. Die Schwäne unten im Wasser wandten sich beide gleichzeitig ab und glitten davon.
    Ich starrte ihnen verwirrt hinterher. Was ich da eben gesehen hatte oder glaubte gesehen zu haben, ergab keinen Sinn. Es war nicht natürlich. Es war nicht . . . es war nicht wichtig. Seltsame Dinge geschehen. Die Welt ist groß, alles Mögliche passiert . . .
    Ich beobachtete, wie die Schwäne in die Ferne davonglitten.
    Als ich mich schließlich wieder Lucas zuwandte, betrachtete er das Ende seiner Zigarette. Er schaute die glühende Spitze an, als wäre sie das Faszinierendste von der Welt.
    »Ich muss dir was erzählen«, sagte ich.
    Er sah mich an, die blauen Augen ganz ruhig und klar.
    »Du musst fort«, sagte ich.
    »Was – jetzt?«
    »Nein, ich meine, du musst fort von der Insel. Es ist hier nicht sicher.«
    Er lachte leise.
    »Ich meine es ernst«, sagte ich. »Ich hab gehört, was Jamie Tait über dich gesagt hat. Er findet, du hast hier nichts verloren.«
    »Wirklich?«
    Ich nickte. »Das ist der Grund, weshalb alle behaupten, du hättest rumgemacht mit dem kleinen Mädchen, das du gerettet hast. Sie versuchen dich schlecht zu machen.«
    Er lächelte. »Das dürfte ihnen nicht allzu schwer fallen.«
    Ich schaute ihn an. Er kaute auf einem Stück Gras und versuchte träge ein paar Fliegen zu verscheuchen – aber ansonsten schien er an der Welt kein Interesse zu haben. »Pass auf, Lucas«, sagte ich. »Jamie ist nicht so dumm, wie er aussieht. Wenn er dir Ärger machen will, dann schafft er es. Und er kommt damit auch noch durch. Niemand wagt es, etwas gegen ihn zu unternehmen – sein Vater ist Parlamentsabgeordneter, sein zukünftiger Schwiegervater bei der Polizei.«
    »Ich weiß.«
    »Jamie hat ein paar üble Freunde.«
    Lucas zuckte die Schultern.
    »Ich glaube, sie wollen versuchen dir etwas anzuhängen.«
    »Was denn?«
    »Ich weiß es nicht genau – hat was mit einem Mädchen am Strand zu tun, glaube ich. Irgendeine Sex-Sache . . .«
    »Sex-Sache?«
    Es war mir peinlich. »Du weißt schon, was ich meine.«
    Er hielt einen Moment meinem Blick stand, dann senkte er die Augen und schaute weg, ohne etwas zu sagen. Ich starrte ihn an und versuchte seine Gedanken zu lesen, aber sein Gesicht verriet nichts.
    Ich sagte: »Sie werden dir auflauern, Lucas.«
    »Wer?«
    »Jamie Tait und Lee Brendell. Morgen Abend, wenn du bei Joe mit der Arbeit fertig bist. Sie werden am Weg zum Strand auf dich warten. Ich glaube, mein Bruder könnte eventuell auch dabei

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