Mein Sommer nebenan (German Edition)
auffängt und ihrem Freund zuwirft – es ist aber nicht Cleve, der angeblich von Anfang an Bescheid wusste –, sondern ein bulliger Typ, Marke Quarterback. Vom Pool höre ich Mrs Garrett rufen: »George! Was hab ich dir gesagt? Du sollst da nicht reinpinkeln!«
Plötzlich fliegt die Verandatür auf und Andy kommt mit ungefähr fünf verschiedenen Badeanzügen und Bikinis in den Händen nach draußen gestürmt. »Alice! Du musst mir helfen.«
Alice verdreht die Augen. »Such dir einfach einen aus, Andy. Wieso veranstaltest du überhaupt so ein Drama? Ist doch bloß ein Date.«
Andy, eine hübsche Vierzehnjährige mit Zahnspange, schüttelt den Kopf und sieht aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. »Ich treffe mich mit Kyle! Mit Kyle, Alice! Und überhaupt ist das das erste Date in meinem ganzen Leben und du … du willst mir noch nicht mal helfen. Das ist so was von gemein.«
»Was ist los, Ands?« Jase geht zu ihr rüber.
»Du kennst doch Kyle Comstock, oder? Der aus dem Segelkurs. Wegen dem ich praktisch ständig das Boot zum Kentern bringe, weil ich mir die ganze Zeit den Kopf nach ihm verrenke. Heute hat er mich gefragt, ob wir zusammen an den Strand gehen und danach noch ins Clam Shack. Aber Alice weigert sich, mir zu helfen, was zum Anziehen auszusuchen, und Mom sagt nur, dass ich die Sonnencreme nicht vergessen soll.«
Alice stöhnt genervt. »Komm, Brad. Zeit für ’ne Abkühlung.« Sie und der Quarterback steuern den Pool an.
Jase stellt mich Andy vor, die mich mit großen haselnussbraunen Augen ansieht. »Kannst du mir vielleicht helfen? Ich meine, stell dir das mal vor. Ich hab das allererste Date meines Lebens und muss dem Typen in Badesachen gegenübertreten! Das ist die Hölle! So was dürfte eigentlich gar nicht erlaubt sein.«
»Stimmt«, gebe ich ihr recht. »Okay, dann lass mal sehen, was wir zur Auswahl haben.«
Andy breitet die Sachen auf dem Boden aus. »Drei Badeanzüge und zwei Bikinis. Mom meint, Bikini geht gar nicht. Was denkst du, Jase?«
»Kein Bikini beim ersten Date.« Er nickt. »Ich bin mir sicher, dass das eine eiserne Regel ist. Oder sein sollte. Jedenfalls für meine Schwester.«
»Wie ist er denn so?«, frage ich, während ich die Sachen inspiziere.
»Kyle? Oh, na ja – perfekt?« Sie macht eine vage Handbewegung.
»Vielleicht solltest du das etwas präzisieren, Ands«, sagt Jase trocken.
»Witzig. Sportlich. Beliebt. Süß. Aber er benimmt sich nicht so, als wüsste er es. Er ist der Typ, der alle zum Lachen bringt, ohne dass er sich dafür anstrengen muss.«
»Okay, dann nimm den da.« Ich zeige auf einen roten Speedo-Badeanzug.
»Ja? Cool, danke! Und nach dem Schwimmen? Soll ich dann ein Kleid anziehen? Soll ich mich schminken? Was soll ich überhaupt mit ihm reden? Warum hab ich bloß Ja gesagt? Außerdem finde ich Muscheln total eklig!«
»Im Clam Shack gibt’s auch Hotdogs«, sagt Jase. »Sind sowieso billiger. Er wird das zu schätzen wissen.«
»Auf keinen Fall schminken«, füge ich hinzu. »Das hast du nicht nötig. Erst recht nicht nach dem Strand. Mach dir einfach ein bisschen Conditioner in die Haare, damit sie den Wet-Look behalten. Ein Kleid ist gut. Und stell ihm viele Fragen, du weißt schon – was er außer Segeln sonst gerne macht, was für Musik er hört und so weiter. Dann musst du selbst gar nicht so viel reden.«
»Danke! Du hast mir gerade das Leben gerettet! Das vergesse ich dir nie«, ruft Andy strahlend und läuft ins Haus zurück.
»Interessant«, raunt Jase mir zu. »Warum hast du dich für den roten Speedo entschieden?«
»Sie hat gesagt, dass er sportlich ist«, antworte ich. Der Klang seiner Stimme so dicht an meinem Ohr löst ein Prickeln in meinem Nacken aus. »Außerdem passt rot super zu ihren dunklen Haaren und ihrer gebräunten Haut. Wahrscheinlich bin ich neidisch. Meine Mutter sagt, Blondinen können kein Rot tragen.«
»Und ich dachte, Sailor Moon kann alles.« Jase öffnet die Tür zur Küche und winkt mich rein.
»Meine Supergirlkräfte sind leider begrenzt.«
»Kannst du dafür sorgen, dass dieser Kyle Comstock ein anständiger Kerl ist? Das wäre eine nützliche Kraft.«
»Schön wär’s«, seufze ich. »Die könnte ich dringend selbst für den Freund meiner Mutter gebrauchen.«
Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, geht Jase die Treppe zu seinem Zimmer hoch, und ich folge ihm wie eine hypnotisierte Kobra dem Schlangenbeschwörer den Flur entlang, wo uns Duff entgegengerannt kommt, der
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