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Mein Name ist Eugen

Mein Name ist Eugen

Titel: Mein Name ist Eugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Schädelin
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Sonntagnachmittag in unserem Garten, machten meine Eltern es und mich blutt, setzten uns in einen Waschzuber und drückten uns beide zusammen ab.
    Welche Blamage in späteren Zeiten!
    Besonders, wenn dann einmal ein Mensch von der Gattung eines Wrigley hinter das Album kommt und uns beide im Zuber sieht. Es ist dann dafür gesorgt, dass der Spott sich über ganz Bern verbreitet.
    Trotzdem ich vom Böhni Krummenacher heute überhaupt nichts mehr weiss, zogen mich in der Nähe von Zug meine Freunde wieder einmal mit ihm auf; ich glaube allerdings, bloss um ihre Gedanken an jenes Baronmädchen zu verbergen, denn trotzdem der Wrigley sie ein blödes Dämchen nannte, entfuhr ihm am nächsten Abend im Zelt:
    «Sie war halt doch wie Fleisch und Honig.»

    Das war das letzte Wort in dieser Angelegenheit. Und doch schlief keiner von uns ein. Wir wälzten uns von einer Seite auf die andere, und wenn der Eduard leise seufzte, so konnte man sicher sein, dass er es nicht wegen der Schule tat. Auch ich sah das Mädchen, wie es so auf dem Gras stand, und wie es so die Hände zusammenhielt, und dann sah es einem unter den Augen hervor an, als wollte es sagen:
    «Warum?»
    Der Wrigley war es, welcher das Schweigen brach.
    Er könne nicht schlafen. Denn er müsse immer an den Herrn Baron denken.
    «An wen?» — hörte man von Bäschtelis Platz her.
    «An den Baron, du Kalb!»
    Und schon fuhr er fort, uns ins Gewissen zu reden: Vielleicht sei dieser Mensch ein berühmter Tulpenzüchter. Vielleicht sei er krank, und die einzige Freude auf Erden seien noch seine Tulpen, und wir hätten nun sein Lebensglück zerdrückt. Keiner von uns habe auch nur ein Wort der Entschuldigung gesagt.
    Was wohl der Baron von uns denke?
    Es sei nicht die Art des feinen Mannes gewesen, einfach so davonzufahren, und am besten wäre es eigentlich, wir kehrten morgen noch einmal zurück, um uns für die Tulpen zu dementieren: Das machen auch die Diplomaten, und die wissen, was sich gehört.
    Noch einmal zurück?
    Fünfzehn Kilometer gegen den Wind? — Da kannte wohl der Wrigley den Eduard schlecht, denn der fährt nicht mehr als er muss.
    Aber schon stimmte ihm der Eduard eifrig zu, und er sagte, auch er habe das gleiche gedacht. Der Baron habe nämlich einen wehmütigen Zug in den Mundwinkeln gehabt, als er ihn an den Ohren nahm. Das sei nichts als recht und billig, und wenn dementiert sein müsse, so sei er, der Eduard auch dabei.
    Siehe da, selbst der Bäschteli zeigte sich plötzlich von einer ganz neuen Seite: Er, der sonst allem Unangenehmen aus dem Wege geht, behauptete, er werde sich vor den Baron hinstellen und ihm sagen, wenn er zu Schaden gekommen sei, so solle er die Rechnung nur an seine Eltern schicken.
    Ich kannte meine Freunde kaum mehr, aber ich muss gestehen, am ganzen Plan war etwas, was auch mich an allen Haaren zog. Freilich hütete ich mich, mein stilles Herz zu öffnen, denn ich glaube, da hätten mich die anderen furchtbar verhöhnt, und darum half auch ich mit, als sich die halbe Nacht fort und fort unsere ganze Rede um jenen Baron drehte.
    Keiner von uns schlief ein. Vom fernen Kirchturm hörten wir jede Stunde schlagen. Bloss wegen dieser Tulpen.
    Und als es gegen vier Uhr dämmerte, da waren wir alle auf den Beinen.
    Der Wrigley stand am Bach und wusch sich sehr — für den Herrn Baron. Der Eduard behauptete, heute werde einmal rasiert und gab sich Mühe, in seinem Hohlspiegel, von dem er auch auf dieser Reise nicht liess, die nötigen Härlein zu finden. Der Bäschteli aber, und das war das Maximum, kämmte sein Haar. Das führt bei ihm zu nichts, denn er hat Haare wie Stahlwolle, und darum schlich er sich zu den Velos hinunter und träufelte sich aus seiner Pinte Nähmaschinenöl auf den zukünftigen Scheitel, so, dass er hernach dermassen roch, dass der Wrigley jedesmal, wenn er unterwegs in seine Nähe kam, schrie: «Elna, fahr ab.»
    Von weitem freilich war der Bäschteli ein holder Knabe, und keiner von uns verriet ihm, dass man von hinten noch nach Stunden zwei Bächlein Öl den Nacken hinunter bis aufs Hemd verfolgen konnte.

    Die Sonne stand längstens hoch am Himmel, und immer noch putzten wir uns und unsere Kleider. Der Eduard war ins Dorf gegangen, um sich Schuhwichse zu besorgen und brachte seine Leibmarke zurück, die ich von anderer Gelegenheit her kannte.
    Und das kam so:
    Die einzige Charaktereigenschaft, welche unser Rechnungslehrer in Bern aufweist, ist eine grenzenlose Neugierde, und darauf gründete der Eduard

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