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Nachricht von dir

Nachricht von dir

Titel: Nachricht von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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mir, Ihnen und Ihrem Sohn frohe Feiertage zu wünschen.
    Madeline
    PS: Entschuldigung, ich bin einfach neugierig. In der letzten Nachricht schrieben Sie, dass Sie mitten in der Nacht noch wach sind, weil Ihnen zwei Fragen im Kopf herumgehen, die Sie am Schlafen hindern. Ist es sehr indiskret, wenn ich wissen möchte, welche das waren?
     
     
    Liebe Madeline,
    Sie möchten wissen, welche Rätsel mich am Schlafen hindern. Bitte sehr:
    1 – Ich frage mich, wer ESTEBAN ist.
    2 – Ich frage mich, warum Sie Ihre Umgebung glauben machen, dass Sie sich ein Kind wünschen, während Sie gleichzeitig alle Vorkehrungen treffen, um KEINES zu bekommen …
     
     
    Von Panik ergriffen, legte Madeline das Handy zur Seite und trat wie vor einem gefährlichen Gegenstand zurück.
    Er wusste es! Dieser Typ hatte in ihrem Smartphone herumgeschnüffelt und erraten, was es mit Esteban und dem Kind auf sich hatte!
    Ein Schweißtropfen lief ihre Wirbelsäule hinab. Sie hörte ihr Herz heftig schlagen. Ihre Hände zitterten, und ihre Knie wurden weich.
    Wie war das nur möglich? Ihr Kalender und ihre Mails, natürlich …
    Eine große Leere breitete sich in ihr aus, und sie musste sich zusammennehmen, um nicht zu taumeln. Sie durfte nicht die Nerven verlieren. Anhand dieser wenigen Fakten konnte Jonathan Lempereur ihr nicht schaden. Solange er nicht weitere Dinge entdeckte, stellte er keine echte Bedrohung dar.
    Verborgen in ihrem Smartphone gab es jedoch einen Ordner, den er auf gar keinen Fall finden durfte. Es war etwas, zu dessen Besitz Madeline nicht berechtigt war. Etwas, das bereits ein Mal ihr Leben zerstört und sie an den Rand des Wahnsinns und des Todes gebracht hatte.
    Theoretisch war ihr Geheimnis gut geschützt. Lempereur war ein verdammter Schnüffler, aber weder ein Informatik-Profi noch ein Erpresser. Er hatte mit ihr gespielt, sich auf ihre Kosten amüsiert, aber wenn sie nicht weiter auf ihn einging, würde er die Sache auf sich beruhen lassen.
    Das wenigstens hoffte sie.


    Kapitel 6
    Das Band
    Denn (sie) waren durch einen unsichtbaren, sehr elastischen Faden verbunden […], ein Faden, wie er nur Menschen wie sie beide verbinden konnte: zwei Menschen, die im jeweils anderen die eigene Einsamkeit erkannt hatten.
    Paolo Giordano,
Die Einsamkeit der Primzahlen
     
     
     
     
    San Francisco
    9:30 Uhr
     
    Marcus hatte Mühe, aufzuwachen.
    Wie ein Schlafwandler ging er ins Bad, trat, ohne Unterhose oder Hemd auszuziehen, in die Duschkabine und blieb dort bewegungslos unter dem Wasserstrahl stehen, bis der Boiler leer war. Das nachfolgende eiskalte Wasser ließ ihn erschaudern, und nachdem er sich rasch abgetrocknet hatte, schlurfte er in sein Zimmer, um festzustellen, dass seine Schublade mit Unterwäsche leer war. Alle seine Unterhosen und T -Shirts häuften sich in dem Weidenkorb. Jonathan, der bereits x-mal angekündigt hatte, seine Wäsche nicht mehr zu waschen, hatte seine Drohung also wahr gemacht!
    »Jon!«, rief er in vorwurfsvollem Ton, bis ihm einfiel, dass es Samstag war und der Koch um diese Zeit sicher das Haus längst verlassen hatte, um seinen wöchentlichen Besuch auf dem Bauernmarkt am Embarcadero zu machen.
    Noch immer leicht benebelt, fasste er in den Berg Schmutzwäsche und zog die ersten »wiederverwertbaren« Stücke heraus, die ihm in die Finger kamen.
    Anschließend trottete Marcus in die Küche und fand tastend die Thermoskanne mit Pu-Erh-Tee, den Jonathan jeden Morgen zubereitete. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen und nahm direkt aus der Kanne einen kräftigen Schluck Schwarztee. Als hätte das Getränk seine Neuronen wieder funktionstüchtig gemacht, hatte er eine plötzliche Eingebung und zog sich auf der Stelle aus, um seine Unterwäsche im Ausgussbecken mit Spülmittel zu waschen. Nachdem er sie ausgewrungen hatte, legte er sie in die Mikrowelle und stellte die Zeit auf acht Minuten ein.
    Mit sich selbst sehr zufrieden, ging er im Adamskostüm auf die Terrasse.
    »Sei gegrüßt, Trunkenbold!«, empfing ihn Boris.
    »Guten Morgen, gefiedertes Teleplasma«, erwiderte Marcus und kraulte den Vogel.
    Als Zeichen höchsten Einvernehmens hüpfte der Vogel auf seiner Stange, legte den Kopf schräg und öffnete den Schnabel, um ihm eine Ladung vorgekaute Obstmischung zu präsentieren.
    Marcus dankte seinem Freund, bevor er sich in der Sonne rekelte, wobei er so herzhaft gähnte, dass er sich fast den Kiefer ausrenkte.
    »Beweg deine müden Knochen! Beweg deine müden Knochen!«, kreischte der

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