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Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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Verzweiflung durch das
    Dorf, als ein herbeilaufender Junge ihn an der Schulter streifte. Voller Erbitterung, aber ohne Absicht sprach er: »Du sollst auf deinem Weg
    nicht weitergehen.« Sogleich fiel der Junge hin und starb. Es war das
    erste und einzige Mal, dass einer der unseren einem Menschen das Leben
    nahm. Bis zu jenem Tag war sich keiner von uns der Kraft bewusst, die
    in uns wirkte. Jesus fiel über den Tod des Jungen in so tiefe Trauer, dass er darüber die Angst und den Zorn über sein eigenes Schicksal für eine
    Weile vergaß.
    Ich war der Dritte, der sich erinnerte. An jenem Tag, als der Junge starb, erkannte ich mein Schicksal, und ich vermochte es nicht zu fassen. Ich
    hatte das Los des Verräters gezogen. Oder erwählte das Los des
    Verräters etwa mich?
    Nach und nach entsannen sich die anderen ihres Auftrags. Simon Petrus
    war der Vierte. Dann kamen Andreas, Jakobus und Johannes. Schließlich
    stießen Philippus und Bartholomäus zu uns. Dann folgten all die
    anderen. Wie die Flüsse ins Meer streben, so strebten wir nach und nach
    zusammen, um zu jener Einheit zu werden, die die Offenbarung unter die
    Menschen brachte und Gottes Plan erfüllte.
    Maria gemahnte uns oft daran: Wir alle sind Gottes Werkzeug. Wir alle
    setzen seinen Plan um. So soll es sein.
    So erfüllten wir unsere Pflicht, nachdem wir unsere Bestimmung und
    unsere Gabe erkannt hatten. Wir verließen unsere Heimat und unsere
    Familien, wir gingen hinaus und predigten, die Menschen sollten Buße
    tun, wir trieben viele böse Geister aus, salbten unzählige Kranke mit Öl und machten sie gesund. Wir speisten Jesus, der das Los des Lammes
    gezogen hatte, mit der uns von Gott verliehenen Energie, auf dass er
    Blinde sehend, Lahme gehend machen und Tote wieder zum Leben
    erwecken konnte. Denn eines war uns klar: Worte sind den Menschen
    nicht genug. Sie müssen hin und wieder auch Taten und Wunder sehen.
    Der Wunder gab es zu jener Zeit genug. Sie halfen, das Licht zu
    verbreiten.
    So wirkten wir viele Jahre unter den Menschen, reisten, verkündeten den
    rechten Weg und heilten, bis zu jenem Tag, an dem ich mein elendes Los
    zu erfüllen hatte, das Los des Verräters.
    Ja, es ist wahr. Ich habe Jesus in jener Nacht verraten. Ich musste den
    Körper opfern, der seine Seele umhüllte, um den Plan Gottes zu erfüllen.
    Die Erlösung der Menschheit hatte eines Verräters bedurft.
    Ohne Verrat keine Kreuzigung!
    Ohne Kreuzigung keine Auferstehung!
    Ohne Auferstehung keine Erlösung der Menschheit!

63.

    Catherine bemerkte, wie sich die sie umgebende Realität plötzlich teilte.
    Sie befand sich nach wie vor im ›Turm der Winde‹, sah zu, wie Ben im
    Evangelium des Judas gebannt weiterlas, gleichzeitig blickte sie aber
    auch über die Schulter eines verzweifelten Judas Ischariot, der sein
    Zeugnis in aller Eile schrieb, als müsste er noch diese Nacht damit fertig werden. Im Grunde erlebte sie gerade, was ihr Freund in dem alten Buch
    einfach nur las.
    Sie nahm auch Judas Ischariots Aura wahr. Ein strahlendes Blau-Weiß,
    das von vielen feinen blutroten Linien durchzogen war. Weiter sah sie,
    wie Judas an Jesu Seite schritt, als der einzige Mensch neben Maria und
    Jesus, der die wahre Bedeutung des Willen Gottes verstand. Catherine
    hatte vor Augen, wie er predigte, lehrte und heilte und wie er seine
    Energie, ebenso wie die anderen Gesandten, mit Jesus teilte, damit sie
    ihre Wunder als Bund der Zwölf vollbringen konnten.
    Die Szenerie wechselte, und nun erlebte Catherine mit, wie Judas zu den
    Hohepriestern und den Schriftgelehrten ging, die Jesus beschuldigten,
    das Volk aufzuwiegeln. Im Hause des Hohenpriesters Kajaphas
    versprach Judas, für dreißig Silberlinge bei der Gefangennahme seines
    Herrn behilflich zu sein. Kajaphas und seine Gefährten hatten keine
    Ahnung, dass sie im Grunde nur ein Instrument Gottes waren.
    Der Schauplatz wechselte erneut, und Catherine sah, dass Judas heimlich
    Zeuge der Kreuzigung Jesu gewesen war. Während die Passah-Lämmer
    geschlachtet wurden, schlug man den Gesalbten ans Kreuz. Wie Maria
    war Judas nicht einen Moment von Jesu Seite gewichen.
    Jetzt nahm Catherine drei Realitäten wahr. Sie sah Ben, der in dem
    Judas-Evangelium las, außerdem Judas, der das Evangelium schrieb, und
    Judas, der heimlich der Kreuzigung Jesu beiwohnte und wie Maria
    dessen Schmerz teilte.
    Während Judas an seinem Zeugnis schrieb, tauchte eine weißgewandete
    Gestalt wie aus dem Nichts neben ihm auf.
    »Die Menschen

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