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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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das hier nicht geschehen.
    Zoe füllt ein Glas mit Wasser. »Hast du Aspirin da?«
    »In der Schublade ist Nurofen«, sagt er. »Ich hab auch etwas Codein.
Das solltest du mal probieren. Ich bin konvertiert.«
    Sie macht die Schublade auf und schüttet sich ein paar
Schmerztabletten in die Hand.
    »Okay«, sagt Reed. »Pass auf. Diese Sache, die Sache, die gerade
läuft. Das ist ziemlich schlimm. Du hast recht, es hat ihn wahrscheinlich ganz
schön mitgenommen. Sobald sich eine Gelegenheit bietet, knöpfe ich ihn mir vor.
Rede ein ernstes Wort mit ihm.«
    »Er wird sich umbringen«, sagt sie. »Er kann nicht so weitermachen
wie bisher.«
    Er fasst sie an den Schultern, hält sie auf Armeslänge. »Hör zu«,
sagt er. »Das werde ich nie zulassen, klar? Denn ihr beide, John und Zoe, ihr
seid diejenigen, die dem Rest von uns Hoffnung geben.«
    »Dann möge Gott dir beistehen«, sagt sie.
    Bill Tanner wohnt in einem kleinen, zweigeschossigen
Reihenendhaus in Shoreditch.
    Es ist viel weniger wert als vor drei Jahren, aber viel mehr als
damals, als der ursprüngliche Besitzer George Crouch es 1966 erwarb.
    Luther klingelt an der Tür. Drinnen bricht ein kleiner Hund in
wütendes Kläffen aus. Die geblümten Vorhänge werden einen Spaltbreit
zurückgezogen.
    Im Bewusstsein, dass er beobachtet wird, hebt Luther die zwei Tesco-Metro -Tüten,
die er in den Armen hält, in die Höhe. »Ich habe angerufen. Ich bin ein Freund
von Ian Reed. John.«
    Die Vorhänge schließen sich und das Licht im Flur geht an. Nach
einer Weile öffnet Bill Tanner die Tür.
    Obwohl Luther ihn schlurfen gehört hat und er nun gebeugt dasteht,
hat Tanner noch immer etwas von der Ausstrahlung des kräftigen Mannes, der er
einst war: breite Schultern und riesige, knotige Fäuste am Ende fleischiger
Unterarme. Er hat dichtes, weißes Haar auf dem Kopf, nur auf dem Scheitel eine
kahle, rosafarbene Stelle. Noch mehr weißes Haar sprießt in dicken Büscheln aus
seinen Nasenlöchern und Ohren. Er trägt eine braune Strickjacke.
    Zu seinen Füßen sitzt ein magerer, triefäugiger Yorkshire Terrier.
Er kläfft weiter, während Tanner mit zitternder Hand in seine Tasche greift.
    Er fischt einen zerknitterten Fünf-Pfund-Schein heraus und will ihn
Luther geben – der abwinkt, er hält noch immer die schweren Tüten in den
Händen. »Schon gut. Das geht aufs Haus. Gehört alles zum Service.«
    Bill nickt mit seinem alten Löwenkopf und stopft den Fünfer wieder
in die Tasche. »Danke, mein Junge. Möchten Sie dann auf ein Tässchen
reinkommen?«
    Luther zögert. Dann sagt er: »Na gut. Aber nur eins.«
    Er tritt in den Flur.
    Die Teppiche, Vorhänge und Möbel sind alt, viele Jahre lang
sorgfältig gepflegt, aber nun schmuddelig wie bei alten Leuten eben; Luther
entdeckt mehr als ein Hundehäufchen in dunklen Ecken, eins unter der
Musikanlage.
    Yorkies neigen dazu. Luther weiß das, denn seine Oma hatte einen.
    Er folgt Bill in die Küche und zieht einen Vinyl-Stuhl heran. Er ist
mit leuchtenden Sonnenblumen bedruckt, etwas, worauf die Hipster aus Shoreditch
ganz scharf sind. Bill könnte die Stühle am Spitalfields Market verkaufen und
damit gutes Geld machen.
    Bill setzt Wasser auf und versenkt einen Tesco-Value -Teebeutel
in einer Tasse, deren Innenseite Luther lieber nicht näher untersucht.
    Er macht den Kühlschrank auf, holt eine Schachtel Milch heraus,
stellt sie auf der Arbeitsfläche ab. »Zucker?«
    »Ein Stück, bitte.«
    Bill fängt an zu zittern. Luther steht auf, stützt den alten Mann am
Ellbogen. Hilft ihm, sich zu setzen.
    Bill Tanner setzt sich mit gesenktem Kopf. Er hält noch immer die
Milchpackung fest. Luther kann sie riechen.
    »Was ist los?«
    »Ich habe keinen Zucker im Haus.«
    »Macht nichts«, sagt Luther. »Dann trink ich ihn eben ohne.«
    »Ich hasse Tee ohne Zucker. Ohne Zucker ist es Pisse.« Er bebt. »Ich
habe zu viel Schiss, um zu den Läden zu gehen, das ist das Problem. Stellen Sie
sich das vor. Ein erwachsener Mann, und ich habe zu viel Schiss, mein eigenes
Haus zu verlassen. Wenn es nachts an der Tür klingelt, krieg ich fast einen
verdammten Herzkasper.«
    »Das geht jedem so, wenn es nachts an der Tür klingelt«, sagt
Luther. »Bleiben Sie sitzen. Ich mache den Tee.«
    Nachdem sie den Tee getrunken haben, leert Luther die Einkaufstüten
und zählt auf, was er gekauft hat: Brot, Milch, richtige Teebeutel,
Instantkaffee, Dosenbohnen, Irish-Stew-Dosen, Suppendosen, Toilettenpapier,
Toilettenreiniger, Lammkoteletts,

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