MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition)
und den sie nur mit Mühe hatten ergattern können, nachdem die planetare Regierung alle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor verboten hatte. Garzin steuerte das Gefährt mit verbissenem Gesicht durch die Nacht und hoffte, dass der Elektroantrieb nicht ausgerechnet jetzt wieder einen seiner berüchtigten Aussetzer bekommen würde.
Enide wiegte derweil die in einer Decke gehüllte Anisha in ihren Armen, um ihre Tochter zu beruhigen. Diese hustete immer noch fast ununterbrochen, doch die Anfälle hatten ein wenig an Heftigkeit verloren und das nach Atem ringen schien auch nicht mehr ganz so schlimm zu sein. Trotzdem gab das kleine Mädchen unentwegt ein ängstliches Wimmern von sich, was ihr aber niemand verdenken konnte. So ein Erstickungsanfall würde jedem Angst einjagen!
Das vierte Familienmitglied, Anishas älterer Bruder Menfad, war als einziger zu Hause zurück geblieben. Garzin hatte seinen Sohn jedoch geweckt und ihm alles Nötige mitgeteilt, bevor er mit seiner Frau und seiner Tochter zur Medoktur der Stadt aufbrach. Menfad wollte eigentlich auch mitkommen, aber Garzin meinte, es reiche, wenn sie sich zu dritt auf den Weg machten und versprach, seinen Jungen sofort anzurufen, wenn sich irgendetwas ergeben würde.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die fünf runden Türme der zentralen Medoktur sich aus dem Gewimmel der vielen meist filigranen Stadttürme heraus schälten und langsam immer näher rückten. Endlich leuchtete das helle Rechteck der Tür zur Notaufnahme neben dem Elektrorollmon auf. Garzin parkte auf einer gekennzeichneten Fläche, dann stürmten er und seine Frau mit ihrer Tochter auf dem Arm zum Annahmeschalter im Foyer. Nachdem die Anmeldeformalitäten erledigt waren, wurden sie gebeten, für einen Moment im Wartebereich Platz zu nehmen. Obwohl mitten in der Nacht, wimmelte es dort von Leuten, wie Garzin erstaunt feststellte. Und wenn er so die Gesprächsfetzen und das Verhalten der Anderen mitverfolgte, schienen die meisten von ihnen wie die kleine Anisha mit Erkrankungen der Atemwege kämpfen zu haben.
Zum Glück mussten sie nicht allzu lange warten, bis man sie in einen der Behandlungsräume bat. Kinder bekamen in den Medoktur seit jeher eine bevorzugte Behandlung.
Ein Medokteur mittleren Alters, in der typisch hellvioletten Kombination des ärztlichen Standes bekleidet, empfing die Aschos und bat sie, Anisha auf die Untersuchungsliege zu legen. Sofort nahm der Medokteur seine Arbeit auf. Er maß Anishas Atemwerte, horchte die Lungen ab, analysierte den Atem, nahm eine Blutprobe für das Labor und ließ sich von Enide und Garzin die bisherigen Probleme des Mädchens schildern. Anschließend bat er beide Elternteile noch um ein kleines bisschen Geduld, bis die Auswertung der Proben aus dem Labor vorlagen.
Endlich war es so weit. Doch bevor er eine Erklärung abgab, hielt er Anisha erst einmal ein kleines, Diskusförmiges Gerät hin und bat sie, dass daran befindliche Mundstück zwischen ihre Lippen zu nehmen.
„Dann zähle ich auf Drei und bei Drei holst du so tief Luft, wie du nur kannst. Meinst du, du bekommst das für mich hin, Anisha?“
Das fünfjährige Mädchen nickte tapfer und auf Drei holte es tief Luft, während der Medokteur gleichzeitig auf den Auslöseknopf des Dispenser drückte, der einen Medikamentennebel freisetzte. Anisha verzog ein wenig ihr Gesicht, denn das Medikament schmeckte bitter in ihrem Mund. Aber gleich darauf hörte der Husten auf und sie atmete das erste Mal seit Stunden wieder tief durch.
„Besser?“, wollte der Medokteur wissen.
Das kleine Mädchen nickte ihn dankbar an.
„Gut. Dann macht es dir doch sicher nichts aus, ins Zimmer nebenan zu meiner Mediktrice zu gehen. Sie freut sich, wenn du kurz bei ihr vorbeischaust. Sie hat bestimmt eine kleine Süßigkeit für dich übrig, meine Kleine. Ich unterhalte mich nur noch ganz kurz mit deinen Eltern und dann könnt ihr auch schon wieder nach Hause fahren!“
Der Medokteur wartete, bis Anisha zu seiner Assistentin verschwunden war und wandte sich dann den Eltern des Mädchens zu.
„Was fehlt unserer Anisha?“, erkundigte sich Enide Aschos sogleich bei dem Arzt, denn sie spürte, dass wohl keineswegs gute Nachrichten auf sie warteten.
„Wir nennen das eine atmosphärisch bedingte Reizlunge“, kam dieser auch ohne Umschweife auf den Punkt.
„Atmosphärisch bedingte Reizlunge?“, fragte Garzin Aschos nach. „Aber wie …?“
„Wie so etwas entsteht? Nun, bis vor drei Jahren war diese
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