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Muttergefuehle

Muttergefuehle

Titel: Muttergefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rike Drust
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habe mich mit folgenden Büchern wohlgefühlt:
    • Remo Largo: Babyjahre: Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren. 3. überarbeitete Auflage, München 2010, Piper Verlag
    • Kaz Cooke: The Rough Guide to Babies & Toddlers. London 2009, Rough Guides
    • Annette Kast-Zahn, Hartmut Morgenroth: Jedes Kind kann schlafen lernen. München 2007, Gräfe und Unzer Verlag
    • Katharina Mahrenholtz, Dawn Parisi: Babyzeit Kinderzeit: Spielend lernen und verstehen. München 2009, Sanssouci Verlag
    • Joanna Simmons, Jay Curtis: An A–Z of Parenting the Under-Fives. 2009, Square Peg
    Ich könnte dich …
    Das Erschrecken über die eigene Aggression.
    Eine Wand im Kinderzimmer hat einen Riss, den wir »Das Mahnmal« nennen. Ich hatte mich von meinem Kind so wütend machen lassen, dass ich nicht anders konnte, als mit voller Wucht dagegenzutreten. Vorher hatte ich alle anderen Tipps gegen elterliche Wut ausprobiert. Ich habe Kissen verprügelt und ihnen alle Milben aus der Füllung gebrüllt. Ich bin ins Nebenzimmer gegangen und habe bis zehn gezählt. Ich habe laut gesungen. Ich habe immer wieder mit geschlossenen Augen durchgeatmet und mir gesagt: »Das macht er nicht mit Absicht, ich würde ja an seiner Stelle auch probieren, was geht.«
    Und probieren, was geht, ja, das macht er. Mein Sohn gehört zu der Sorte Kind, über die andere Menschen höflich sagen »Oh, er hat aber einen starken Willen«, wenn sie eigentlich sagen wollen »Alter, der tobt ja schlimmer als Klaus Kinski«. Wenn er wütet, dann richtig, zum Beispiel, wenn er mit seinem Dreirad in eine andere Richtung will als ich. Dann wirft er sich hin, schreit und haut seit Kurzem sogar seinen Kopf auf den Boden. In diesem Fall kann ich mich danebenstellen und warten, bis er sich beruhigt hat (an guten Tagen muss ich sogar grinsen). Aber ich bin von null auf 180, wenn wir Körperkontakt haben, während er wütet, zum Beispiel, wenn ich ihn trotz Protest anziehen muss und er schreiend versucht, sich aus Jacke, Hose oder Strümpfen zu winden. Oder noch schlimmer, wenn ich ihn in den Fahrradsitz setzen will und er sich durchbiegt und nach mir schlägt. Wenn mich dann richtig die Wut erwischt, packe ich ihn am Arm und quetsche ihn viel zu grob in seinen Sitz oder seine Jacke. Diese Wut, die ich in diesen Momenten empfinde, ist anders als alle Wut, die ich bisher kannte. Sie ist so viel wütender. Vielleicht liegt es daran, dass ich das erste Mal offensichtlich nicht mit logischem Argumentieren weiterkomme. Nur weil ich sage: »Aber mein lieber Sohn, wenn du deine Jacke jetzt nicht anziehst, erkältest du dich und wirst wieder krank. Das willst du doch nicht, oder?«, hört er ja nicht mit dem Toben auf.
    Vielleicht könnte ich sagen, ich fühle mich ungerecht behandelt. Schließlich bin ich im Recht, schließlich mache ich ja schon alles, damit es ihm gut geht, und trotzdem tobt er rum. Am allerallermeisten Wut und am allerwenigsten Geduld habe ich, wenn ich nicht genug geschlafen habe. Manchmal, wenn das Kind krank ist und nachts alle ein bis zwei Stunden aufwacht und jammert, werde ich, obwohl es ihm ja nicht gut geht, so wütend, dass ich zwischendurch im Nebenzimmer auf die Matratze einschlagen muss, damit ich ihn wieder in den Arm nehmen und bekuscheln kann. Und eine Sache ist sogar noch schlimmer als eine schlaflose Nacht: der nächste Tag. Weil mein Kind dann meistens noch schlechter drauf ist als nachts. Frage ich ihn an solchen Tagen zum Beispiel, ob er eine Banane will, jammert er » NEEEEEIIIINNNN «, reißt sie mir aber daraufhin aus der Hand und isst sie schmatzend auf. Er schmeißt vor Wut seinen Schnuller weg und kreischt dann los, weil sein Schnuller weg ist. Das hört sich vielleicht lustig an, und wenn ich fit bin, ist es das auch. Aber wenn ich müde bin und mir den Arsch aufreiße, damit sich mein Kind wohlfühlt, und ich ihm trotzdem nichts recht machen kann – zum Beispiel, wenn ich ihn auf dem einen Arm habe und mit dem anderen eine Suppe koche (inklusive Gemüse schneiden) – und er trotzdem noch jammert und tobt, dann spüre ich am Höhepunkt der Hilflosigkeit und Wut das Bedürfnis, mich mit Gewalt durchzusetzen. In diesen Momenten kann ich nachvollziehen, warum manche Eltern ihre Kinder hart anpacken und schütteln, und bin unendlich dankbar, dass ich diese eingebaute Sperre habe, die mir das (hoffentlich auch zukünftig) unmöglich macht.
    Wozu ich aber sehr wohl in der Lage bin, ist, mein Kind anzubrüllen. Als wir vor ein

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