Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11
bin völlig am Ende, und ich muss aus diesen schrecklichen Kleidern raus.
Wenn du also vorhast, mir eine Standpauke zu halten, wirst du damit noch etwas
warten müssen.“
Er zog sie an sich, und sie
wurde ganz still, als sich seine Arme in einer wilden Umarmung um sie
schlossen.
Er konnte sie nicht loslassen.
Er konnte nichts sagen. Seine Brust zog sich zusammen in einem Gefühl, das er
sich nicht eingestehen wollte, das sich aber auch nicht abstreiten ließ. Es
schnürte ihm die Luft ab, schloss sich um sein Herz wie eine Schraubzwinge.
Verdammt!
Elise hätte heute getötet werden
können. Sicher, sie hatte es geschafft, zu entkommen, aber sie war im Kampf mit
diesem Lakai in ernsthafter Gefahr gewesen, und da standen die Chancen immer
gut, dass es schlecht ausging.
Er hätte sie verlieren können,
während er schlief. Als sie außerhalb seiner Reichweite und er unfähig war, sie
zu beschützen.
Der Gedanke traf ihn tief.
So unerwartet tief.
Alles, was er jetzt tun konnte,
war, sie festzuhalten. Als wollte er sie nie wieder loslassen.
Elise hatte damit gerechnet,
dass Tegan wütend war und ihr ein paar arrogante Machosprüche an den Kopf
werfen würde.
Nichts hätte sie mehr
schockieren können, als jetzt seine Arme um sich zu spüren, die sie
festhielten.
Du liebe Güte, zitterte er etwa?
Sie stand im warmen, starken
Käfig seiner Umarmung und spürte, wie ein Teil ihrer nervösen Anspannung
langsam von ihr wich. Die Angst, die ihr bis in die Knochen gedrungen war und
die sie sich bis jetzt nicht erlaubt hatte wahrzunehmen, begann, in ihre
Glieder zu strömen. Sie lehnte sich in Tegans Stärke, die sie willkommen hieß,
und hob die Hände, um sie auf die harten Muskeln seines nackten Rückens zu
legen, ihre heile Wange an die glatte Fläche seiner Brust gepresst.
„Da gibt es Papiere“, schaffte
sie schließlich herauszubringen.
„Peter Odolfs Bruder hat ein
paar Briefe geschrieben. Ich dachte, dass sie vielleicht wichtig sind. Darum
bin ich zu Irina hinausgefahren.“
„Das ist mir egal.“ Tegans
Stimme war belegt, vibrierte an ihrem Ohr. Seine Fingerspitzen pressten sich in
ihre Schultern, als er sie auf Armeslänge von sich fort hielt und in ihre Augen
hinunterstarrte. Der smaragdgrüne Blick war durchdringend, von so intensiver
Ernsthaftigkeit. „Herr im Himmel, das ist mir jetzt so was von egal.“
„Es könnte etwas bedeuten,
Tegan. Es gibt da ein paar seltsame Passagen …“
Er schüttelte den Kopf, nun mit
einem finsteren Gesicht.
„Das kann warten.“
Er streckte die Hand aus und
wischte einen verschmierten Fleck an ihrem Kinn fort. Dann hob er ihr Gesicht,
starrte sie einen langen Moment lang an und küsste sie.
Es war ein kurzer und zärtlicher
Kuss, gefüllt mit einer Süße, die Elise den Atem nahm.
„Alles kann warten“, sagte er
ruhig, eine dunkle Wildheit in der Stimme. „Komm mit, Elise. Ich will mich um
dich kümmern.“
Er führte sie an der Hand aus
dem Foyer, die Haupttreppe hinauf und zu ihrem Gästezimmer im zweiten Stock.
Sie ging mit ihm hinein und blieb stehen, als er die Tür hinter ihnen schloss.
Er sah hinunter und bemerkte ihre fertig gepackte Reisetasche, die dort auf dem
Boden stand. Als er sie wieder ansah, stand eine Frage in seinen Augen.
„Ich hatte geplant, Berlin heute
zu verlassen. Ich wollte nach Boston zurück.“
„Wegen mir?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Meinetwegen. Weil ich so durcheinander bin wegen einer Menge Dinge und die
Perspektive verliere, was wirklich wichtig ist. Das Einzige, was zählt, ist …“
„Deine Rache.“
„Mein Versprechen, ja.“
Tegan baute sich vor ihr auf,
sein breiter Brustkorb füllte ihr Blickfeld und strahlte eine Wärme aus, von
der sie sich so sehr wünschte, sie wieder an ihrer Haut zu spüren. Sie schloss
die Augen, als er begann, vorsichtig ihre blutgetränkte Bluse aufzuknöpfen. Er
schälte ihr die klebrige Seide vom Körper und ließ sie zu Boden fallen.
Vielleicht hätte sie sich
befangen fühlen oder ihm zumindest Widerstand leisten sollen, als er sie
auszog, so wie die Dinge in der letzten Nacht zwischen ihnen gelaufen waren.
Aber ihr war übel von dem Blut auf ihren Kleidern, und ein Teil ihres Selbst,
zitternd und verstört, hieß Tegans Sorge um sie willkommen.
Seine Berührung war beschützend,
nicht fordernd, nichts als ruhige Stärke. Verlässlich und voller Mitgefühl.
Ihre ruinierte Hose war als
Nächstes an der Reihe, zusammen mit Socken und Schuhen. Und dann stand sie
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