Meagan McKinney
Demütigung.
Sie schob
seine Hand weg und sagte dann: »Geben Sie mir nun mein Geld wieder, Mr.
Sheridan, Dann verlasse ich Ihr Haus, und Sie werden mich nie wieder sehen. Es
ist keine gewaltige Summe.«
»Das weiß
ich, Alana.«
Einen
Moment fragte sie sich, woher er wußte, daß man sie Alana nannte. Aber da er
ohnehin schon soviel von ihr wußte, machte sie sich nicht erst die Mühe,
ihn zu fragen. Besiegt und erledigt, beschloß sie, ihn ein letztes demütigendes
Geständnis zu machen.
»Mein Onkel
ist Fluch genug, Mr. Sheridan. Sie sehen also, daß Ihre Rache nicht den
Effekt besitzt, den sie bei
anderen vielleicht gehabt hat. Das, was man mir heute abend angetan hat, war
Strafe genug. Sie müssen dem nichts hinzusetzen. Bitte geben Sie mir nun
mein Geld. Ich brauche es.«
»Wenn ich
es tue, wäre es doch so, als hätte ich es Ihrem Onkel gegeben.«
»Aber selbst
wenn, mein Onkel zahlt schließlich für Chris...« Erschrocken hielt sie
inne.
Doch seine
Neugier war geweckt. »Zahlt für was?« fragte er.
Sie entzog
sich ihm, doch er griff wieder ihre Hände. Sie würde ihm dennoch nichts über
Christabel erzählen. Sie hatten sich so sehr bemüht, die Dinge geheim zu
halten, daß er auch nichts darüber in dieser kleinen Biographie über sie
gelesen haben konnte. »Hören Sie auf, mich zu quälen, Mr. Sheridan. Sagen Sie
mir, was ich tun muß, um mein Geld zurückzubekommen, und ich werde es tun.«
Während sie dies sagte, führten in ihrem Inneren Zorn und Scham einen
erbitterten Kampf gegeneinander.
»Meine
Forderungen würden Sie ganz sicher beleidigen!«
Er hielt
ihrem Blick stand. Und er lächelte nicht. Jeder andere Mann hätte zumindest
schmierig gegrinst. Aber Sheridan sah sie ernst an, und sein kühles Verhalten
machte ihr angst. Es war nicht so, daß er sich der Bedeutung seiner Worte nicht
bewußt gewesen wäre. Im Gegenteil: der kurze, heiße Blick auf die schwellenden
Formen in ihrem Mieder bewies, daß dem nicht so war. Doch er war ein Meister
der Verstellung. In seiner sich selbst anerzogenen Lässigkeit schien er ihre
Reaktion erwartet zu haben. Was würde sie wohl am ehesten beleidigen? Seine
»Forderungen« ... oder die Tatsache, daß sie von einem gewöhnlichen Iren
gestellt wurden?
»Geben Sie
mir mein Geld zurück«, sagte sie mit fast unhörbarer Stimme.
Ein gefährliches
Glitzern erschien in seinen haselfarbenen Augen. Sie hatte keine Ahnung, was
er als nächstes tun würde. Sie wußte nur, wie verletzlich sie hier vor ihm war.
Und sie wußten es beide. Sie war erschöpft, ausgekühlt, durchnäßt und kurz vor
dem Zusammenbruch. Er konnte alles tun, konnte alles von ihr verlangen, und
wenn er es geschickt ge nug anstellte, würde sie es wahrscheinlich fast willig
tun.
Sie
unterdrückte ein Schaudern und senkte ihren Blick.
Sie sah an
ihrem Kleid herab und entdeckte zum ersten Mal, wie sehr der nasse Stoff auf
ihren Hüften und Schenkeln klebte und ihre Formen hervorhob. Trotz der
sichtbaren Umrisse ihrer Unterwäsche und der sorgfältig drapierten Bahnen von
Atlasstoff wircte sie fast nackt.
Sie hob
ihren Kopf wieder, und er sah die Verzweiflung in ihrem Gesic t. Aber als sie
schon glaubte, er würde nun die Karen auf den Tisch legen und sie mit seinen
»Wünschen« schockieren, tat er das Unerwartete: Er berührte sanft ihre
Handgelenke und blickte wieder auf die blauen Flecke. Unglaublicherweise
schien sein Herz erweicht. »Warum brauchen Sie das Geld so nötig, Miss
Knickerbocker?«
Sie starrte
ihn an, und Tränen glitzerten in ihren Augen. Wie konnte sie es ihm denn sagen?
Wie konnte sie einem so arroganten, brutalen Mann ihr schreckliches,
persönliches Geheimnis anvertrauen? Sie brachte die Worte einfach nicht über
die Lippen.
Er ließ sie
los und begab sich wieder an den Kamin. »Gehen Sie jetzt, Miss van Alen.
Verzeihen Sie, daß ich nicht den Butler rufe, aber zu dieser späten Stunde...«
»Sie werden
mir mein Geld nicht wiedergeben?«
»Ihr Geld?«
Er lächelte schief. »Nein, ich werde Ihnen Ihr Geld nicht wiedergeben. Sie und
Ihre Gesellschaft schulden Mara etwas für Ihr elendes Benehmen. Sie haben
Ihre Strafe bekommen, also kommen Sie damit jetzt auch zurecht!«
Nun konnte
sie ihren Zorn nicht mehr zurückhalten. Alana explodierte. Sie wollte ihm weh
tun und schleuderte ihm das erste entgegen, das ihr einfiel. »Das wird
überhaupt nichts ändern, und wissen Sie auch warum? Weil Ihr Schicksal in Stein
gemeißelt ist, Mr. Sheridan. Niemand hat je Mrs.
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