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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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musste Sie doch interessieren, was da bei Ihrer Nachbarin lief.«
    »Ich hatte Angst, dass etwas Schlimmes passiert war.«
    »Wieso denn das?«
    »Weil sie in der letzten Zeit so unglücklich war, weil sie Angst hatte.«
    »Unglücklich, Angst. Warum?«
    »Das weiß ich wirklich nicht, sie wollte es mir nicht sagen.«
    Er starrte auf Bernhardt wie ein in die Enge getriebenes Tier, das sich in seiner Todesangst nicht mehr zu helfen weiß. Das weinerliche Schluchzen nahm wieder zu. Bernhardt hasste solche emotional aufgeladenen Situationen, er verlor da zu leicht den Überblick. »In welcher Beziehung standen Sie zu der Toten?«
    »Beziehung?«
    Bernhardt entschied sich für die Schocktherapie, letztlich erzielte er damit doch immer die besten Ergebnisse.
    »Waren Sie ihr Lover?«
    Hirschmann rang nach Luft und warf Bernhardt einen unerwartet aggressiven Blick zu. Der junge Autor konnte auch anders, gut zu wissen. Die Zeit des Weinens war vorbei.
    »Das ist…, das ist… unverschämt. Wir waren Freunde, gut befreundet, ja, sehr nah, aber mehr seelisch.«
    »Mehr seelisch, aber manchmal auch körperlich?«
    »Das geht Sie nichts an!«
    »O doch, mehr, viel mehr, als Sie denken. Ist Ihnen klar, dass Sie ganz schnell zu einem unserer Hauptverdächtigen werden können? Sie hatten eine intime Beziehung mit der Ermordeten, Sie haben sich klammheimlich aus dem Staub gemacht, als die Polizei hier auftauchte. Warum?«
    »Weil ich Panik hatte.«
    »Verstehe ich nicht.«
    »Ich wusste, dass etwas Schlimmes passiert war.«
    »Verstehe ich nicht.«
    »Weil ich ein sensibler Mensch bin!«
    »Sensibel sind wir alle, insofern spielt Ihre Sensibilität keine Rolle, hier geht’s um Fakten. Also, Sie haben sich verdrückt. Wo waren Sie?«
    »In Kneipen, Clubs.«
    »Namen?«
    »Kennen Sie nicht. Im Würgeengel, im Cookies, im Kumpelnest und dann irgendwo am Kottbusser Tor, in einem Ding, wo ich noch nie war.«
    »Und da haben Sie Leute getroffen, die das bestätigen können?«
    »Wieso?«
    »Weil wir das wissen wollen!«
    »Ja, ich gebe Ihnen die Namen.«
    »Gut, Cellarius, notierst du mal?«
    Während Hirschmann ein paar Namen nannte, schaute Bernhardt ihn genauer an. Er hatte sich gefangen, unter normalen Umständen war er wahrscheinlich ein ziemlich attraktiver und heller Bursche.
    »Also, noch mal zu Ihrer Beziehung mit Sophie Lechner. Und jetzt stellen Sie sich nicht dumm, rate ich Ihnen.«
    »Ich hab ein paar Lieder für sie geschrieben.«
    »Und worum ging’s in denen?«
    »Um das Leben von Sophie, wenn Sie so wollen. Das war ja abenteuerlich.«
    »Das heißt?«
    »Sie ist als Waise aufgewachsen, in einem Heim, und dann kam sie in eine Klosterschule. Da hat sie in der Theatergruppe mitgemacht, die von einer unglaublich charismatischen Frau geleitet wurde. Die Schauspielerei hat sie immer aufrechterhalten. Sie konnte da sehr eindringlich von erzählen.«
    »Aber ob das alles wirklich so war, wissen Sie nicht?«
    »Ich habe es geglaubt, warum soll ich denn daran zweifeln?«
    »Wir hingegen zweifeln grundsätzlich, wir werden sehen.«
    »Machen Sie doch…«
    Bernhardt legte den Zeigefinger vor seine Lippen.
    »Herr Hirschmann, vorsichtig, vorsichtig. Die Situation für Sie ist nicht einfach, aus vielerlei Gründen. Sie halten sich zu unserer Verfügung und verlassen die Stadt nicht. Jetzt kommt gleich noch ein Kollege und nimmt Ihre Fingerabdrücke. Dann trinken Sie viel Wasser, legen sich ins Bett und schlafen so lange wie möglich. Morgen kommen wir wieder. Alles verstanden?«
    Hirschmann nickte müde. Bernhardt blickte ihn scharf an und ging dann mit Cellarius aus der Wohnung und schloss leise die Tür.
    Draußen lehnte Krebitz an der Wand.
    »Und, ist’s ein Kandidat?«
    Bernhardt zuckte mit den Achseln. Er merkte, wie sich Müdigkeit in ihm breitmachte.
    »Schwer zu sagen. Er hat sich blöd benommen, das macht ihn verdächtig. Den nehmen wir uns morgen noch mal richtig vor.«
    »Übrigens, du wolltest doch, dass ich Katia frage…«
    »Ja, genau. Und?«
    »Sie meint, sie hat die Klosterschule gefunden, wo die Lechner war. Sie hat gleich dort angerufen, hat aber nur den Hausmeister erwischt oder wie das bei denen heißt. Alle anderen waren in einer Andacht, mit viel Weihrauch, nehme ich an.«
    Krebitz war zufrieden, dass er als überzeugter Berliner Religionsverächter den »Katholen« mal kurz einen übergebraten hatte. Aber er war noch nicht fertig.
    »Und dann habe ich in der Gerichtsmedizin bei Dr.   Holzinger angerufen,

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