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Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Titel: Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph von Marschall
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Großstädte wie Chicago ist es nichts Außergewöhnliches, wenn binnen weniger Jahre nahezu die komplette Bevölkerung eines Viertels durch den Wegzug der bisherigen Bewohner und den Zuzug neuer Gruppen ausgetauscht wird. Diese Umbrüche vollziehen sich mit Schnelligkeit, Vehemenz, einer gehörigen Portion gesellschaftlichem Druck und oft gegen den Willen eines beträchtlichen Teils der Alteingesessenen. Doch ist dieser Eigentümerwechsel erst einmal im Gang, stellt sich dem kaum einer mehr in den Weg. Wenn die Nachbarn, mit denen man in der Regel die soziale Stellung und die Hautfarbe teilt, nach und nach wegziehen, geben schließlich auch die Zögerlichen auf, zumal immer mehr Menschen anderer Herkunft in die umliegenden Häuser einziehen.
    Im Fall des Umzugs der Robinsons nach South Shore war der Wandel nicht ganz so radikal. Der Eigentümerwechsel von Weiß zu Schwarz erstreckte sich über anderthalb Jahrzehnte. Laut Chicagoer Lokalzeitungen waren schwarze Familien in South Shore 1965 noch die Ausnahme. Im Jahr 1970 reichte ihr Anteil, um einen Afroamerikaner an die Spitze der Bezirksverwaltung zu wählen, und 1980 war die Gegend zu über 90 Prozent schwarz. Diese 15 Jahre fielen ziemlich genau mit Michelles Kindheit und Jugend zusammen. Sie muss den Bewohnerwechsel wahrgenommen haben. Vermutlich hat diese Erfahrung die Basis für ihre Skepsis gelegt, ob Weiß und Schwarz zusammenleben wollen.
    Craig und Michelle beschreiben ihre Zeit in South Shore als kleines Paradies. Das tut auch ihre Mutter Marian. Ginge es nach ihren Wünschen, wäre sie bis zu ihrem Lebensende dort wohnen geblieben. Als die Obamas im Januar 2009 ins Weiße Haus einzogen, blickte Marian auf mehr als 40 Jahre in dem Häuschen zurück. Nur schweren Herzens kam sie mit nach Washington. Ihr Chicagoer Zuhause gab sie auch nicht auf. Dennoch war der Umzug ein Opfer. Sie ließ ihre individuelle Freiheit in einer stabilen Umgebung mit einem verlässlichen sozialen Netz aus Nachbarn und Verwandten zurück. Das Wohnen im Weißen Haus gleicht einem Leben im goldenen Käfig. Jeder Ausgang muss vorbereitet und beim Secret Service angemeldet werden, schon aus Sicherheitsgründen. Aber was tun Großmütter nicht alles ihren Enkelinnen zuliebe! Und wenn Marian Robinson es dort vier Jahre lang aushält, wäre sie die erste Schwiegermutter eines Präsidenten seit mehr als 50 Jahren, die eine ganze Amtszeit im Weißen Haus lebt.
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

Bildungshunger
    «Die Welt tut so, als wären Barack und Michelle Obama untypische Schwarze, als wären wir einzigartig. Doch es gibt Abertausende Michelles und Baracks in Amerika.
    Ihr seid ihnen nur nie persönlich begegnet.»
    Michelle in «The Atlantic», Januar 2009
    Selbstvertrauen, Bildungshunger und Aufstiegsehrgeiz – das sind die Stichworte, wenn Michelle und ihr Bruder Craig von ihrer Kindheit erzählen. Ihre Selbstsicherheit und ihr Grundvertrauen wuchsen, weil sie als Kinder in ihrem jungen Leben Ermutigung und Beständigkeit erfuhren. Der Bildungswillen und der Ehrgeiz in Studium und Beruf blieben erhalten, weil sich der Antrieb durch die Eltern bald mit Erfolgserlebnissen mischte. «Die Eltern standen bedingungslos hinter mir. Und Kinder brauchen genau das», erzählte Michelle 2009 dem Magazin «Essence». Wie wichtig ihr diese Bestätigung durch Familie und Freunde war, ist auch der Widmung ihrer Bachelor-Abschlussarbeit in Princeton zu entnehmen: «Für Mom, Dad, Craig und alle meine speziellen Freunde: Danke, dass ihr mich liebt und es mir stets leicht macht, mich selbst zu mögen.» Der «New York Times» vertraute sie an, die häusliche Beständigkeit habe ihr ein Gefühl der Geborgenheit vermittelt. Selbst als sie längst aus dem Haus war, habe ihre Mutter das Schlafzimmer der Tochter unverändert gelassen – das Bett, die Decke, die Bilder an der Wand. Und so teilte sich dieser Eindruck beruhigender Kontinuität noch der nächsten Generation mit, Michelles Töchtern Malia und Sasha. Sie verbrachten viele Stunden in Chicago bei der Großmutter, da ihre eigenen Eltern Barack und Michelle berufstätig waren. «Mama, du kannst ruhig ein neues Bett reinstellen», habe sie ihrer Mutter geraten, sagt Michelle. Aber sie seien sich einig gewesen: «Die Kinder lieben es genau so.»
    Ihr Bruder Craig betonte in verschiedenen Interviews mit dem TV-Sender ABC, dem «Providence Journal» und dem «Hartford Courant»: «Das Wichtigste für meine

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