Maenner und Frauen wollen immer nur das Eine - aber nie das Gleiche
Problem.
Samstagabend. Im Fernsehkrimi bringt ein Mann eine Frau um. Kommentar meiner Mitguckerin: „Woher nehmen Männer diese Bestialität?“ Ich schweige, stochere bestialisch in meinem Eisbecher rum und fühle mich einfach schlecht.
Montagmorgen, ich sitze im Zug neben meiner Mitfahrerin. Auf dem Gang spielt sich ein Beziehungsdrama ab. Er: „Da war nix, ich schwör’s dir.“ – Sie: „Ja, klar. Und weswegen hattest du dann den Arm um sie gelegt?“ – „Ach, das war nur so.“ – „Und warum hast du ihn dann weggezogen, als ich kam?“ Danach verschwinden die beiden aus unserer Hörweite. Sagt meine Mitfahrerin zu mir: „Dass ihr uns für so blöd haltet.“
Ein Letztes: Der Papa meiner Mitbewohnerin verbietet ihrer Mama rüde den Mund. Das erzählt die Tochter mir und sagt: „Ich heirate niemals!“
Würde man zum Thema, wer denn alles schuld sei, eine Umfrage machen, wären die Ergebnisse eindeutig: Alle älteren Menschen sagen, dass der Krieg an allem schuld ist. Für Fußballfans ist Mayer-Vorfelder derHauptschuldige, für Kinder der böse Watz. Und für Frauen? Ich. Oder Sie, lieber Leser. Männer eben. Wie sie gerade herumstehen. Verfügbar sind.
Kurz zu mir. Ich bin ein nicht vorbestrafter, notorisch nicht gewalttätiger Mann mit Prinzipien: kein Fremdgehen, keine Lügen, keine Gewalt. Ich habe als Kind mal Judo gemacht, dort stach ich durch meine Vorliebe für Falltechniken und Waffenstillstandsangebote hervor. Ich bin friedliebend und freundlich, halte alten Damen die Tür auf und kraule jungen Damen im Kino den Nacken. Ich bin so nett, ich boykottiere sogar die Blondinenwitze. Und doch heißt es immer, ich sei der Böse. Das stinkt. In meinem Freundeskreis finden sich viele Gleichgesinnte, und täglich werden es mehr. Mehr verzweifelte, wütende Männer, die sich fragen: „Was habe ich euch blöden Schnepfen eigentlich getan?“ Mehr Männer, die es satt haben, sich für die Fehler irgendwelcher stillosen Machos, denen Frauen besonders in jungen Jahren immer noch gerne hinterherlaufen, verantwortlich machen zu lassen. Was kann ich dafür? Oder dafür, dass in fast jedem Film ein irrer Triebtäter Frauen filetiert? Oder für die Beziehungsknackse eurer Eltern? Ich kenne diese Leute gar nicht!
Es geht mir ja gar nicht so sehr darum, nicht mit berechtigten Vorwürfen umgehen zu können. Klar, Spaß macht mir das nicht, doch mit Kritik werde ich fertig. Aber wenn ich für jeden noch so abwegigen Mist meinen Buckel krumm machen muss, wird mir egal, was ich tue. Wird doch eh gemeckert. Und glauben Sie es wohl, werte Damen: Sie wollen nicht, dass mir egal ist, was ich tue. Anfangs fällt Ihnen da kein Unterschied auf. Aber schon nach wenigen Wochen werden Sie es merken. Sie werden es riechen, weil ich mich dann nicht mehr wasche. Sie werden es schmecken, weil es mir völlig egal ist, ob nur ein Löffel Kaffee auf den Liter Wasser kommt. Sie werden es hören, weil ich schnarche. Und Sie werden es erleben – dass ich genau so werde wie die Männer im Fernsehen! Mein Vorschlag also: den Ball flach halten, sachlich argumentieren und keine Krimis mehr gucken.
These: Frauen müssen ständig grübeln
Komplett vernebelt
Frauen machen sich an einem Tag mehr Gedanken, als Männer in einem Jahr. Insider-Bericht über ein Leben mit dem ganzen Grübelschrott.
Als kleines Kind hatte ich mal eine Phase, in der ich mich vor allem und jedem fürchtete, von Graf Dracula bis zu meiner Kindergärtnerin. Damals fragte ich meine Mutter: „Mama, woher kommen eigentlich die bösen Gedanken?“ Zum Glück hatte meine Mutter sich hierzu bereits ein solides Wissen angelesen: „Irgendwo sitzt ein böser Drache, und der spuckt statt Feuer düstere Gedankenwolken“, sagte sie. „Die wabern dann über die Erde, steigen in deine Nasenlöcher – und dein Gehirn verarbeitet sie dann.“
Nehmen wir mal an, meine Mutter hatte Recht. Dann verrate ich Ihnen jetzt mal etwas: Dieser Drache muss ein Workaholic sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Mistvieh irgendwann schläft, Sex hat oder Urlaub macht. In meinem Kopf landen bis heute mehr beängstigende Eingebungen als Fliegen auf einer Leiche im Moor. Tag und Nacht ballert dieser philosophierende Lindwurm mich zu, mit negativem und sinnlosem Grübel-Spam.
Wenn ich das alles mal kurz typologisieren darf: Da gibt es den bösen Geistesblitz, zum Beispiel: „Ich werde es niemals schaffen, diese Kolumne zu schreiben.“ Die Assoziationskette: „Außerdem bin ich
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