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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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Sie wollen ja
etwas über Blythes Firma erfahren. Eddie Blythe war praktisch einer der
einheimischen Jungs, wuchs weiter unten in Sowerby Bridge auf. Ein heller Kopf,
auf jeden Fall. Er ging auf die technische Hochschule in Huddersfield und
erwies sich als sehr fähig auf dem Feld der Metallurgie. Ob es nun zufällig
oder geplant war, er entwickelte jedenfalls einen neuen Prozess für die Beschichtung
von Metallen, der im Bereich medizinischer Instrumente sehr brauchbar war.
Skalpelle und Zangen und Ähnliches, soweit ich weiß. Er ließ seine gescheite
Idee patentieren und gründete eine Firma, um seine Produkte herzustellen.
Anscheinend war er sehr erfolgreich. Und im Frühjahr 1964 verkaufte er dann
plötzlich die Firma mit allem Drum und Dran an. ein Stahlunternehmen in
Sheffield. Innerhalb von Wochen wurde die Produktion nach Sheffield verlagert.
Sie nahmen die wichtigsten Arbeiter mit. Zahlten die Umzüge und alles.« Er
hielt inne und schlürfte etwas von seinem milden Bier.
    »Hört sich großzügig an«,
meinte Carol. »Angeblich gehörte es zu der Vereinbarung, die Eddie Blythe
getroffen hatte.« Miles nahm einen dünnen Umschlag aus seiner Innentasche.
»Hier ist eine Fotokopie von einem Zeitungsartikel.« Er reichte sie ihr.
    »Hiesige Firma verkauft«, hieß
es in der Überschrift. Die wenigen Abschnitte berichteten kaum mehr als das,
was Miles schon erzählt hatte. Aber unter den beiden Spalten war ein Foto
abgedruckt. Darunter stand: >Mr. E . A. Blythe (1.) bekräftigt mit einem
Händedruck das Geschäft mit Mr. J. Kessock (r.) der Rivelin Fabrications.< Mit
zusammengekniffenen Augen betrachtete sie das Foto und war seltsam gerührt. In
der Haltung der Schultern, fand sie, war etwas von Tony, auch wie er den Kopf
hielt und die Gesichtsform. Sie nahm einen Kuli heraus und notierte sich das
Erscheinungsdatum des Artikels.
    »Nachdem er verkauft hatte,
ging er weg«, sagte Miles. »Ich konnte niemanden finden, der ihn persönlich
kannte, deshalb weiß ich nicht, was hinter der Entscheidung stand, die Firma
abzustoßen und die Stadt zu verlassen. Sie könnten vielleicht im Archiv vom
Dreier-H nachsehen.«
    »Dreier-H?«
    »Ach, tut mir leid. Ich habe
vergessen, dass Sie nicht von hier sind. Der Halifax and Huddersfield
Herald. Sie
haben ihre alten Ausgaben alle digitalisiert.« Miles sprach das ihm unvertraute
Wort aus, als gehörte es einer Fremdsprache an. »Ich interessiere mich
besonders für die Wollindustrie und habe mit ihrer >Suchmaschine< schon
ziemlich viele gute Funde gemacht. Sie lassen einen >Suchbegriffe< und
so was nutzen. Leider bin ich heute Nachmittag nicht an den Computer in der
Bibliothek rangekommen, um nachzusehen. Wir sind zu Hause nicht ans Internet
angeschlossen«, erklärte er. Carol spürte ein Verlangen, das er nur zögernd
zugab. »Danke für den Vorschlag. Ich werde mal nachschauen, wenn ich zurück
bin.« Auf jeden Fall konnte sie vielleicht eine bessere Kopie des Fotos
finden, das Miles zusammenfaltete und in den Umschlag zurücksteckte. »Sie haben
mir sehr geholfen«, sagte sie.
    Er setzte eine bescheidene
Miene auf. »Nichts, was Sie nicht auch selbst hätten finden können.«
    »Vielleicht. Aber ich hätte
länger gebraucht. Glauben Sie mir, ich bin den Leuten, die mir Zeit sparen,
immer sehr dankbar.«
    »Das ist bestimmt eine harte
Arbeit, Ihr Beruf«, meinte er. »Schwer genug für einen Mann, aber ihr Frauen
müsst euch ja immer beweisen, was, Mädel?« Ihr Lächeln war eher kühl. »Da haben
Sie recht!«
    »Hat Ihnen das denn jetzt bei
Ihrem ungelösten Fall geholfen?«, fragte er mit einem gewitzten Blick. »Es war
sehr aufschlussreich.« Carol leerte ihr Glas. »Kann ich Sie irgendwohin
mitnehmen?«
    Miles schüttelte den Kopf.
»Ich wohne nur fünf Minuten von hier. Viel Glück bei Ihren Ermittlungen. Ich
hoffe, dass Sie Ihren Übeltäter erwischen, genau wie die Mounties.« Sie schüttelte
den Kopf und fragte sich, wo Tony war und was er tat. »Ich fürchte, dazu könnte
es zu spät sein. Das ist das Problem mit Altfällen. Manchmal sind die Leute,
die damit zu tun hatten, außer Reichweite.«
     
    Niemand meldete sich je
freiwillig zur Identifizierung einer Leiche. Egal, wie oft man das schon hatte
tun müssen - Menschen auffordern, zu schauen, ob sie den vor ihnen liegenden
Toten erkennen -, es war jedes Mal wieder grauenvoll. Jede Ermittlergruppe bei
der Kripo hatte dafür ihre eigene Vorgehensweise. Manche überließen es dem
psychologischen

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