Myron Bolitar 03 - Der Insider
getroffen. Und ich weiß auch nicht, wo er ist.«
Sie schlug die Tür zu.
Na, das war ja wirklich prima gelaufen.
Myron ging zurück zum Auto. Er wollte gerade die Tür öffnen, als ein schwarzer BMW mit getönten Scheiben die Straße entlang raste und mit quietschenden Reifen in der Einfahrt zum Stehen kam. Die Fahrertür wurde aufgerissen, und Leon stürzte heraus wie ein Vogel auf der Flucht.
»Was machst du hier?«, fuhr er Myron an.
»Immer mit der Ruhe, Leon.«
»Scheiß auf Ruhe«, brüllte er. Leon stürmte auf ihn zu, blieb direkt vor ihm stehen und beugte sich so weit vor, dass sein Gesicht nur gut zwei Zentimeter von Myrons entfernt war. »Was machst du hier, hä?«
»Ich wollte dich besuchen.«
»Einen Scheißdreck.« Speicheltropfen benetzten Myrons Wangen. »Wir sollen in zwanzig Minuten in der Arena sein.« Er stieß Myron mit den Händen auf die Brust. Myron stolperte rückwärts. »Was willst du hier, hä?« Wieder stieß Leon ihn zurück. »Was hast du hier gesucht?«
»Gar nichts.«
»Hast wohl gedacht, meine Frau ist allein?«
»Darum geht's nicht.«
Leon hob die Hände zum nächsten Stoß. Myron war bereit. Als sie seine Brust berührten, schob Myron blitzschnell seinen rechten Unterarm darüber und klemmte Leons Hände ein. Dann ging Myron in die Knie, so dass Leons Handgelenke in die falsche Richtung durchgebogen wurden. Der Druck zwang Leon, sich auf einem Knie abzustützen. Dann zog Myron seine rechte Hand zurück, bis er Leons Linke zu fassen bekam, packte sie und klemmte mit einer schnellen Bewegung den linken Ellbogen ein. Leon zuckte zusammen.
»Gibst du jetzt Ruhe?«, fragte Myron.
»Arschloch.«
»Das klingt nicht ruhig, Leon.« Myron übte ein wenig Druck auf den Ellbogen aus. Solche Haltegriffe boten die Möglichkeit, dem Gegner kontrolliert Schmerzen zuzufügen. Sie basierten darauf, dass man die Gelenke in die falsche Richtung bog und so die Bänder überstreckte. Je stärker man sie in die falsche Richtung bog, desto stärker wurde der Schmerz. Wenn man allerdings zu weit ging, konnte man das Gelenk ausrenken oder einen Knochen zerbrechen. Myron war vorsichtig.
»Greg ist wieder verschwunden«, sagte Myron. »Deshalb bin ich im Team. Ich soll ihn finden.«
Leon hatte immer noch ein Knie am Boden. Der Arm war nach oben gestreckt.
»Und was hab ich damit zu tun?«
»Ihr habt euch gestritten«, sagte Myron. »Ich will wissen, wieso.«
Leon sah ihn an. »Lass mich los, Myron.«
»Wenn du wieder auf mich losgehst ...«
»Mach ich nicht. Jetzt lass endlich los.«
Myron wartete noch ein oder zwei Sekunden und ließ Leon dann los. Der rieb sich den Arm und stand auf. Myron betrachtete ihn misstrauisch.
Leon sagte: »Du bist hier, weil du glaubst, dass Greg und Fiona es getrieben haben.«
»Und, haben sie das?«
Er schüttelte den Kopf. »Liegt aber nicht daran, dass sie's nicht versucht hätten.«
»Wie meinst du das?«
»Greg ist angeblich mein bester Freund. Das kann man aber völlig vergessen. Er ist auch bloß so ein Scheiß-Superstar, der sich alles nimmt, was er will.«
»Einschließlich Fiona.«
»Er hat's versucht. Heftig sogar. Aber sie ist nicht so eine.«
Myron sagte nichts. Das ging ihn nichts an.
»Männer machen sich dauernd an Fiona ran«, fuhr er fort. »Weil sie so sexy aussieht. Dazu kommt noch der ganze Schwarz-Weiß-Scheiß. Als ich dich hier eben gesehen habe, zu einer Zeit, wo du annehmen konntest, dass ich nicht da bin ...« Er zuckte die Achseln und schwieg.
»Hast du Greg mal darauf angesprochen?«, fragte Myron.
»Ja«, sagte er. »Vor ein paar Wochen.«
»Was hast du gesagt?«
Leons Augen verengten sich, und plötzlich war er auf der Hut. »Was hat das damit zu tun, dass du ihn finden sollst?«, fragte er misstrauisch. »Willst du mir das etwa anhängen?«
»Was anhängen?«
»Du hast gesagt, dass er verschwunden ist. Willst du mir das in die Schuhe schieben?«
»Ich will nur rausfinden, wo er ist.«
»Ich hab nichts damit zu tun.«
»Das behaupte ich ja auch gar nicht. Ich will nur wissen, was passiert ist, als du ihn darauf angesprochen hast.«
»Was meinst du denn?«, erwiderte Leon. »Der Arsch hat alles abgestritten. Er hat mir lang und breit geschworen, dass er nie mit einer verheirateten Frau ins Bett gehen würde - und mit der Frau seines besten Freundes schon gar nicht.«
Myron musste kurz schlucken. »Das hast du ihm aber nicht geglaubt.«
»Er ist ein Superstar, Myron.«
»Deshalb ist er noch kein
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