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Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Titel: Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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du mich?«
    »Ja, aber ich soll die Klappe halten.«
    »Gut. Danke. Oh Mann, wie geil, du hörst mich …« Reiß dich zusammen, Luzie, sagte ich mir streng. Ich schluckte und wischte mir den Rotz von der Nase. »Bitte nimm Wasser mit, ich habe solchen Durst. Aber bevor du aufbrichst, musst du herausfinden, ob Johnny Depp gerade in Frankreich ist und wo er sich aufhält. Kannst du das tun?«
    Es entstand eine kleine Pause. Klar. Serdan musste denken, dass ich nicht mehr ganz tippsy war. Dass ich mir einen Scherz mit ihm erlaubte, weil es mir in unserem Familienurlaub zu langweilig wurde.
    »Johnny Depp?«, wiederholte Serdan schließlich ungläubig.
    »Ja. Finde heraus, wo sich Johnny Depp aufhalten könnte. Und dann komm her. Zum Wehr bei Baulay.«
    »Baulay?«
    »Ja, Baulay! B, A, U, L, A, Y!«, buchstabierte ich. »Schau im Internet nach oder so! Serdan, mein Guthaben ist gleich alle, bitte beeil dich, ich hab solchen Durst …«
    Es piepste in der Leitung und die Verbindung brach ab. Dann verabschiedete sich der Akku. Ich biss mir in die Faust, um mich zu beruhigen. Ich hatte es versucht. Immerhin hatte ich es versucht. War das denn überhaupt zu schaffen, mit dem Mofa in die Vogesen zu fahren? Wie lange würde er dafür brauchen? Und hatte Serdan nicht vor unserer Abreise noch gesagt, dass seine Eltern ihm das Mofa zur Strafe weggenommen hatten?
    Doch es hatte keinen Sinn, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Serdan war meine einzige Chance und er würde mich nicht im Stich lassen. Hoffentlich. Trotzdem fühlte ich mich bei dem Gedanken hundeelend, dass ich auch Mama und Papa hätte sprechen und sie von ihren Sorgen und ihrem Kummer erlösen können. Jetzt gab es keine Möglichkeit mehr, sie anzurufen. Ich hatte mein letztes Guthaben Serdan geschenkt. Ich konnte nicht einmal ihre Anrufe entgegennehmen, da der Akku leer war.
    Aber Leander wäre damit auch nicht geholfen gewesen. Mama und Papa hätten mich nicht mehr aus den Augen gelassen. Wahrscheinlich wären sie sogar sofort mit mir zurück nach Ludwigshafen gefahren. Außerdem gab es noch keinen Beweis dafür, dass die Menschen mich wieder sahen. Serdan hatte mich gehört, das war alles, und selbst das nur mit Rauschen und Knacken in der Leitung, während meine Verbindung zu ihm völlig klar gewesen war.
    Ich hatte auch nicht mehr die Kraft, ins nächste Dorf zu laufen, in ein Haus einzubrechen und von dort aus zu telefonieren. Oder, falls man mich sah, darum zu bitten. Ich konnte nur hier liegen bleiben, mich so wenig wie möglich bewegen, durchhalten und hoffen, dass Serdan bald da war und herausgefunden hatte, wo Johnny steckte.
    »Ich kann mir schon denken, wo er ist«, hatte Nathan gesagt. Und nun konnte ich es mir ebenfalls denken. Leanders schönste Zeit bei Sky Patrol war die bei Johnny Depp in Frankreich gewesen – eigentlich eine Nachschulung, für die er mich einem anderen Wächter überlassen hatte, doch Leander hatte stets in den höchsten Tönen von dieser Zeit geschwärmt. Promikinder besaßen immer mehrere Schutzengel. Wahrscheinlich würde er versuchen, sich dazuzugesellen und Eindruck zu schinden. Typisch Leander. Doch er hatte bei alldem nicht die geringste Ahnung, dass seine Eltern längst beschlossen hatten, ihn nach Guadeloupe zu schicken, und zwar in zweieinhalb Tagen.
    Ich ließ die Füße im Wasser ruhen, rollte mich zur Seite und schloss erschöpft meine brennenden Augen. Ich konnte Leander nur retten, wenn ich meine Eltern weiterhin in dem Glauben ließ, ich sei verschollen. Durchgebrannt. Vielleicht sogar Opfer eines Verbrechens. Ja, das war das Einzige, was ich in dieser Situation tun konnte.
    Ich musste mich gegen meine Eltern entscheiden, um mich für Leander entscheiden zu können.

Wanted: Luzie
    Na komm, mach schon, dachte ich gleichgültig. Saug mich aus. Hinter dem linken Ohr ist noch was frei. Doch die Mücke, der meine Gedanken galten, fand es spannender, summend meinen Kopf zu umkreisen, bevor sie zustach und wie all ihre Vorgängerinnen mein Blut in sich hineinschlang. Ich musste aussehen wie ein Streuselkuchen. Mit geschlossenen Augen lag ich im Gras und versuchte, durch das Summen der Mücke hindurch auf die Geräusche der Straße zu achten. Viele waren es nicht und inzwischen konnte ich sie gut voneinander unterscheiden. Das trockene Rattern der Traktoren, das mächtige Dröhnen der Mähdrescher und das aufgeregte Röhren der Lieferwagen. Auf das helle, hektische Knattern eines Mofas wartete ich bislang

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