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Lustnebel

Lustnebel

Titel: Lustnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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kannte oder ob er sie einfach nicht zur Kenntnis nahm.
    Sie schrak zusammen, als jemand schrie. Beunruhigt rückte sie näher an Chayton, der immer noch keine Anstalten machte, in irgendeiner Weise zu reagieren.
    „Hast du gehört, was man uns hinterhergerufen hat?“, erkundigte sie sich und konnte ein leichtes Zittern in ihrer Stimme nicht unterbrechen.
    „Es sind einfältige Bauern“, gab Chayton zurück, ohne auf ihre Frage einzugehen. Rowena schwieg. Sie hatte genau verstanden, was man der Kutsche hinterhergeschrien hatte: „Dämon.“
     
    „Wir sind fast da“, erklärte Chayton überflüssigerweise, als das verwitterte Eingangstor vor ihnen auftauchte. Es stand offen und gab den Blick frei auf eine ungepflegte parkähnliche Anlage. Im Vorbeifahren erkannte Rowena einen Totenschädel aus Eisen, der in das Hoftor eingearbeitet war. Eine Heckenrosenranke wand sich um einen der Stäbe und wuchs mit einer Blüte als Abschluss aus dem rechten Auge des Metallschädels. Schaudernd wandte Rowena sich ab.
    Wenig später stieg sie erwartungsfroh aus. All ihre Hoffnungen starben jäh.
    Das Haus war ein Alptraum aus Türmchen und Erkern und Baumängeln. Die Regenrinne hing windschief, einige der oberen Fenster waren mit Holzbrettern vernagelt, an diversen Stellen platzte der Putz ab, und man konnte fehlende Dachschindeln entdecken, wenn man seine Blicke auf das Dach konzentrierte.
    Sie drehte sich zu Chayton um, der sie fast schadenfroh beobachtete.
    „Gibt es Dienstboten?“, erkundigte sie sich, bemüht, ihre wahren Empfindungen zu verbergen.
    „Ich hoffe es“, knurrte Chayton und griff sich die zwei Reisetaschen, die der Kutscher abgeladen hatte. Rowena folgte ihm zweifelnd.
    Immerhin waren die Steintreppen hinauf zur Tür massiv, und auch das Portal mutete stabil an. Chayton öffnete den Eingang und trat ein. Rowena sah sich um und versuchte, irgendetwas Ansprechendes zu entdecken.
    Die Halle war vollkommen verdreckt. Staubschichten mehrerer Generationen lagen auf dem Fußboden, durchbrochen von kleinen Trippelfußspuren und den Schuhabdrücken Erwachsener. Der Kronleuchter erwies sich als wahres Kunstwerk aus Silber und Kristall und war gleichzeitig von Spinnweben überzogen, sodass man den ursprünglichen Zustand nur mit viel Fantasie erkannte. Immerhin hatte jemand die Haupttreppe flüchtig gewischt, sodass der weiße Marmor grauschwarze Schlieren zeigte statt staubigen Belag.
    Rowena hustete und blinzelte, weil ihr der Dreck fast den Atem raubte.
    „Eure Lordschaft?“ Ein junger Mann, mit einem Gesicht schiefer, als es Rowena jemals zuvor gesehen hatte, lief in die Halle. Er strahlte, als er Chayton erblickte. „Mylord, Ihr seid zurückgekehrt!“ Erwartungsvoll sah er Chayton an.
    Dieser nickte dem Schiefgesichtigen zu. „Cain, gibt es Neuigkeiten?“
    „Nein, Mylord.“ Er beobachtete Rowena aus den Augenwinkeln. Er wagte aber nicht, nach dem Grund für ihre Anwesenheit zu fragen. „Dies ist meine Gemahlin, Rowena Bannister, Marchioness of Windermere“, stellte Chayton sie vor, als ihm einzufallen schien, dass er sie seinem Butler vorstellen könnte. Er wandte sich an Rowena. „Rowena, darf ich dich mit unserem Butler bekannt machen? Cain Mitchell.“ Rowena schluckte den gesellschaftlichen Fauxpas Chaytons. Vielleicht konnte sie ihn unter vier Augen darauf hinweisen, dass man Diener der Herrschaft vorstellte und nicht umgekehrt.
    Cain begrüßte Rowena eifrig und erinnerte sie in seiner Begeisterung an einen übermütigen Labrador. Sie konnte gar nicht anders, als seine Freundlichkeit zu erwidern.
    „Cain, ist Myrtle in der Küche?“
    „Ja, Mylord. Die gute Myrtle wird außer sich sein, Euch wiederzusehen!“
    Chayton nickte mit einem feinen Lächeln um die Lippen und führte Rowena in die Küche. Sie hatten kaum die Tür durchquert, da baute sich eine unglaublich fette Frau vor ihnen auf. In ihrer Hand hielt sie ein riesiges Schlachtermesser.
    „Ach, der feine Pinkel und eine Hure!“, posaunte sie mit rauer Stimme.
    Rowena stockte der Atem, ob aus Furcht, Fassungslosigkeit oder Wut, vermochte sie nicht näher zu benennen. Was fiel dieser alten Vettel ein? Atemlos wartete sie auf Chaytons Reaktion.
    „Myrtle“, entgegnete Chayton ruhig, als hätte sie nichts dergleichen von sich gegeben. „Es ist mir eine Freude, dich wohlauf zu sehen. Was hast du mit dem Messer vor?“
    Die Frau blickte verwirrt auf Chayton, dann auf das Messer in ihrer Hand.
    „Hab ein Huhn geschlachtet. Das Vieh

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