Meine Welt hinter den Sternen - Vestin, A: Meine Welt hinter den Sternen
der Mitte der Zelte stehen. Er bemerkte mich nicht. Ich lief auf ihn zu. „Was ist!?“, schrie ich ihn an. „Tara, geh sofort zurück ins Zelt! Du darfst hier nicht sein!“, rief er zurück. Doch es war bereits zu spät.
Die Reiter standen vor uns; sieben große, schwarze Gestalten. Die Pferde wirkten aggressiv. Ein Schauer lief mir über den Rücken. „Ergreift sie!“, schrie der Mann in der Mitte. Ich sah schon die Leute kommen, doch Aaron sagte dazwischen: „Schön, dich hier zu sehen … Tarek.“ Ich bewunderte Aarons Gelassenheit. Trotzdem wusste ich, dass auch er etwas nervös war. „Wer bist du?“ Tarek schaute ihn sehr ernst an. „Erkennst du mich nicht? Eure Sicherheitsmaßnahmen sind schon fast etwas übertrieben, wenn du mich fragst“, antwortete Aaron. Wie konnte er einem so viel älteren und größeren Mann gegenüber so gelassen sein? Das ging doch nicht! „Wie ist dein Name? Ich kenne dich nicht. Ich habe dich noch nie gesehen.“ Ich starrte Tarek an. Ich konnte sein Gesicht sehen. Es war von Narben gezeichnet. Tarek jagte mir Angst ein. Er hatte einen mittellangen, struppigen Bart und roch nach Tabak und Alkohol. Mir wurde ganz schlecht. „Natürlich kennst du mich. Ich bin Prinz Aaron von Abanon.“ Nun spiegelten sich in Tareks Gesicht Angst und Zweifel. Ich konnte mir vorstellen, was in seinem Kopf vorging. „Aaron von Abanon?“, wiederholte er. „Ja, vollkommen richtig. Es wäre nett, wenn ihr uns nicht weiter bedrohen würdet. Du möchtest doch nicht etwa mit Achille Ärger bekommen, wenn du den zukünftigen Mann seiner Tochter umbringst.“ „Den zukünftigen“, sagte Tarek trotzig und stieg vom Pferd. Er war sehr groß. Tarek schaute in die Menge. Ihn blickten viele ängstliche Gesichter an. Ich merkte, wie Aaron mich unauffällig und vorsichtig hinter sich zog. Ich gehorchte. Ich spürte, wie seine Hände zitterten. „Du bist tatsächlich Aaron. Wie konnte ich nur darauf vergessen?“ Tarek schlug sich mit der Faust gegen die Stirn. „Das Alter, mein Lieber“, sagte Aaron höflich. Es kam mir vor, als beäugte mich Tarek kurz. Ich schaute zu Boden, um ihn nicht ansehen zu müssen. „Verzeih mir, Prinz. Es war mein Fehler. Aber wie du schon sagtest, die Sicherheitsmaßnahmen …“, entschuldigte sich Tarek. „Sei mir nicht böse, aber wir möchten morgen in der Früh bereits weiterreiten. Achille wartet nicht gern. Es wäre nett von dir, wenn du jetzt wieder gehst. Wir brauchen alle Schlaf …“, fing Aaron an, doch Tarek unterbrach ihn: „Das kommt nicht infrage. Als Entschuldigung werden wir dich begleiten. Es gibt einen kürzeren Weg. Wir bleiben.“
Tarek gab seinen Männern zu verstehen, dass sie absteigen sollten. Ich merkte, wie Aaron neben mir schluckte. Es war ihm genauso wenig recht wie mir, dass sie bei uns blieben. Die Leute gingen zurück in ihre Zelte. „Basko wird euch Zelte herrichten“, sagte Aaron und deutete auf seinen Diener. Ich sah, dass auch Basko die Angst im Gesicht stand. „Aber nein. Belaste den alten Mann nicht so. Wir stellen sie schon selber auf. Er soll uns nur die Zelte geben und den Platz zeigen. Wir machen das schon.“ Aaron nickte und Basko eilte mit Tarek und seinen Männern davon. Ich hatte Mitleid mit ihm.
„Komm.“ Aaron nahm mich sanft an der Hand und zog mich zurück in sein Zelt. In unser Zelt. Ich seufzte und setzte mich auf das Bett. „Ich bin dir eine Erklärung schuldig, nicht wahr!?“, begann Aaron. Ich nickte und merkte, dass ich am ganzen Leib zitterte. „Tarek. Ich kenne ihn nur aus Erzählungen. Er ist einer von Achilles besten Kämpfern. Es ist schwer, gegen ihn mit Kraft anzukommen. Doch man kann ihn überlisten. Tarek ist wahnsinnig dumm. Es ist sehr einfach, ihn zu durchschauen. Er legt nicht viel Wert auf Worte. Bei ihm zählt nur die Kraft“, erklärte Aaron. „Darf ich fragen, warum er bei uns übernachtet ? “ Ich sprach das Wort mit Hass aus. „Ich konnte nichts machen. Hätte ich ihm widersprochen, wäre es zu einem Kampf gekommen. Außerdem sind wir so wirklich schneller bei Achille. Das ist ein Vorteil“, sagte der Prinz. Ich zitterte immer noch. „Tara, du hättest im Zelt bleiben müssen. Wenn Tarek dich bemerkt hätte! Ein Glück, dass ich dich hinter mich ziehen konnte. Tarek tötet Menschen, Tara. Verstehst du? Er ist grausam. Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht. Es hätte so viel schief laufen können.“ „Verzeihung, aber ich hatte Angst. So schreckliche Angst“, gab ich
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