Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
fruchtbaren Land gesprochen haben. Tatsächlich gibt es ein paar uralte Legenden, die von einem Kontinent jenseits des Weltenbruchs berichten. Er soll mindestens so groß wie das Herzland sein und…«
    »Ja, das ›verwunschene Reich‹«, fiel Ergil ihr ins Wort. »Darüber habe ich sogar in den Berichten der alten Hakennase – Verzeihung, deines Urgroßvaters gelesen. Aber ich hielt das alles nur für Märchen. Harkon schrieb, dort wüchsen Pflanzen, die im Herzland niemand kenne, und es herrschten schreckliche Geschöpfe, die fremdartiger seien, als man es sich nur vorstellen könne.«
    Múria nickte. »Sagt man nicht, in jeder Legende verberge sich ein wahrer Kern?«

 
    6
     
    DER FLUCH DES DUNKLEN GOTTES
     
     
     
    Die Unterwelt. So nannten einige die Verliese und Gänge, die das natürliche Fundament der Sooderburg durchzogen. Tatsächlich waren sie ein Reich für sich, das wohl nur Múria hinlänglich kannte. Als Ergil es an ihrer Seite durchquerte, musste er an seinen ersten Besuch der Festung denken. Damals hatte er sich wie ein Dieb durch die Tunnel und Tropfsteinhöhlen hereingeschlichen, heute gehörte ihm das Ganze.
    Während sie immer tiefer stiegen, gingen ihm tausend Dinge durch den Kopf. Es kam ihm vor, als sei der vergangene Tag in einem anderen Leben gewesen. Seitdem hatten sich die Ereignisse überschlagen und die vielen beunruhigenden Neuigkeiten machten ihm zu schaffen. Wie viel Zeit würden ihm die Zornissen lassen? Selbst Múria hatte es nicht sagen können. So viel stand fest: Er durfte keinen einzigen Tag verschwenden. Deshalb hatte er auch Popi damit beauftragt, einen handverlesenen Kreis Getreuer im Saal des Bundes zusammenzurufen. Bevor nach dem Frühstück der Große Rat dort offiziell wieder zusammenkam, musste er sie in seinen Plan einweihen. Vermutlich würden sie ihn für verrückt erklären.
    »Da kommt jemand«, sagte Múria.
    Ergil musste sich gewaltsam von seinen Gedanken losreißen, um in die Wirklichkeit der »Unterwelt« zurückzukehren. Durch den gewölbten Gang kamen ihnen drei Männer entgegen. Zwei hatten zu Zöpfen geflochtene Haare und einen hünenhaften Körperbau. Pandorier. Ergil war mehr als überrascht.
    »König Borst! Euch hätte ich hier unten am allerwenigsten erwartet.«
    Der Koloss zog eine Grimasse. »Ich habe nicht deshalb all die Jahre überlebt, weil ich irgendetwas dem Zufall überlassen würde, Majestät. Eure Rückkehr in den Palast heute früh war nicht unbedingt das, was man unter still und heimlich versteht. Ich wäre fast aus dem Bett gefallen. Im ersten Moment meinte ich, die Sooderburg werde angegriffen. Aber dann erkundigte ich mich nach dem Grund des Aufruhrs und erfuhr von Eurem Gefangenen. Ich wollte mir selbst ein Bild von ihm machen.«
    Ergil sah an dem pandorischen Koloss vorbei und musterte dessen Adjutanten. Torbas’ Arm war frisch bandagiert und sein Gesicht geschwollen. »Neugier kann gefährlich sein, königliche Hoheit. Ich hatte aus gutem Grund Anweisung erteilt, niemanden zu Kaguan vorzulassen.«
    »Das kann wohl kaum für einen Eurer engsten Verbündeten gelten. Hat Eure ehrenwerte Geschichtsschreiberin Euch nie erzählt, wer als Einziger zu Eurem Vater gehalten hatte, als Euer Oheim die Sooderburg belagerte?«
    Ergil sah Múria fragend an.
    »Das war ich«, erklärte Borst, ehe sie auch nur den Mund auftun konnte. »Leider kam ich zu spät. In doppelter Hinsicht: An der Grenze zu Soodland ereilte mich die Nachricht vom Fall der Sooderburg, und als ich unverrichteter Dinge nach Pandor zurückkehrte, hatte mein durchtriebener Vetter Entrin sich schon meinen Thron unter den Nagel gerissen – mit Wikanders freundlicher Unterstützung. Meint Ihr nicht, ich habe für dieses Opfer ein wenig mehr Vertrauen verdient?«
    Aus allem, was Borst sagte oder tat, sprach eine natürliche Autorität, gegen die sich niemand lange anzustemmen vermochte. Wenn Ergil in diesem Moment irgendetwas nicht gebrauchen konnte, dann war es ein Streit mit dem Pandorier. In versöhnlichem Ton sagte er: »Ich bin froh, Gefährten wie Euch im Großen Rat zu wissen, königliche Hoheit. Bitte nehmt meinen Befehl den Zoforoth betreffend nicht persönlich. Ihr hättet mich allerdings trotzdem unterrichten können, bevor Ihr ihn aufsuchtet. Wie sollen meine Männer einen so jungen Befehlshaber wie mich jemals respektieren, wenn so erfahrene Monarchen wie Ihr meine Anordnungen infrage stellen?«
    Borsts dunkle Augen funkelten im Fackellicht. Unvermittelt lachte

Weitere Kostenlose Bücher