Margaret Mitchell
wünschen?«
»Ach, ich
könnte dich totschlagen! Ich will es gar nicht erst haben, sage ich dir, ich
will nicht!«
»Nicht?
Sprich ruhig weiter.«
»Aber
dagegen kann man doch etwas tun. Oh, ich bin nicht mehr die Unschuld vom Lande.
Jetzt weiß ich, daß eine Frau keine Kinder zu haben braucht, wenn sie nicht
will. Es gibt Mittel ... «
Er war
aufgesprungen und hatte sie beim Handgelenk gepackt, das Gesicht voll wilder,
jagender Angst. »Scarlett, bist du wahnsinnig? Sag mir die Wahrheit, du hast
doch nichts unternommen?«
»Nein,
aber ich will. Meinst du, ich will mir wieder die ganze Figur verderben,
nachdem ich eben wieder die richtige Taillenweite habe und mein Leben genieße
und ...«
»Woher
hast du das? Wer hat dir so etwas gesagt?«
»Mamie
Bart ... sie ... «
»Die
Hurenwirtin kennt natürlich solche Kniffe. Diese Frau kommt mir nicht wieder
ins Haus, verstehst du? Es ist mein Haus, und ich habe hier zu sagen. Du wirst
kein Wort mehr mit ihr sprechen.«
»Ich tu,
was mir paßt. Laß mich los. Was geht dich das an.«
»Ob du ein
Kind oder zwanzig hast, ist mir einerlei, aber nicht, ob du stirbst.«
»Ich ...
sterben?«
»Ja,
sterben. Mamie Bart wird dir wohl nicht erzählt haben, in welche Gefahr sich
eine Frau begibt, wenn sie so etwas tut.«
»Nein«,
sagte Scarlett zögernd. »Sie sagte nur, das brächte alles fein in Ordnung.«
»Bei Gott,
ich schlage sie tot«, tobte Rhett, das Gesicht dunkel vor Wut. Er schaute
hernieder auf Scarletts tränenüberströmtes Gesicht, und sein Zorn legte sich
etwas, aber seine Züge waren immer noch hart und regungslos. Plötzlich nahm er
sie auf den Arm, setzte sich auf den Stuhl und drückte sie fest an sich, als
fürchte er, sie könnte ihm verlorengehen.
»Hör zu,
mein Kleines. Du solltest nicht so leichtsinnig mit deinem Leben umgehen,
verstehst du? Du lieber Gott, ich brauche Kinder ebensowenig wie du, aber ich
kann sie doch ernähren. Solche Dummheiten will ich nicht wieder von dir hören.
Und wenn du dich unterstehst, das zu versuchen, Scarlett ... ich habe einmal
ein Mädchen daran sterben sehen. Es war nur eine ... nun, aber ein hübsches,
gutes Ding trotzdem. Es ist kein leichter Tod, sage ich dir. Ich ... «
»Aber
Rhett!«
Sie
erschrak. So bewegt hatte er auf einmal gesprochen. Noch nie hatte sie ihn so
gesehen.
»Wo ...
wer?«
»In New
Orleans. Das ist Jahre her. Ich war noch jung und eindrucksfähig.« Plötzlich
beugte er den Kopf und begrub die Lippen in ihrem Haar. »Du sollst dein Kind
bekommen, Scarlett, und wenn ich dir für die neun Monate Handschellen anlegen
muß.«
Sie setzte
sich auf seinen Schoß und sah ihm mit unverhüllter Neugier ins Gesicht. Unter
ihrem forschenden Blick wurde es im Nu wieder glatt und höflich, als habe ein
Zauber alle Empfindungen fortgewischt. Er hob die Brauen und zog die Mundwinkel
herab.
»Bin ich
dir denn so viel?« fragte sie und senkte die Lider.
Gleichmütig
streifte sie sein Blick, als wollte er abschätzen, wieviel Koketterie hinter
dieser Frage steckte, und als er las, was ihr Verhalten in Wahrheit bedeutete,
antwortete er obenhin.
»Nun ja,
siehst du, ich habe schon allerlei Geld an dich gewendet, und es wäre mir sehr
ärgerlich, es zu verlieren.«
Melanie
kam aus Scarletts Zimmer, müde von der Anstrengung, aber zu Tränen beglückt
über die Geburt von Scarletts Tochter. Rhett stand in höchster Spannung in der
Halle, von weggeworfenen Zigarrenstummeln umgeben, die Löcher in den Teppich
gebrannt hatten.
»Sie
können jetzt hineingehen, Kapitän Butler«, sagte sie schüchtern.
Schnell
ging er an ihr vorbei, und Melanie sah im Fluge, wie er sich über das winzige,
nackte Geschöpf auf Mammys Schoß beugte; dann machte Dr. Meade die Tür schon
wieder zu. Melanie sank auf einen Stuhl und errötete vor Verlegenheit, daß sie,
ohne es zu wollen, diesen intimen Augenblick miterlebt hatte.
»Ach, wie
lieb!« dachte sie bei sich. »Was hat der arme Kapitän Butler sich für Sorgen
gemacht! Und die ganze Zeit hat er keinen Schluck getrunken. Wie
rücksichtsvoll! Viele Männer sind doch ganz betrunken, wenn ihre Kinder endlich
zur Welt kommen. Ich glaube, ein Schluck täte ihm gut. Ob ich es ihm sage?
Nein, das wäre vorlaut von mir.«
Dankbar
lehnte sie sich in ihren Stuhl zurück. Der Rücken tat ihr weh und fühlte sich
an, als wolle er in der Taille durchbrechen. Ach, die glückliche Scarlett.
Hätte sie selbst nur auch Ashley bei sich gehabt, an dem furchtbaren Tage, da
Beau
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