Menschenfänger
Man hält ihn für extrem brutal und gefährlich. Fantasievoll! Ja! Was das Verlängern des Leides seiner Opfer angeht!«, schäumte der Hauptkommissar.
»Sollten Sie ihm hier Unterschlupf gewähren, schweben auch Sie in Lebensgefahr!«, warnte nun auch Albrecht Skorubski.
»Er ist nicht hier – hat sich auch nicht gemeldet. Klaus kann gut für sich selbst sorgen. Er braucht kein Kindermädchen.« Hildegard Clemens bemerkte das Zögern Nachtigalls, als sie die beiden Ermittler wieder zur Tür führte.
»Sie glauben, dass er sich hier bei mir versteckt?«
»Wäre doch möglich. Er belauscht unser Gespräch von einem anderen Zimmer aus, damit Sie nichts Falsches sagen, und sowie er glaubt, wir suchen nach ihm, türmt er aus dem Fenster.«
»Hören Sie, Sie sind ja fixiert! Vielleicht sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen!«
Unbeeindruckt von ihrem scharfen Ton zog Nachtigall drei Fotos aus der Innentasche seines schwarzen Jacketts.
»Sehen Sie sich das an! Das bleibt übrig, wenn Klaus Windisch mit seinen Opfern fertig ist! Sehen Sie sich dieses Mädchen an! Sie war lebendig – fröhlich, glücklich, erfolgreich. Bis sie Klaus Windisch begegnete! Es war so etwas wie ein dummer Zufall, der ihr Leben brutal beendete«, zischte Nachtigall zornig. »Sollten Sie hier nicht alleine sein, dann kommen sie einfach mit uns nach draußen«, flüsterte er ihr leise zu.
»Jetzt ist es aber genug!«, entgegnete Hildegard Clemens eisig. »Raus!«
Nachtigall und Skorubski wurden zur Haustür hinaus ins Freie gedrängt. Mit einem lauten Knall fiel die schwere Tür hinter ihnen ins Schloss.
»Meinst du wirklich, er ist da drinnen und sie deckt ihn?«
»Ja, das glaube ich«, antwortete Nachtigall überzeugt.
»Aber das wäre doch ziemlich dumm von ihm. Er musste doch wissen, dass wir hier nach ihm suchen. Der Kontakt zu Hildegard Clemens war schließlich kein Geheimnis.«
»Wohin sollte er sonst gehen? Es wird bald empfindlich kalt werden. Und er wäre problemlos entkommen, wenn wir die Zimmer durchsucht hätten. So dumm, sich im Dachgeschoss zu verbergen, wird er wohl kaum sein. Wir postieren einen Wagen hier.«
Er rief die Kollegen der Schutzpolizei an und ließ sich die Überwachung von Dr. März genehmigen.
Kaum hatten die beiden Ermittler das Grundstück verlassen, umfassten weiche Hände Hildegards Schultern. Sie lehnte ihren Kopf selig an seine Schulter und genoss seine sanften Küsse auf ihren Wangen. Sie hatte ihre Sache gut gemacht.
23
»Was haben wir?«
»Wenig.«
»Das ist leider wahr«, bestätigte Albrecht Skorubski.
»Gut – wir haben inzwischen eine Mitteilung bekommen, die den Fund von Sperma bestätigt. Im Bad auf einem Handtuch. Jetzt wird überprüft, ob es von Windisch stammt.« Nachtigall legte die Notiz in die Akte.
»Alle Fernsehsender sin informiert. Die Zeitunge au. Überall wird g’warnt. Die Fraue solle sich nicht mit Fremde treffe und se in die Wohnung mitnehme.«
»Er geht äußerst brutal vor. Am schlimmsten finde ich, dass er ihnen die Lider mit Sekundenkleber anklebt, damit sie ihn die gesamte Zeit über ansehen müssen. Sie können nicht einmal vor dem Grauen und dem Teufel die Augen verschließen«, erklärte Nachtigall.
»Wurde Johanna vielleicht irgendwo mit ihm gesehen? Auf dem Heimweg?«
»Nein. Die Kollegen haben nachgefragt und nur herausfinden können, dass Johanna Merkowski beim Einkaufen gesehen wurde. Sie hatte Armstrong dabei. Eine flüchtige Bekannte sah sie noch den Heimweg antreten und meint, sie sei mit dem Hund allein gewesen.«
»Hm. Das ist schade«, murmelte Skorubski. »Sonst hätten wir wenigstens gewusst, ob es wirklich Windisch war.«
»Er ist nicht nach Berlin oder Polen g’flohe. Damit geht er doch ein großes Risiko ein. Und dafür muss es eigentlich einen Grund gebe«, meinte Michael Wiener nachdenklich.
»Vielleicht fühlt er sich hier am sichersten. In Cottbus kennt er sich aus, kann das Risiko, geschnappt zu werden, besser einschätzen.«
»Ich glaube, er bleibt hier, weil Hildegard Clemens sich um ihn kümmert. Wie kann man so leichtinnig und verblendet sein!«, schimpfte Nachtigall und erklärte Michael Wiener die Situation.
»Sie glaubt ernsthaft an seine Unschuld?«
»Ja.«
Der junge Kollege tippte auf seiner Tastatur.
»Ich hab da im Internet was g’funde. Die Hildegard Clemens gehört so einem Hexenzirkel an. Naturhexen im Spreewald. Sie sammle Kräuter und so. Behaupte, sie kenne sich aus mit magischen
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