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Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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zu sein hatte, als Ausdruck ihrer vermeintlichen elterlichen Kompetenz, konntest du dich nicht frei entfalten. Du konntest es einfach nicht. Es war kein Versagen. Es hat dein Seelenwachstum und sogar in geringem Ausmaß dein körperliches Wachstum beeinflusst. Deine Wirbelsäulenfehlstellung, dein „Hohlkreuz“ ist sichtbarer Ausdruck dessen, was auf dir lastete. Du wurdest immer wieder „zusammengestaucht“, nicht wahr? Und da es für dich keinen Ausweg aus dieser Situation gab, ist es dir zu einer Art Gewohnheit geworden, dich nicht zu wehren, nicht aufzubegehren gegen das, was dir nicht gut tut und was dich einengt und begrenzt. Als Kind konntest du nicht anders reagieren, weil du ein liebes Kind sein wolltest, das seinen Eltern Freude macht. Und du warst ja auch im vitalen Sinne abhängig von ihnen, so wie alle Kinder.
    Das war die Grundsteinlegung für deine Depressionen. Es ist für dich wichtig, dieses klar zu erkennen. Dieses war die erste Station der Reise. Hier hast du den ersten Stein der Erkenntnis gefunden, lege ihn in deine Truhe.
    Vor meinen Füßen lag im Gras ein runder Kieselstein. Ich nahm ihn auf und legte ihn in die Truhe. Mein Engel machte auf mich einen zufriedenen Eindruck. Ich schaute ihn erwartungsvoll an. „Und wohin geht es jetzt? Ich möchte weiterreisen. Ich sehe, dieses Land ist sehr groß.“
    Wir sind hier in dir, du bist dieses Land. Dies ist dein Land der Seele. Alles, was du siehst und wahrnehmen kannst, ist Teil von dir und deinem Leben. Alles sind Symbole. Du weißt, was Symbole sind. Seelenbilder sind auch Sprache. Lerne, diese Sprache zu verstehen, dann kannst du dich selbst verstehen. Ich habe dich zum ersten Ziel geführt. Die Reihenfolge der weiteren Stationen der Reise darfst du selber wählen. Hier ist eine Übersicht.
    In der Truhe lag von nun auf jetzt eine Landkarte aus altem Pergament. Ich fühlte blitzartig, was der Engel dachte und war amüsiert, er hätte mir nämlich auch ein GPS-Gerät in die Truhe legen können, wäre ich jünger und moderner und technikorientierter gewesen! Soll niemand sagen, Engel hätten keinen Humor. Ich nahm die Karte in die Hand und befühlte mit Genuss das Pergament mit meinen Fingerspitzen. Mein Blick fiel zuerst auf einen eingezeichneten Baum. Darunter befanden sich als „Strichmännchenzeichnung“ eine Frau, eine schimmernde Kugel und ein Pfeil, unter dem stand: „Sie befinden sich hier!“ (Hahaha…) Ich blickte lächelnd und fragend meinen Engel an.
    Schon gut, kleiner Scherz! Ich mach den Pfeil wieder weg. So!
    Nun sah ich auf dem Pergament einen Baum und darunter trappelnde Fußspuren, die sich unentschlossen mal in die eine, dann wieder in die andere Richtung bewegten und immer wieder zum Baum zurückkehrten. Ich brach in lautes Gelächter aus und fühlte mich wohl wie seit Jahren nicht mehr. Es war herrlich, so albern zu sein und eine Last fiel von mir ab. Mit strahlendem Gesicht fragte ich: „Aber wo sind die Ziele?“
    Schau hin, sie sind um den Baum herum gruppiert. Jetzt, wo ich dich zum Lachen gebracht habe, geht es dir wieder gut, nicht wahr? Es war doch recht anstrengend für dich, den ersten Stein der Erkenntnis zu erlangen. Darum wollte ich dir mit dem Lachen neue Energie geben.
    Eine Welle der Herzenswärme, die vom Engel ausging, überzog das ganze Land. Lächelnd blickte ich nun auf die Karte, gespannt, welche Ziele ich zur Wahl hatte. Ich sah den Baum in der Mitte der Karte und die Wege, die zu den Zielen führten:
    eine Höhle (das erste Ziel), ein Getreidefeld, zwei Häuser, Tarotkarten, ein Meer aus Licht, ein stiller See, gehüllt in lavendelfarbenes Mondlicht, und ein Abgrund von einer fühlbaren Schwärze und Tiefe, die mich allein beim Betrachten auslaugte.
    Mein Herz klopfte ängstlich. Was für einen Abgrund hatte ich da in meiner Seele? Ich wollte es gar nicht wissen, gar nicht genau hinsehen. Hastig wählte ich das Ziel, das davon am weitesten entfernt lag: das Meer aus Licht.
    Dein Wille soll hier geschehen, ich habe es dir versprochen. Aber darf ich dir einen Vorschlag unterbreiten? Besser für dich wäre es jetzt, du würdest erst eines der anderen, leichteren Ziele anvisieren. Für das Meer aus Licht wirst du viel Kraft brauchen und ich fürchte, dass du danach die anderen Ziele nicht mehr aufsuchen magst.
    Das hörte sich nicht gut an. Jetzt war mir nicht mehr zum Lachen zumute. Aber ich wollte unbedingt die Erkenntnisreise machen! Vielleicht würde ich nie wieder diese Gelegenheit haben!

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