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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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zum Hangman! Herrgott, das wäre ein gefundenes Fressen für die Presse. Stell dir das nur einmal vor! Wir müssen etwas unternehmen, und wir müssen Silke da heraushalten. Sie hat überhaupt nichts damit zu tun, außer, dass sie den Sohn vom Hangman heiraten will, und dass er das ist, hat sie eindeutig nicht gewusst … Okay, komm, so schnell du kannst. Ich fahre die Kinder jetzt zu Angelica, und wenn ich den zu fassen bekomme, der uns das antut, bringe ich ihn um«, sagte Jill mit Stahl in der Stimme.
    Der Stuhl wurde heftig zur Seite gestoßen, und Jills Schritte klatschten auf dem Fliesenboden. Silke zog sich blitzschnell ins Wohnzimmer zurück. Sollte sie die Hausherrin hier finden, wäre es vergleichsweise unverfänglich. Aber Jill stürmte aus ihrem Arbeitszimmer, eine Tür knallte, dann war es ruhig.
    Getrieben von einer sprungartig steigenden Angst, schlich Silke die paar Schritte zu Jills Arbeitszimmer, in der vagen Hoffnung, eine Erklärung zu finden. Die Tür war glücklicherweise nicht verschlossen. Sie steckte den Kopf ins Zimmer und stellte aufatmend fest, dass der Raum menschenleer war.
    Auf dem Schreibtisch stand ein nicht eingeschaltetes Notebook, daneben lagen zwei unordentliche Papierstapel und ein aufgeschlagener Aktenordner.
    Durch die Luftbewegung wurde ein Zettel über den Boden ge weht, der wohl unter dem Schreibtisch gelegen hatte, und landete direkt vor ihren Füßen. Nach winzigem Zögern bückte sie sich, hob ihn auf und las, was da geschrieben stand.
    Erst nach mehrmaligem Lesen begriff sie, dass offenbar jemand versuchte, Jill zu erpressen. Damit, dass sie der Tochter vom Hangman half. Dem Hanging Judge.
    Der Tochter? Verständnislos starrte sie auf ihren eigenen Namen, den jemand mit Bleistift in einer deutlich kultivierteren Handschrift daruntergekritzelt hatte. Jills Schrift? War sie gemeint? Hatte sie sich nicht verhört? Was hatte das mit ihr zu tun? Nichts, gab sie sich selbst zur Antwort, das hatte eben auch Jill gesagt, aber jemand schien anderer Ansicht zu sein.
    »Wisst ihr, wie sich das anfühlt, wenn du die Minuten zählen kannst, bis du am Strick zappelst?« Noch einmal drängte sich Napoleon de Villiers’ Stimme in ihre Gedanken.
    Er hatte davon geredet, dass er zum Tode verurteilt worden war. Vom Hangman.
    Marcus’ Vater.
    Für Sekunden schien sich der Boden unter ihren Füßen in Treibsand zu verwandeln. Was ging hier vor? Die Vorstellung, dass die Polizei sich für ihren Aufenthalt interessieren könnte, jagte ihr einen Adrenalinstoß durch die Adern. Sie musste an die grauenhaften drei Tage im mexikanischen Gefängnis denken und hätte sich um ein Haar übergeben.
    Bevor sie sich dessen bewusst wurde, war sie aufgesprungen, zur Tür gerannt, durchs Wohnzimmer, hinaus auf die regennasse Terrasse. Ließ den Schirm stehen und hetzte zum Haupthaus.
    »Silke, ich habe eine Nachricht von Jill für Sie«, rief ihr Jonas von der Rezeption zu, als sie dort vorbeirannte, und wedelte mit dem Brief.
    Wortlos schnappte sie sich den Umschlag und lief hinauf in ihr Zimmer. Dort warf sie wahllos Geld, ihren Pass, Sonnencreme, Taschentuch, Lippenstift – was immer ihr in die Hände fiel – in ihre Umhängetasche, nahm die Plastiktüte mit ihren Buschstiefeln, knallte die Zimmertür hinter sich zu und floh über die Treppe aus dem Haus in den strömenden Regen.
    »Sie fahren weg?«, rief ihr Jonas durch den schimmernden Wasserfall, der vom Dachüberstand fiel, entgegen.
    »Ja, ich will zu Greta Carlsson«, antwortete sie abwesend. Sie vergaß, dass sie das Zimmer bezahlen wollte.
    »Wollen Sie denn keinen Schirm?«, rief Jonas noch hinter ihr her.
    Ohne darauf zu reagieren, rannte Silke durch den tropfenden Blättertunnel zum Auto und sprang hinein. Mit beiden Händen strich sie ihr nasses Haar zurück. Das Regenwasser leckte ihr den Rücken hinunter, durchweichte den Bund ihrer Leinenhosen. Ein unangenehmes Gefühl. Sie verstaute ihre Tasche in der Schublade unter dem Beifahrersitz, warf die Plastiktüte mit ihren Buschstiefeln hinter sich auf den Boden, öffnete eine Klappe in der Mittelkonsole und legte das Handy griffbereit dort hinein. Sie vergewisserte sich, dass nichts im Auto offen herumlag, drehte den Zündschlüssel und pflügte mit einer Bugwelle durch die gelben Schlammströme.
    Über ihr tobte das Gewitter. Donner erschütterte die Atmo sphäre, Blitze zischten über den violettgrauen Himmel, der Regen war so stark, dass sie den Straßenrand kaum erkennen konnte und

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