Lynettes Erwachen
ihr Geschlecht, ohne dass er in ihr war, nur durch sanfte Berührungen gereizt.
Schweigend beobachtete er sie, streichelte unaufhörlich das schöne Gesicht, die zarten Lippen, die Wangen und umrundete die Augen mit den Fingern. Sie sah ihn unverwandt an, selig lächelnd.
„Was hast du heute noch vor?“, fragte Elias in die zufriedene Stille hinein.
„Außer unentwegt mit dir zu schlafen nichts.“
Elias lachte. Das war sein Mädchen, genau die Richtige für ihn, wollüstig und unersättlich. „Was hältst du davon, übers Wochenende ans Meer zu fahren?“
„Nach Faversham?“
„Von mir aus nach Faversham. Du kannst mir zeigen, wie du aufgewachsen bist. Ich will alles von dir wissen.“
„Küss mich noch mal, bevor wir uns anziehen.“
Elias hielt dem Ziehen der Hände in seinem Nacken stand und grinste boshaft. „Also, ich bin angezogen.“
Kapitel 18
Ben saß am Schreibtisch, als Lynette Dienstagmorgen die Kanzlei betrat.
„Guten Morgen!“, trillerte sie übermütig.
„Morgen! Du bist früh dran?“
„Hmmm“, brummte sie resigniert. Am meisten ärgerte sie, dass sie selbst schuld war. Sagte sie ihm jetzt, dass sie heute Geburtstag hatte, wäre er in einer blöden Situation, und das wollte sie ihm nicht antun.
„Ich muss noch einiges aufarbeiten, wenn ich morgen in den Urlaub will.“
„Hmmm!“
Mann, heute war er besonders einsilbig. Leise seufzend ging sie in ihr Büro – das heißt, sie wollte es. Wie angewurzelt blieb sie in der Tür stehen.
„Alles Gute zum Geburtstag!“, erklang Bens Stimme hinter ihr.
Lynette wirbelte herum und warf sich ihm an den Hals.
„Wann hast du das denn gemacht? Es sieht toll aus. Danke!“
„Ich dachte gestern, du willst gar nicht mehr gehen. Hätte ich Justine nicht angerufen und angefleht, sie soll dich hier rauszuholen, wärst du die ganze Nacht geblieben.“
„Du bist verrückt!“
Ein nagelneuer Schreibtisch stand in der Mitte des Büros, dahinter halbhohe Aktenschränke. Die Wand neben der Tür bestand komplett aus Schränken in elegantem Hochglanzschwarz. Der Boden und die Wände waren in einem schimmernden Grau mit Stoff bespannt, das Lynette an Elias’ Anzug erinnerte, den er zu dem „Geschäftsessen“ getragen hatte. Gegenüber dem Schreibtisch befand sich eine Sitzgruppe aus Leder, und an der Wand hing eine Kohlezeichnung von Frank.
Das Motiv trieb Lynette Tränen in die Augen. Es zeigte ein Kellergewölbe, nein, ein Verlies, die Wände aus Backstein, fensterlos. An der hinteren Wand waren vier eiserne Ringe, an denen Ketten mit Handschellen hingen.
„Elias hat einen bizarren Geschmack. Soll wohl als warnendes Beispiel dienen. So wissen die Mandanten gleich, was auf sie zukommt, wenn du sie nicht rausboxt.“
„Es ist perfekt“, flüsterte Lynette gerührt.
Auf dem Schreibtisch standen eine einzelne weiße Lilie und eine schwarze Calla in einer schlanken, schwarzen Vase.
„Wann war Elias hier?“, fragte Lynette entgeistert.
„Die ganze Nacht. Zwei Handwerker, Elias und ein Ryan. Sehr schnuckelig, der Mann.“
„Dieses Schlitzohr! Als er um Mitternacht anrief, behauptete er, auf der Baustelle zu sein“
„Da hat er ja nicht gelogen. Als ich kurz vor sieben gekommen bin, hat er gerade das Bild aufgehängt.“
Ben trat in das neue, schicke Büro und öffnete eine der Schranktüren.
„Und diese Idee war von mir.“ Die geöffnete Schranktür bildete einen zweiflügligen Spiegel. „So kannst du die Plädoyers üben.“
Lynette umarmte ihn noch einmal. „Danke, Ben, für alles.“
„Nun hör auf. Du brauchtest schließlich ein vorzeigbares Büro.“
„Ich meine nicht nur das Büro. Du und Frank, ihr wart mir immer gute Freunde, und ich weiß, ich habe es euch nicht leicht gemacht.“
Ben lächelte. „Heute Vormittag fängt übrigens eine Assistentin an. Du hast nicht mitbekommen, dass dein Schreibtisch in der Lobby steht, nicht wahr?“
Lynette ging nach draußen. Tatsächlich stand der alte Schreibtisch im Empfangsbereich. „Hätten wir das nicht gemeinsam entscheiden sollen? Ich finde es nicht gut, dass du ohne meine Zustimmung eine Assistentin einstellst. Was ist, sollte ich sie nicht ausstehen können?“
„Dann bist du Profi genug, um dennoch ihre Arbeit zu schätzen. Ich kenne sie, und sie ist eine hervorragende Assistentin.“
„Na, da bin ich aber gespannt.“
Angesäuert ging sie in die kleine Küche. „Hoffentlich kann sie wenigstens Kaffee kochen. Diese Brühe ist
Weitere Kostenlose Bücher