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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Gefährlich, sag ich dir, sehr gefährlich!«, rief sie und riss dramatisch die Augen auf.
    Silke lachte und verließ den Laden. Die übrigen Kunden folgten ihr auf dem Fuß. Trotz des Regens hatte sich eine Traube aufgeregt schnatternder Kinder um ihren Wagen gebildet. Begierig schauten sie sich im Inneren des Autos um. Zwei Jungen versuch ten, einen Rückspiegel zu demontieren, ein Scheibenwischer hatte schon dran glauben müssen.
    »Suka!«, brüllte der Mann, der ihr die Mopaniraupe angeboten hatte. »Zieht Leine, ihr kleinen Dreckswürmer!« Er hob einen Stein auf und sprintete auf die Kinder zu, die kreischend auseinanderstoben.
    In der Zwischenzeit setzte ein Mann in olivfarbenem Achselhemd gerade dazu an, mit einer Eisenstange ein Seitenfenster einzuschlagen.
    Silkes Herz stand fast still vor Schreck.
    »Cha!«, röhrte der Mann mit den Mopaniraupen.
    Als der mit der Eisenstange keinerlei Anstalten machte, von seinem Vorhaben abzulassen, zog ihr Beschützer zu Silkes Entsetzen eine Pistole aus dem Hosenbund, legte auf den Mann an und zischte etwas auf Zulu. Die beiden lieferten sich mit Blicken einen schweigsamen Kampf, aber endlich senkte sich die Eisenstange langsam, und alle Umstehenden zogen sich von Silkes Auto zu rück.
    Vorsichtig trat sie an die Fahrertür und entriegelte die Türen. Schnell verstaute sie die Tüten im Kofferraum und fischte im Schutz der Heckklappe einen Zwanzig-Rand-Schein aus ihrer Tasche. Sie drückte das Geld ihrem selbst ernannten Leibwächter in die Hand. »Danke«, sagte sie leise.
    »Yebo«, grinste der Mann. »Sei vorsichtig, Mama, es gibt viele böse Leute hier. Nicht anhalten! Das ist zu gefährlich. Du bist reich«, fügte er mit einem glühenden Blick hinzu, der ihren Wagen, sie selbst und ihre Tasche, die sie noch nicht weggepackt hatte, umfasste.
    Silke nickte mühsam und hatte noch Herzrasen, als sie bereits zwei oder drei Kilometer vom Laden entfernt war. Kurz sah sie noch einmal auf die Karte, auf der Jill den Weg zur Farm von Greta Carlsson markiert hatte, und nach einer Weile fand sie problemlos das Schild. Sie parkte den Wagen unter einem überhängenden Busch, hoffte, dass er von der Straße aus nicht sofort zu sehen war.
    Einen Moment blieb sie sitzen, merkte gleichzeitig, dass das Gewitter abzog. Der Donner war nicht mehr als ein leises Grollen in der Ferne, die Nässe begann zu verdampfen, und die ersten Sonnenstrahlen verwandelten die Wassertropfen in glitzernde Juwelen. Sie zog ihre Buschstiefel an und stieg aus.
    Die Böschung war vergleichsweise steil, aber sie war sich fast sicher, dass sie hier heruntergerollt und im Dreck gelandet war. Sie hob den Kopf und schnupperte. Trotz der Nässe war der Rauch geruch, den sie letzte Nacht wahrgenommen hatte, deutlich zu riechen, und durchs Gestrüpp entdeckte sie auch das Zuckerrohrfeld. Mit leichtem Herzflattern hob sie die beiden Plastiktüten aus dem Kofferraum, verschloss das Fahrzeug sorgfältig, schickte einen um Beistand heischenden Blick zum Himmel und rutschte vorsichtig auf der regennassen Böschung hinunter.
    Die Feuerstelle fand sie schnell. Sie war erkaltet, offenbar waren Hellfire und seine Freunde seit dem frühen Morgen nicht mehr hier gewesen. Enttäuscht sah sie sich um, spähte durch das Zweiggewirr der Büsche und entdeckte einen mannshohen Verschlag aus Kistenbrettern, aufgerissenen Pappkartons und Plastikplanen. Schritt für Schritt näherte sie sich dem Verschlag und schob nach einem schnellen Blick in die Umgebung die Plane vor dem Eingang beiseite.
    Dumpfer Geruch schlug ihr entgegen, innen war es dunkel, nur durch die Ritzen, wo die Plastikplanen vom Wind verschoben worden waren, fiel genügend Licht, dass sie ein paar Gegenstände erkennen konnte. Decken, ein zerbeulter Kochtopf, Kleidungsstücke, die gefaltet an der Rückwand lagen, einige hingen an einem Nagel. Offenbar war das die Unterkunft der fünf. Neugierig machte sie einen Schritt hinein. Doch kaum hatte sie die Plane hinter sich zufallen lassen, hörte sie Stimmen. Lautes Gelächter. Männerstimmen. Sie kamen von der anderen Seite des Verschlags.
    Schleunigst schlüpfte sie unter der Eingangsplane wieder nach draußen, bewegte sich sicherheitshalber in weitem Kreis um Hellfires Unterkunft, hielt sich in Deckung, bis sie Hellfire und zwei seiner Freunde erblickte. Sie standen dicht zusammen und schienen sehr aufgeregt.
    Der kugelbäuchige Zulu mit dem fröhlichen Clownsgesicht nahm einige Geldscheine aus einer schwarzen

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