Mord ist der Liebe Tod
sie aufgerissen.
„ Was ist denn noch?“, wurden sie ärgerlich gefragt.
Sie erkundigten sich, wann Herr Konrad am Abend zuvor nach Hause gekommen war.
„ Um 22 Uhr . Das muss man sich mal vorstellen. Ohne zu fragen. Natürlich lasse ich das nicht durchgehen.“
„ Und Sie sind sicher, dass es genau 22 Uhr war?“
„ Selbstverständlich. Natürlich weiß ich nicht, ob er nochmal wegging. Wir haben seit Jahren getrennte Schlafzimmer. Und ich schlafe sehr tief.“
„ Wir hätten gerne die Sachen, die er gestern getragen hat.“
Frau Konrad rümpfte die Nase. „Ich kann Ihnen zeigen, wo die Wäschetruhe steht. Um die Wäsche kümmere ich mich nicht. Das macht Karl. Aber ich erinnere mich, was er gestern anhatte.“
„ Das hilft uns“, meinte Logo trocken.
Sie packten die Kleider und Schuhe in eine Plastiktüte.
„ Was ist denn nun eigentlich los? Was hat mein Mann denn getan?“
„ Er steht in Verdacht, eine Frau ermordet zu haben.“
Frau Konrad blickte mehr verblüfft als geschockt. „Eine Frau? Ermordet? Karl? Dazu ist er ein viel zu großer Schlappschwanz. Der kann nicht mal alleine entscheiden, was er morgens anzieht oder aufs Brot legt.“
„ Immerhin leitet er eine große Bankfiliale .“
„ Ach “, winkte sie ab. „Auch da kommt er dauernd zu mir gerannt und lässt sich Anweisungen geben.“
Sie verabschiedeten sich un d verließen das Haus. Auf der Rückfahrt schüttelte Logo den Kopf. „Armer Kerl. Könnte einem fast leid tun.“
„ Ganz normal ist er nicht. Das hat ihn bestimmt viel gekostet, zur Wilhelm zu gehen. Dann hat sie ihn abgewiesen. Es sind schon Morde aus geringeren Gründen begangen worden. Und sein Alibi ist nicht gerade hieb- und stichfest. Er könnte wirklich nochmal hingefahren sein. Die Beweise reichen nicht, aber vielleicht finden wir ja seine Fingerabdrücke in der Wohnung oder Brandbeschleuniger an seiner Kleidung.“
„ Hoffen wir ‘s.“
Im Präsidium informierte Jenny telefonisch den Staatsanwalt.
„ Seltsame Geschichte, Frau Becker“, meinte Herr Biederkopf. „Ich hätte Sie sowieso heute Morgen angerufen. Haben Sie wieder eine Nachricht erhalten oder sonst etwas bemerkt?“
Ab gelenkt durch den Mord an Elvira Wilhelm hatte Jenny gar nicht mehr an den ominösen Brief gedacht. „Nein, nichts. Ich melde mich sofort, wenn etwas ist.“
„ Ich bestehe darauf. Und seien Sie vorsichtig heute Abend!“
„ Versprochen.“
In der nächsten Stunde versuchte Jenny, mehr über Frau Wilhelms Hintergrund heraus zu bekommen. Die junge Frau stammte aus bescheidenen Verhältnissen und kam aus einem kleinen Dorf im Odenwald. Die Eltern waren vor ein paar Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen und Geschwister hatte sie nicht. Kurz darauf hatte sie ihr Elternhaus für wenig Geld verkauft und war nach Frankfurt gekommen, um hier bei der Bank zu arbeiten. Männer schienen in ihrem Leben keine Rolle zu spielen und Freundinnen tauchten auch nicht auf. Jenny konnte sie weder auf facebook noch bei wer-kennt-wen finden, zwei Seiten, die oft sehr nützlich waren, um mehr über Beteiligte an einem Ermittlungsverfahren herauszufinden. Sascha kam von der Bank zurück und war nicht gerade guter Laune.
„ Das ist vielleicht ein L aden. Niemand war von Frau Wilhelms Tod betroffen. Nur um den Ruf ihrer Bank sind alle besorgt. Die Sturm ist kalt wie ne Hundeschnauze. Die Spusi hat den PC mitgenommen. Gegen den Protest von Frau Kümmel, was ich wohl nicht extra betonen muss. Sie sind alle sicher, dass sie keine Männerbekanntschaften hatte, niemand hat je eine Freundin von ihr gesehen oder mitbekommen, dass sie mit einer telefoniert hat. Sie hat nichts über sich erzählt. Und keiner kann sich einen Grund vorstellen, warum jemand sie hätte ermorden sollen. Persönliche Sachen waren fast keine in ihrem Schreibtisch. Nur eine Haarbürste und ein Päckchen Hustenbonbons.“
„ Was regst du dich so auf? Wir wissen doch, wie die ticken. Die Wilhelm war bei weitem die Netteste in diesem Laden.“
Jenny informierte Sascha über den Besuch bei Konrad und holte dann tief Luft.
„ Jetzt müssen wir uns erst mal auf heute Abend konzentrieren.“
„ Stimmt“, nickte Logo. „Ich bin gestern da gewesen. Das Lokal eignet sich wirklich gut. Es gibt reichlich Parkplätze und das Ding ist auch groß genug. Du nimmst einen neutralen Zivilwagen und Sascha und ich fahren mit meinem Wagen hin. Wir tun, als wären wir ganz normale Gäste. Unauffällig halt, das ist das
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