Lust de LYX - Heißes Verlangen (German Edition)
geholfen?
»Ja.« Alerac atmete leise ein. »Und ich glaube, darum hat dein Vater … dich bedroht.«
»Was?« Wovon in aller Welt redete er? »Mein Vater hat mich niemals bedroht! Er hat mich geliebt, er hat mir nie wehgetan, er …«
»Ich habe es gesehen, Madison.«
Sie machte sich von ihm los, stieg aus dem Bett und zog sich hastig an. »Ich weiß nicht, was du dir einbildest , gesehen zu haben …«
Er folgte ihr und lief durchs Zimmer, hielt sich aber nicht damit auf, sich anzuziehen. »Ich bilde mir ein , den Tod deiner Mutter gesehen zu haben. In einem dunklen Haus, deinem Elternhaus. Und ich habe gesehen, wie ein Wolf dich anknurrte und sich zum Angriff bereit machte.« Er schwieg einen Moment. »Dieser Wolf – er hatte blaue Augen, von dem gleichen Blau wie deine.«
Oh Gott. Nein, nein, das konnte nicht wahr sein. Der Wolf war nicht ihr Vater gewesen. Er war es nicht gewesen! »Mein Vater starb in der Nacht, Alerac. Genau wie meine Mutter. Jemand anders war da, jemand anders hat sie getötet. Das war nicht mein Vater. «
Seine Lippen wurden dünn. »Ich kann nicht sagen, was in der Nacht wirklich geschah. Aber dieser Wolf … er hatte deine Augen.«
Schweiß bedeckte ihre Handflächen. Ihr Herz raste.
»Werwölfe werden mit der Gabe des Wolfs geboren«, fuhr Alerac unbeirrbar fort. »Das bedeutet, ein Teil deiner Eltern, oder beide, hatten Werwolfsblut in sich. Du trägst den Wolf in dir, chérie. Ich habe ihn gesehen – habe ihm in die Augen gesehen. Als wir uns heute Nacht miteinander verbunden haben, habe ich die Macht des Tieres in deiner Leidenschaft gespürt.«
Als sie versuchte, sich an ihm vorbeizudrängen und zur Tür zu rennen, packte er sie an den Armen und zog sie an sich. »Ich habe heute Nacht in dich hineingesehen, habe deine Emotionen geteilt und deine Erinnerungen berührt. Ich weiß , dass der Wolf da drin ist, und du weißt es auch.«
»Warum habe ich mich dann nicht verwandelt?« Wenn sie wirklich ein Werwolf war, hätte sie bisher schon längst die Gestalt gewechselt. Werwölfe verwandelten sich, wenn sie in die Pubertät kamen und …
»Du warst wahrscheinlich kurz vor deinem ersten Mondzyklus … als du die Leiche deiner Mutter gefunden hast.«
So viel Blut. Madison schluckte, weil ihre Kehle plötzlich ganz trocken war.
In jener Nacht hatte sie angefangen, die Geschöpfe zu fürchten, die sich in der Dunkelheit verbargen. Und sie hatte angefangen zu hassen. Als die Polizei mit dem heulenden Blaulicht anrückte, das durch ihren Hof blitzte, und die Leichenbeschauer die zugedeckten Leichen ihrer Eltern hinaustrugen, hatte sie angefangen zu hassen.
»Ich glaube, jene Nacht hat dich verändert.« Seine Hände lagen noch immer auf ihren Armen, aber sein Griff tat ihr nicht weh. »Du hast den Wolf tief in dir eingeschlossen, und seither hast du gegen deine wahre Natur gekämpft.«
Weil sie kein Monster sein wollte.
»Du kannst nicht weiter gegen dich selbst kämpfen. Du musst die Zügel lockern und dich der Bestie stellen.«
Nein. Dazu war sie nicht bereit. Noch nicht.
»Wenn du das nicht tust, wenn du weiter versuchst, den Wolf zu fesseln, dann wird die Bestie eines Tages ausbrechen. Dann wirst du wirklich die Kontrolle verlieren.«
Madison wollte nicht die Kontrolle verlieren. Denn das war in ihren Augen etwas Schlimmes. Vor allem, wenn jener Kontrollverlust bei ihr so eine verdammte Tötungswut auslöste. Tötungswut? Nein, das war nicht gut.
Verflucht. Sie musste hier raus. Musste nachdenken. Und das war nicht möglich, solange Alerac vor ihr stand, sie mit besorgter Miene betrachtete und dabei so verdammt gut aussah, dass ihre Gedanken Karussell fuhren.
Der Mann verwirrte sie über alle Maßen, und wenn sie den Wahnsinn begreifen wollte, der um sie herum geschah, dann musste sie fort von hier. Wenn auch nur für kurze Zeit.
Seine Hände strichen ihr über die Arme. »Ich habe Michael gebeten, Nachforschungen über deine Familie anzustellen. Dein Vater muss ein Einzelgänger gewesen sein, das ist das Einzige, was Sinn ergibt.«
In dem Moment ergab verdammt wenig Sinn für sie. »Ein Einzelgänger?«
» Oui. Er muss sein Rudel verlassen haben, sonst hätte es sich nach dem Tod deiner Eltern um dich gekümmert.« Seine Augen verengten sich. »Vielleicht hat er das Wolfsrudel für deine Mutter verlassen, wenn sie keine Werwölfin war, dann …«
Genug. Madison riss sich von ihm los. »I-ich kann jetzt nicht noch mehr davon verkraften.« Einzelgänger.
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