Matthews Schatten: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)
nahm seinen Anblick in mich auf. Oh, er ist ein hübscher Kerl, kein Zweifel. Das dunkle Haar fällt wie Federn über seine Stirn, und er wirkt immer unrasiert. Von dem Moment an, in dem ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte, war ich rettungslos verloren.
In Anbetracht der Geschehnisse war ich nicht so alarmiert, wie man vielleicht meinen würde. Später habe ich es gehört: 3,2 auf der Richterskala und in dieser Gegend anscheinend nicht ungewöhnlich. Etwas mit den Verwerfungslinien am Midland-Kraton, was immer das sein mag. Der Boden vibrierte, die Dachfenster klirrten, und ich hörte ein Donnergrollen, das kein Ende zu nehmen schien. Ich stellte mir vor, wie Panzer die Haupteinkaufsstraße heraufkamen, Stucksäulen bei ihrem Vorbeifahren bebten und in den pakistanischen Restaurants das Essen in den Woks erzitterte. Und ich dachte: Nein, nein, das ist das Ende der Welt. Doch dann überlegte ich es mir anders und dachte: lieber Gott, der Kamin bricht zusammen, und ich muss sofort hier raus. Denn was nützt eine Mutter, die unter Schutt und Putz begraben ist?
Ich drehte mich um, riss die Tür auf, und dann wurde alles ruhig.
Der Dachboden hörte auf zu wackeln, und der ganze Krempel, den wir dort oben aufbewahren – Kartons, Koffer, überzählige Oberbetten, Spielzeug, aus dem die Kinder herausgewachsen sind, und dieser Heimtrainer, der so riesig wie ein verdammter Albatros ist – verschwand in einem winzigen Augenblick. Seit Jahren wünsche ich mir schon, dass so etwas passiert, dachte ich.
In dem Zimmer war es also ruhig, aber ich war es ganz bestimmt nicht.
Ich trug ein Sommerkleid und eine schrecklich schäbige Strickjacke, denn ich hatte gerade Wäsche aufgehängt, und mein Herz klopfte wie verrückt. Ebenso gut hätte ich wieder sechzehn sein können, blass und zierlich, halb verrückt vor sinnlichen Empfindungen und in den Duft von Impulse-Deo, Juicy Fruit-Kaugummi und Metholzigaretten eingehüllt.
»Ich hole Ihnen etwas zu trinken, ja?«, sagte er und stand auf.
Der Fußboden knarrte, und ich konnte nicht anders, als seinen Hintern anzustarren, während er aus einer Karaffe eingoss. Wirklich, das sieht mir gar nicht ähnlich, aber da stand er, breite Schultern unter seinem Hemd und in eleganten Hosen, die Hinterbacken verbargen, von denen ich mir vorstellte, dass sie straff und hoch angesetzt wären und sich perfekt einkerbten, wenn er ging. Entschuldigen Sie meine offene Sprache, aber einen so guten Arsch hatte ich lange nicht gesehen. Was hätte ich anderes tun sollen, als ihn anzustarren?
Es erscheint seltsam, dass ich nicht verwirrter war; aber seine stattliche und freundliche Gegenwart zerstreute meine Sorgen.
Lächelnd kam er auf mich zu. Die Gläser wirkten in seinen Händen winzig. Als ich meinen Drink entgegennahm, beugte er sich herunter, um mich zu küssen. Schockiert drehte ich mich zur Seite, sodass seine Lippen stattdessen auf meinem Hals landeten. Seine breite Hand lag auf meinem Hüftknochen und schob mein Baumwollkleid zwei, drei Zentimeter hoch. Sein seidiges Haar glitt an meinem Kiefer vorbei, und ich sog vorsichtig den Duft seines Kopfes ein, inhalierte den schwachen Geruch seines natürlichen Haartalgs. Vielleicht bin ich sogar mit der Nase über sein weiches Haar gestrichen, das an meinen Nasenlöchern vorbeiglitt. Und die ganze Zeit lagen seine Lippen auf meinem Hals, seine Hand auf meiner Hüfte, und alles, was ich über mich selbst zu wissen glaubte, hatte sich ebenso verflüchtigt wie mein Verstand.
Dann gab er mich frei und zog sich zu seinem Stuhl zurück. Er setzte sich rittlings darauf und stützte, den Drink in der Hand, die Handgelenke darauf ab. Ich stand so fassungslos da, dass ich kein Wort herausbrachte, und fürchtete, meine Knie würden mir gleich den Dienst versagen. So erregt war ich nicht mehr gewesen seit … keine Ahnung wann.
Er hob sein Glas. »Auf Ihre Gesundheit, Mrs Townsend.«
Ich trank. Glauben Sie mir, ich konnte es gebrauchen. Es war Portwein, und das Nass schien in meine Lippen zu sickern und sie dick und süß zu machen, voll mit rubinroter Wärme und den ersten Regungen der Kapitulation.
Mühsam versuchte ich zu sprechen, und als es mir gelang, klang es vollkommen falsch. »Was in aller Welt geht hier vor?«, verlangte ich scharf zu wissen.
Und ich war kein hormongeschüttelter Teenager mehr. Ich war Ruth Townsend, zweiundvierzig Jahre alt, die in Teilzeit als Anwaltssekretärin arbeitete und im anderen Teil ihrer Zeit feuchte Handtücher
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