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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Aber dann leben sie nicht lange genug, um zu bereuen. Ich werde dafür sorgen, dass alles Sinn ergibt. So muss es sein. Wissen Sie, warum?«
    Er drehte sich wieder zu ihr.
    Natalie schüttelte den Kopf.
    »Weil wir in Wahrheit die einzigen Wesen sind, die etwas bedeuten. Der Rest ist ein Tanz ums Nichts, und wenn er vorüber ist, hat er rein gar nichts bedeutet.«
    Er verzog einen Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen. »Das ist Ihre Antwort, oder? Jetzt wissen Sie Bescheid. Warum Sie es geschaffen haben: Sie wollten wissen, ob außer Ihnen noch etwas existiert. Sie wollten warten, ob es darauf lauert, Sie zu kriegen. Tut es nicht, und trotzdem wird es Sie am Ende erwischen. Ach, Scheiß drauf. Das wollte ich Ihnen gar nicht sagen. Warum hab ich’s bloß getan? Weil Sie es gewollt haben. Jetzt bin ich Ihnen was schuldig.«
    »Gar nichts sind Sie mir schuldig, es ist umgekehrt …«
    »Nein«, sagte er. »Ich weiß, was ich getan habe. Ich bin das Ende Ihres Traumes. Das ist fast wie ein Mord. Nun bin ich Ihnen was schuldig, und das gefällt mir. Sie können mir sagen, was es ist, das ich tun werde, um zu helfen. Wenn es so weit ist.«
    Natalie wusste nicht, wovon er redete, doch seine Augen waren leer, und sein Körper verlor allmählich die Form. Ihr war, als hätte ihr jemand in die Magengrube geschlagen, so tief saß der Schock über seine Worte. Er tat ihr schrecklich Leid.
    Bobby wurde durchsichtig und verschwand vor ihren Augen.
    Bemitleiden Sie nicht mich, sondern sich selbst, hörte sie ihn kaum noch hörbar wispern. Sie haben noch einen weiten Weg vor sich.
     
    Jude verbrachte einen Morgen im Büro, der alles andere als angenehm war. Perez ließ ihn immer wieder den Florida-Fall durchkauen, obwohl er in Marys Schachteln, in denen sich noch immer unberührter Papierkram befand, nach verwertbaren Spuren hätte suchen müssen. Dann traf Mary ebenfalls ein; sie kam zu spät aus dem Schönheitssalon und war mürrisch. Sie sah aus, als hätte sie eine Million Dollar bezahlt, um ihre natürliche Schönheit in ein Gesicht zu verwandeln, das auf dem Mount Rushmore hätte stehen können: aus Fels geschlagen und in mittleren Jahren. Ohne dass er einen Grund dafür erfuhr, wollte sie die verdammten Papiere behalten, und als er ihr von seiner potenziellen neuen Spur in Atlanta erzählte, explodierte sie. Er verplempere viel Zeit mit Außenarbeit und schiebe ihr den ganzen Verwaltungskram zu, und immer sei sie es, die Perez genau erklären müsse, für was sie ihr Budget ständig so schnell ausgaben. Jude kam es vor, als dauerte es Stunden, bis Mary sich endlich wieder beruhigt hatte.
    Dann bekam Perez wieder Interesse an dem Fall: Sie hatte von dem Atlanta-Tipp gehört, indem sie vor ihrer Tür die Ohren spitzte. Sie stimmte Jude zu, dass er unbedingt dorthin fliegen und es überprüfen sollte, denn nachdem sie so viel Zeit mit dem Fall verbracht hatten, mussten sie versuchen, wenigstens etwas herauszuholen, sonst stünden sie wie Verlierer da, die mit beiden Händen den eigenen Hintern nicht fanden. Mary nahm Anstoß an dieser Bemerkung, die sie als Kritik an ihrer Durchführung der Laborrazzia auffasste, bei der keine Festnahme gelungen war, und brach einen Streit vom Zaun, ob es wichtig oder sinnlos sei, konkrete Beweise gegen den Russen zu sammeln.
    Am Ende überschrie Perez sie beide: »Hören Sie mit dem Mist auf! Delaney, kümmern Sie sich um Ihre Berichte. Ich will sie heute noch auf meinem Schreibtisch sehen. Der ganze Papierkram wird aufs i-Tüpfelchen durchleuchtet. Westhorpe, Sie setzen sich in den Flieger nach Atlanta, und gnade Ihnen, wenn Sie dort nur eine Sekunde länger bleiben als nötig. Ich kriege langsam die Krätze, wenn dieser verdammte Iwanow auch nur erwähnt wird. Ich will ihn entweder vor Gericht sehen oder los sein – und zwar für immer!«
    In den Pausen versuchte Jude, White Horse einen Anwalt zu beschaffen.
    Als er zum Flughafen aufbrach, wünschte er, er wäre überhaupt nicht zur Arbeit erschienen. Das Büro des Anwalts hatte eine Nachricht angenommen. Man würde White Horse anrufen und mit ihr über ihre Möglichkeiten sprechen, obwohl die Sekretärin sich recht mürrisch gezeigt hatte, weil Jude ihr nichts sagen konnte. Er vermutete, die Frau würde ihn vergessen, kaum dass das Gespräch zu Ende war. White Horse saß in seiner Wohnung und hatte Befehl, sie nicht zu verlassen und vor seiner Rückkehr nichts zu unternehmen, aber er glaubte nicht, dass sie gehorchte. Warum sollte sie

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