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Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Titel: Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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sich tiefer in seinen Knöchel bohren.
    Aaron nahm die Schlange. Martin, der die ganze Zeit unerschütterlich und aufrecht dagestanden hatte, begann zu schluchzen und schüttelte sich heftig, als Aaron und einer der Leibwächter ihm die Schlange um Schultern und Hals legten.
    „Wir dürfen uns nicht schlafend überraschen lassen“, predigte Vater so ruhig, als hielte er eine Unterweisungsstunde ab. „Unsere Feinde sind näher, als ihr glaubt. Nur die von uns, die stark sind und sich strikt an unsere Regeln halten, werden überleben.“
    Justin fragte sich, ob irgendwer Vaters Worte hörte. Er selbst hatte Schwierigkeiten, sie beim Dröhnen seines Herzschlags zu verstehen, während er sah, wie die Schlange zu würgen begann und Martins Gesicht anschwoll und puterrot wurde. Der Mann krallte in Panik die Finger in die Schlange.
    „Es genügt einer“, fuhr Vater fort, „der uns betrügt, und wir werden vernichtet.“
    Justin konnte es nicht glauben. Vater sah nicht mal zu Martin hin. Bestimmt blies er die Sache jetzt gleich ab. Reichte das denn noch nicht als Test? Der Mann begann die Augen zu verdrehen, und die Zunge hing ihm heraus. Gleich explodierte ihm der Kopf und die Einzelteile würden überallhin spritzen.
    „Wir müssen bedenken ...“ Vater hielt inne und blickte auf die Pfütze, die sich um seine Schuhe bildete. Martin hatte sich in die Hose gemacht. Vater hob bei angewidert verzerrtem Gesicht einen Fuß. Er winkte seinen Wachen. „Entfernt die Schlange“, sagte er, als ginge es nur darum, seine Schuhe nicht noch mehr zu beschmutzen.
    Beide Leibwächter und Aaron waren nötig, die Schlange abzuwickeln. Martin kollabierte, wo er stand. Vater fuhr jedoch fort, als sei das eine nicht zu beachtende Lappalie. Er stieg über ihn hinweg und kehrte ihm den Rücken zu, während der Mann davonkroch.
    „Wir dürfen nicht vergessen, dass es keine Loyalitäten und keine anderen Verpflichtungen gibt als die, dem hohen Ziel unserer Mission zu dienen. Wir müssen uns von den kleinlichen Wünschen der materiellen Welt befreien.“
    Vater schien eine besondere Gruppe anzusprechen, besonders eine Frau, die vor ihm saß. Justin erkannte sie. Sie gehörte zu dem Gefolge, das der Reverend bei den Gebetsversammlungen nah bei sich behielt. Eine aus einem Dutzend, die mit dem Bus zu den Gebetsversammlungen geholt wurden. Alle lebten und arbeiteten noch außerhalb und waren der Gemeinschaft noch nicht ganz beigetreten. Alice hatte erklärt, das seien Leute mit wichtigen Verbindungen nach draußen, oder solche, die sich in Vaters Augen noch nicht endgültig bewährt hatten.
    Am Ende der Versammlung beobachtete Justin, wie Vater zu dieser Frau ging, ihr beide Hände reichte, sie hochzog und in die Arme nahm. Wahrscheinlich befummelte er sie dabei und bekam ein paar zusätzliche Umarmungen. Justin fand, sie glich mit dem blauen Kleid und dem roten Schal den Freundinnen seiner Mutter aus dem Country Club.

29. KAPITEL
    Um diese Abendstunde bekam Kathleen O’Dell immer noch Gier nach einem Bourbon, einem gerührten - nicht geschüttelten - Martini oder sogar einem Glas Brandy. Sie blickte auf das Tablett mit der Porzellankanne mit Goldrand und beobachtete, wie Reverend Everett ihr, Stephen, Emily und sich selbst Tee einschenkte. Und die ganze Zeit musste sie daran denken, wie sehr Tee ihr zuwider war, gleichgültig, ob aus Kräutern, aromatisiert oder mit Zitrone, Honig oder Milch gewürzt. Allein das Aroma verursachte ihr Brechreiz.
    Tee erinnerte sie an die ersten höllischen Wochen, nachdem sie mit dem Trinken aufgehört hatte. Vater hatte jede Woche bei ihr in der Wohnung vorbeigeschaut und seine wertvolle Zeit geopfert, um ihr eine Kanne seines Spezialtees aufzubrühen, aus Blättern, die an einem exotischen Ort in Südamerika gepflückt wurden. Er behauptete, der Tee habe magische Kräfte. Kathleen hätte schwören mögen, sie halluzinierte danach, was ihr schmerzhafte Lichtblitze hinter den Augen bescherte. Das geschah stets, bevor ihr Magen heftig rebellierte. Jedes Mal blieb Vater geduldig bei ihr und erklärte, dass Gott andere Pläne für sie habe. Genauer gesagt erklärte er es ihrem Hinterkopf, während sie sich heftig in die Kloschüssel erbrach.
    Trotzdem lächelte sie ihn jetzt an, als er ihr die Tasse reichte, als sei Tee genau das, wonach sie lechze. Sie verdankte diesem Mann so viel, und doch schien er nur wenig als Gegenleistung zu erwarten. Wenigstens so zu tun, als genieße sie den Tee, war nur ein kleines

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