Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
Vom Netzwerk:
war sie«, widersprach
Paula. »Als ich ihr die SMS wegen Jessica Morrisons Herzanfall schickte, war
sie sehr schnell vor Ort.«
    »Davor, meine ich. Ich kam
hierher zurück und dachte, sie wäre hier. Ich hatte Neuigkeiten und wollte mit
ihr sprechen, aber sie war nicht da. Stacey sagte, sie sei hier gewesen und
wieder weggegangen. Kein Wort davon, wohin.« Sam verschränkte verschwörerisch
die Arme und fragte: »Meint ihr, es hat mit Liebe zu tun? Meint ihr, sie und
Tony haben endlich bemerkt, was alle anderen seit Jahren wissen?« Paula
schnaubte. »Verschon mich! Die beiden werden nie ein Paar. Er würde sie zu Tode
analysieren. Er würde die ganze Tafel mit Diagrammen vollmalen.«
    »Ich weiß nicht«, entgegnete
Kevin. »Sie kann sehr dominant sein. Sehr selbstsicher. Wenn irgendjemand Tony
davon abhalten kann zu fachsimpeln und es schafft, seine Aufmerksamkeit auf
sich zu ziehen, dann ist es die Chefin.«
    »Vielleicht ist das der wahre
Grund, dass er an diesem Fall nicht mitarbeitet«, überlegte Sam. »Vielleicht
hat es gar nichts zu tun mit dem Budget. Ihr wisst ja, wie sie ist. Sie würde
ihn nicht mit uns arbeiten lassen, wenn sie in ihrer Freizeit zur Sache kämen.
Sie würde es als Konflikt betrachten. Und würde ihn entschärfen. Sie führt die
Ermittlungen völlig unabhängig, aber in puncto innerer Disziplin mag sie es
nicht, wenn wir ausscheren.«
    »Als ob ich das nicht wüsste«,
murmelte Kevin. Vor Jahren war Carol maßgeblich an seiner Bloßstellung und
Degradierung beteiligt gewesen. Dass sie auch die treibende Kraft für seine
Rehabilitation gewesen war, gab ihm das Gefühl, für immer in ihrer Schuld zu
stehen. Er hatte sich sehr bemüht, sie zu mögen, es aber nie ganz geschafft.
»Wenn da tatsächlich etwas läuft, dann hat sie den ungünstigsten Zeitpunkt gewählt.
Wir brauchen alle Hilfe, die wir bekommen können, jetzt wo uns Blake im Nacken
sitzt. Ich weiß, ich habe Tony früher für einen komischen Kauz gehalten und
geglaubt, er hätte in unserem Team nichts zu suchen. Aber ich habe mich eines
Besseren belehren lassen. Und ich glaube, jetzt brauchen wir ihn.«
    Während er sprach, richtete
Sam sich auf, räusperte sich und sagte laut: »Morgen, Ma'am.«
    Carol rauschte mit wehendem
Mantel herein und schritt zum Konferenztisch. Wie viel hatte sie gehört?,
fragte sich Paula. »Ich bin ganz deiner Meinung, Kevin«, erklärte Carol und
legte Tasche und Mantel auf dem Boden neben ihrem Stuhl ab. »Aber Mr. Blake
sagt, wir müssen unser Budget zurückfahren. Wenn wir Fachkompetenz brauchen-,-
dann müssen wir sie finden, ohne viel dafür auszugeben. Offenbar gibt es bei
der Nationalen Fakultät für Kriminalistik Nachwuchsprofiler. Man wünscht, dass
wir sie in der praktischen Arbeit erproben. Halleluja, verdammt noch mal.« Sie
sah sie alle der Reihe nach an und grinste komplizenhaft. »Gibt es Kaffee in
diesem gottverlassenen Loch?«
    Fünf Minuten später saßen sie
alle auf ihren angestammten Plätzen. Paula konnte nicht umhin, sich zu fragen,
ob Sam recht hatte. Oder zumindest ein bisschen recht. Vielleicht gab es einen
Mann in Carols Leben. Nur war es nicht Tony. Einen, der offenbar ihren
Kampfgeist geweckt hatte, wenn man nach ihrer Energie an diesem Morgen gehen
konnte. Sie hörte ihre Berichte an, einen nach dem anderen, zerlegte sie in die
Schlüsselelemente und schlug neue Ansätze für das weitere Vorgehen vor. Aber
nachdem alle berichtet hatten, war klar, dass es kaum etwas gab, was sie im
Fall von Daniels Ermordung weiterbringen konnte, und nicht viel mehr, was
Seths Verschwinden anging.
    Kevin war Asif Khans
Geschichte vom Comedy-Produzenten, der junge Talente suchte, nachgegangen. Er
hatte mit den maßgeblichen Redakteuren bei der BBC in Manchester, Glasgow,
London und Cardiff gesprochen, aber niemand hatte ihm weiterhelfen können. Und
es war nichts in Planung, was ungefähr zu der Version passte, die Daniel seinem
Freund geschildert hatte. »Es ist also eine Sackgasse.« Er schob sein Notizbuch
von sich weg. »Ehrlich gesagt, ich dachte sowieso, dass es zu nichts führen
würde, aber man muss ja alle Möglichkeiten abdecken.«
    »Ja, das muss man«, stimmte Carol
zu. »Und wir machen das besser als die meisten.«
    Paula hob leicht die Hand.
»Darf ich mal nachfragen, Chefin? Gehen wir davon aus, dass es einen
Zusammenhang zwischen diesen beiden Fällen gibt? Daniel und Seth?« Carol nickte.
»Gute Frage, Paula. Ich glaube, wir müssen einräumen: Es gibt eine

Weitere Kostenlose Bücher