Lustnebel
herzlich. „Welch Freude, dich heute Morgen hier zu begrüßen.“
Sie führte Rowena an die Sitzgruppe, auf der sich zwei junge Damen niedergelassen hatten, die ihr vage bekannt vorkamen.
„Erinnerst du dich noch an Lady Theodora Moraine und Miss Millicent Trapp, die Tochter von Viscount Knightsbridge?“
Millicent, eine Brünette mit tiefen Wangengrübchen und überraschend grünen Augen, nickte ihr freundlich zu. „Schön, dich wiederzusehen, Rowena, meinen Glückwunsch zu deiner Vermählung“, empfing sie Rowena.
Rowena überlegte kurz, und dann erinnerte sie sich, dass sie vier im Backfischalter gelegentlich aufeinandergetroffen waren, wenn sie im Park spazieren gingen.
„Um Himmels Willen, wie lang ist das her? Drei Jahre?“, rief sie aus und erwiderte auch Theodoras Gruß herzlich.
Theodora, eine Blondine mit üppigen Rundungen, sah Rowena aus schweren Lidern an. „Eher fünf“, berichtigte sie Rowena nasal.
Rowena ließ sich auf einen freien Sessel sinken und nahm die Tasse entgegen, die ihr Millicent lächelnd reichte.
„Fünf Jahre? Wo ist die Zeit hin?“, staunte sie. Sie nippte an dem Tee. „Wie geht es euch beiden? Seid ihr verheiratet?“
Theodora errötete. „Verlobt“, gestand sie.
Millicent zuckte mit den Schultern. „Ich werde den Teufel tun und mich vermählen. Mein Erbe ermöglicht es mir, unverheiratet zu bleiben, und meine Granny ist viel zu weich, um mich zu einer Ehe zu drängen.“
„Wie kannst du nur so ungehörig reden und denken?“, empörte sich Theodora.
Geziert griff die Brünette nach einem Sandwich. „Nicht jeder ist dazu berufen, kleine Earls in die Welt zu setzen“, stichelte sie.
„Hört auf, bevor es beginnt.“ Anne fürchtete offensichtlich eine Auseinandersetzung der beiden um das Thema, da sie den beiden jungen Frauen einen strengen Blick zuwarf. „Bestimmt denkst du anders über die Ehe, wenn du den richtigen Mann findest, Millicent.“
„Setze nicht dein Vermögen auf diese Möglichkeit“, gab Theodora zur Antwort. „Millicent würde aus purem Trotz als alte Jungfer enden.“
„Wir wechseln das Thema“, bestimmte Anne resolut. „Was soll die liebe Rowena von euch denken? Wir begegnen uns nach all den Jahren wieder und ihr beide habt nichts Besseres zu tun, als euch anzugiften.“
„Mir recht“, gab Millicent zur Antwort. Sie wechselte das Thema. „Habt ihr von den Frauenmorden gehört, die Scotland Yard Rätsel aufgeben?“
„Frauenmorde?“ Ein Sandwich schwebte auf halbem Weg in der Luft, ehe Theodora ihre Hand sinken ließ und Millicent fixierte.
Die Brünette warf einen stirnrunzelnden Blick in die Runde. „Ja, ein Killer, der es auf Frauen abgesehen hat. Nun ja, das ist nichts Neues, aber dieser vergreift sich nicht an Huren oder Weibsvolk aus der Gosse. Sein Geschmack ist exklusiver. Er bevorzugt Frauen unseres Standes. Und er benutzt Gift, was ungewöhnlich ist. Frauen morden mit Gift.“ Sie schielte auf Theodoras blonde Locken. Ungerührt nahm sie sich einen Keks und aß, während die drei anderen Frauen sie entsetzt anstarrten.
„Woher hast du diese Informationen?“, erkundigte sich Rowena. Das Herz schlug heftig in ihrer Brust, sodass sie den Schlag in ihrer Halsschlagader pulsieren fühlte.
Millicent nahm einen Schluck Tee, stellte die Tasse seelenruhig ab und wandte sich erst Rowena zu. „Würdet ihr nicht ausschließlich die Gesellschaftsspalten in den Zeitungen lesen, hättet ihr das längst bemerkt. In den letzten Monaten scheint der Ton außergewöhnlich viele Todesfälle beklagen zu müssen.“ Beinahe triumphierend blickte sie in die Runde, ehe sie nach ihrer Tasche griff und sie öffnete. „Mich wird dieser Verbrecher nicht so leicht erwischen. Ich bin vorbereitet!“ Sie zog eine kleine Pistole aus ihrem Retikül, und Theodora schrie erschrocken auf.
„Theodora, beruhige dich augenblicklich“, befahl Anne der anderen streng, ehe sie sich Millicent zuwandte. „Meine Güte, Millicent, wo hast du die her? Weiß deine Großmutter davon?“
Millicent verzog ihr Gesicht verächtlich. „Nur keine falsche Entrüstung, die Straßen sind heutzutage gefährlich für unsereins. Eine Frau muss sich zu verteidigen wissen. Selbstverständlich hat Granny keine Ahnung davon. Sie würde sterben vor Angst, wenn sie es wüsste.“
„Wo hast du die Pistole her?“ Nach dem ersten Schreck musterte Theodora die kleine Schusswaffe fasziniert.
Die Brünette steckte die Pistole wieder ein. „Andrew Carporter hat sie
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