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Maskerade in Rampstade (German Edition)

Maskerade in Rampstade (German Edition)

Titel: Maskerade in Rampstade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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verblüfft. Wenn die Gute wüßte, dachte ich.
    »Wie hätte ich mich denn wehren sollen, als Frau so ganz alleine? Mit einem Kutscher, der dalag wie tot. Wie habe ich Mr. Stinford herbeigesehnt…« Sie hatte wohl meinen Blick aufgefangen,der alles andere als Zustimmung verhieß, denn sie begann meine Hand zu tätscheln und sagte begütigend: »Ja, ja, ist schon gut. Sie haben es ja auch ohne Mr. Stinford geschafft. Und dennoch ist es jammerschade, daß Sie ihn nicht heiraten wollen. Er ist so ein feiner Mensch. Aber nein, Sie müssen ja diesem Luftikus nachjagen…«
    Ich kannte Mallys Meinung über George Willowby zur Genüge.
    »Und dann ist Harry aufgewacht?« wollte ich wissen.
    »Ja, Gott sei es gedankt. Ich war gerade aus dem Wald zurück, wo ich mir einen passenden Prügel gesucht hatte, wie Sie es mir geraten hatten, da fing Harry an, wirres Zeug zu stammeln. Er war noch immer nicht ganz klar im Kopf, als die beiden Burschen eintrafen. Inzwischen scheint es ihm schon besser zu gehen. Jem, der Stallbursche, hat uns beide mit einer sehr komfortablen Kutsche hierhergebracht. Wirklich aufmerksam von den Bediensteten hier. Mrs. Lindon hat schon dafür gesorgt, daß Harry ein Bett bekommt. Und sogar einen Arzt will man rufen lassen. Wenn das nicht der Gipfel der Fürsorge ist! Und was das Erfreulichste ist, es ist den kräftigen Bauernburschen gelungen, die Kutsche wieder auf die Räder zu stellen. Es scheint, als habe sie nicht allzuviel Schaden bei dem Unfall erlitten. Und wenn dieser Stallbursche nicht gekommen wäre, um uns abzuholen, dann hätten wir vielleicht sogar mit unserer eigenen Kutsche fahren können. Vorausgesetzt, einer der Burschen hätte sie kutschiert. Natürlich wäre das nicht halb so bequem gewesen.«
    »Und die Bauernburschen?« fragte ich neugierig. »Waren sie auch wirklich freundlich zu dir?«
    »Aber natürlich, Miss Sophia«, beruhigte sie mich. »Rauhe Schale, weicher Kern, würde ich sagen. Natürlich nicht die feinsten Manieren. Aber wer würde das auch von der Landbevölkerung erwarten? Doch sie waren wirklich recht hilfreich. «
    Sie hatte ihren Bericht abgeschlossen und forderte mich auf, nun meinen Teil des Abenteuers zum besten zu geben. Es war mir mit einem Male unmöglich, die Wahrheit zu sagen. Wie hätte ich meiner alten Kinderfrau meine Erlebnisse im Gasthaus»Zu den drei Bettlern« erzählen sollen, ohne sie unnötig aufzuregen? Wie hätte ich ihr erklären sollen, daß die netten, hilfsbereiten Bauernburschen in Wirklichkeit eben jene Straßenräuber waren, vor denen sie sich so gefürchtet hatte? Wie hätte ich ihr Jojo beschreiben sollen und die Art, wie ich auf Grandfox Hall gelangte? Wie hätte ich mein Vertrauen in einen gewöhnlichen Straßenräuber rechtfertigen sollen?
    »Oh, ich bin zum Gasthaus zurückgegangen, das wir auf der Fahrt gesehen hatten. Dort habe ich Lord Cristlemaines Burschen getroffen und um Hilfe gebeten. Er hat dann alles weitere für mich organisiert«, erklärte ich leichthin und war froh, daß es in diesem Augenblick an der Tür klopfte und Mrs. Lindon eintrat. Hinter ihr kam ein Mädchen herein, das ein Tablett mit zahlreichen verlockend duftenden und dampfenden Schüsseln und Platten hereintrug.
    »Es ist wirklich ein erfreulicher Zufall, daß Sie eine Freundin der Schwester des Earls sind«, sagte Mally, als sie sich erhob. Ich blickte sie verwundert an. Sollte die Gute tatsächlich die Geschichte mit der angeblichen Freundschaft glauben? Allerdings, warum auch nicht. Schließlich lernte ich in Winchester genügend Leute kennen, die ich Mally nicht vorstellte.
    »Ja, das ist wirklich ein glücklicher Zufall«, bestätigte ich matt.
    »Mrs. Lindon war so freundlich mich einzuladen, mein Dinner mit ihr gemeinsam einzunehmen«, bemerkte sie nun überraschenderweise. »Wenn es Ihnen nichts ausmachte, würde ich dieser Einladung gerne Folge leisten. Vielleicht bekomme ich dabei auch die Gelegenheit, noch etwas mehr von diesem wunderschönen Haus zu sehen.«
    »Aber natürlich«, stimmte ich zu. »Ich bin ohnehin schon sehr müde. Ich werde nur ein paar Bissen essen und mich dann gleich niederlegen.«
    Ich küßte Mally auf beide Wangen und wünschte Mrs. Lindon eine gute Nacht. Die beiden verabschiedeten sich, und gemeinsam mit dem Mädchen, das sittsam knickste, verließen sie den Raum.
    So blieb ich also zurück in meinem gemütlichen Gästezimmer,bei einem einsamen, delikaten Abendessen. Und während ich so an dem kleinen Tisch saß und mir

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