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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hunt
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üben.«
    »Aus ebendem Grund habe ich mein Auto zur Inspektion gebracht. Es ist eine alte Kiste, und ich will mir sicher sein, dass es keinen Ärger macht.« Corkbowl verbeugte sich galant. »Diesmal keine Flammen unter der Motorhaube, Mylady.« Er guckte auf seine Armbanduhr. »In einer halben Stunde muss ich hinradeln und es abholen, deshalb kann ich nicht lange bleiben.«
    »Ah, so«, sagte Esther. »Ja, schrecklich«, setzte sie hinzu, um Lockerheit bemüht, »am Samstag zu arbeiten! Ich sehe zu, dass ich so bald wie möglich hier rauskomme.«
    »Na ja, es könnte schrecklicher sein«, meinte Corkbowl, der es überhaupt nicht schrecklich fand. »Dennis-John könnte auch hier sein.« Er sah sich prüfend im Raum um. »Ehrlich gesagt wundert es mich ein wenig, dass er nicht hier ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man ihn sonst irgendwo reinlässt.«
    »Ich nehme an, seine Frau lässt ihn sporadisch ins Haus, damit er die beiden Kinder terrorisieren kann.«
    »Seine Frau?« Corkbowl war fassungslos. »Er hat Kinder?«
    »Und eine Schildkröte«, klärte Esther ihn auf. »Wahrscheinlich deswegen, weil Dennis-John nicht durch den Panzer beißen kann.«
    »Dennis-John, der Familienvater?« Corkbowl ließ sich das durch den Kopf gehen. »Schnell, wir wechseln lieber das Thema. Wenn ich zu angestrengt darüber nachdenke, macht mein Gehirn schlapp.«
    Sie lachte, und er wünschte sich, sie könnten den ganzen Tag hier verbringen. Aber immerhin war sie jetzt hier, und die Gelegenheit musste er nutzen. Corkbowl deutete auf eine Thermosflasche, die auf einem Tisch stand. »Hätten Sie Lust, einen mit mir zu trinken?« Ein paar sachliche Informationen, um der Lust aufzuhelfen. »Zu der Thermosflasche gehört ein eigener Plastikbecher, und ich habe ihn heute Morgen gespült.« Als letzte Verlockung deutete Corkbowl auf die Strümpfe, die immer noch über die Hosenbeine gezogen waren: »Esther, tun Sie nicht so, als könnten Sie diesen Beinen widerstehen.«
    Sie setzten sich an einen Tisch. Corkbowl schraubte den Becher ab und schenkte ihr Tee ein. Erst jetzt merkte er, dass sie zu zweit nur einen Becher hatten.
    »Hätten Sie was dagegen, wenn ich … « Er setzte die Thermosflasche an die Lippen und machte Anstalten, direkt daraus zu trinken.
    Im Schlucken machte sie eine auffordernde Handbewegung.
    »Momentchen«, sagte Corkbowl. »Wir dürfen einen solchen Anlass nicht verstreichen lassen, ohne ein paar Worte zum Lob der Bücher zu sagen.« Er räusperte sich, als spräche er zu Tausenden. »Um Groucho Marx annähernd zu zitieren: Außer einer Thermosflasche ist ein Buch der beste Freund des Menschen … « Breit grinsend nahm Corkbowl einen großen Schluck, zu breit, um anständig zu trinken. Er wischte sich flink mit dem hochgekrempelten Ärmel das Kinn ab. »… Und innen in einer Thermosflasche ist es zum Lesen zu dunkel.« Er hob feierlich die Flasche.
    »Darauf trinken wir.« Esther tat es mit ihrer Tasse der Flasche nach.
    Eine sanfte Brise wehte zum offenen Fenster herein und überbrachte den Geruch von heißem Asphalt und den schmutzigen Kuss des Flusses. Bleigefasste Glaskaros erstrahlten gelb. Eine Silbermöwe schrie. Ein schöner Morgen, ein Tag für Fish and Chips am Strand.
    »Ich bin übrigens am Sonntag bei Beth eingeladen«, sagte Corkbowl. »Ich glaube, Sie kommen auch, oder?«
    »M-hm«, machte Esther in ihren Becher.
    Etwas ließ sie stutzen. Die Atmosphäre war plötzlich verändert, so als würden Gammastrahlen durch die neutrale Helligkeit der Bibliothek schießen. Die gelben Fenster waren wie ausgewechselt.
    »Klasse«, entgegnete Corkbowl. »Das wird bestimmt unterhaltsam.«
    Hinter der Bücherwand näherten sich schwere Schritte in der Mitte des Raums. Sie wartete. Da war er. In Cowboypose lehnte sich Black Pat mit dem Ellbogen an ein Regal.
    Esther blickte Corkbowl an. Black Pat, wenige Meter entfernt und riesengroß, war nicht zu übersehen. Corkbowl plauderte weiter und sprach seiner Thermosflasche zu. Er wandte reflexhaft den Kopf, um zu sehen, was Esthers Aufmerksamkeit erregte, wandte ihn wieder zurück. Vielleicht sprach er von seinem Auto, Esther hörte nicht zu. Sie machte sich darauf gefasst, dass Corkbowl reagierte, dass er entsetzt aufsprang. Er tat nichts dergleichen. Er legte eine Hand in den Nacken und kratzte sich; er legte einen Fuß auf ein Knie und nahm ihn wieder herunter.
    Esther deutete auf das Regal und sagte vorsichtig zu Corkbowl: »Sehen Sie nicht – «
    »Nein, er

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