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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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jetzt ins Krankenhaus.«
    Jill hörte, wie die Haustür ins Schloss fiel und im Hintergrund die Ridgeback-Meute von Angelica anschlug, was bedeutete, dass Kirsty die Farm verließ.
    »Jilly«, sprach Angelica wieder ins Telefon. »Da ist noch etwas. Scotty hatte einen Verlobungsring in der Tasche. Offenbar wollte er ihr einen Antrag machen.«
    »O mein Gott«, flüsterte Jill entsetzt. »Die arme Frau.«
    »Kann man wohl sagen. Ihr erster Verlobter, der ihre große Liebe war, hat sie sitzen lassen und nun … manchmal ist das Leben grausam.«
    Sie redeten noch kurz über ihre Familien, dann verabschiedeten sie sich. Jill ging zurück ins Haus und dachte darüber nach, wie hundsgemein das Schicksal sein konnte. Innerhalb von Sekunden klingelte das Telefon.
    »Ist noch was?«, meldete sie sich in der Annahme, dass es noch einmal Angelica war. Aber es war Sarah Duma, die ihr Kommen für die Party absagte.
    »Vilikazi hat eine üble Bronchitis, kriegt kaum Luft, will aber trotzdem aufstehen. Du kennst ihn ja. Aber ich habe ihm ein paar leckere Kekse gebacken, und nun schläft er wie ein Baby.«
    Ihr keuchendes Lachen drang durch den Hörer, und Jill schmunzelte. Sarah, die sich in der medizinischen Wirkung der einheimischen Pflanzen so gut wie Ben Dlamini auskannte, hatte ihrem Mann einfach eine heftige Dosis Haschisch in den Keksteig gerührt. Dafür war sie bekannt.
    »Grüß ihn von mir, wenn er wieder aufwacht. Wenn es ihm besser geht, kommt ihr zu uns zum Essen«, sagte sie zum Abschied und machte einen Umweg über die Küche, um Thabili zu informieren, dass die Dumas nicht kommen würden.
    Zincakeni Dam stellte sich als ein schlammiges Wasserloch heraus, in dem sich Dutzende von Kaffernbüffeln und Zebras suhlten. Zwei Weißstörche stocherten im Matsch nach Fröschen und ähnlichen Leckerbissen, und grazile Schmetterlinge mit Flügeln wie aus kostbarem Glas drängten sich um eine Wasserpfütze und tranken. Marcus hielt den Wagen an. Schweigend beobachteten sie das Treiben am Wasserloch, entdeckten nach und nach immer mehr Tiere.
    Marcus legte seine Hand auf ihren nackten Schenkel. Mit einem kehligen Stöhnen lehnte Silke ihren Kopf an seine Schulter und schloss die Augen, aber das unterschwellige Brummen eines Motors schreckte sie rüde auf. Ein schmerzhaft fremdes Geräusch in der Stille. Gleich darauf schob sich ein Safariwagen voller Touristen über die Kuppe.
    Mit einer Grimasse zog Marcus seine Hand zurück und fuhr zum Maphumalo-Picknickplatz. Sie redeten kaum. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, und Silke spürte, dass sich die unbeschreibliche Ruhe dieser grandiosen Landschaft wie Balsam auf ihre Seele legte. Alle Probleme schrumpften zu erträglicher Größe, auch Marcus’ seltsames Verhalten in den vergangenen Tagen erschien nicht mehr so beängstigend wie noch an diesem Morgen.
    »Da sind wir«, sagte Marcus, parkte unter dem Zweiggewirr eines dichten Buschs und begann, ihr sanft den Nacken zu streicheln.
    Silke bog ihren Hals wie ein Kätzchen, das liebkost wird, schaute dabei hinaus. Vor ihnen erstreckte sich ein sandiger Platz, hölzerne Bänke und Tische luden unter Schattenbäumen zum Verweilen ein, am Abhang zum Fluss raschelte goldgrünes Schilf im sanften Wind.
    Sie fing seine wandernde Hand ein. »Warte«, flüsterte sie und stieg aus. Mit einem Singen im Herzen suchte sie einen geschützten Platz, wo sie sich ungestört niederlassen konnten.
    Das Gras im Picknickbereich war kurz gehalten, aber Kotballen von beeindruckender Größe zeugten davon, dass das Warnschild vor den Big Five nicht log. Hastig drehte sie sich im Kreis. Aber der Platz lag friedlich in der brütenden Hitze. Kein Elefant oder Löwe war zu sehen.
    »Das ist mir zu … offen«, rief sie Marcus zu und kicherte.
    Marcus war hinter sie getreten und schlang seine Arme um sie. »Im Auto ist es noch schön kühl, da sind wir ungestört«, raunte er ihr zu und küsste sie auf den Nacken.
    »Daraus wird wohl nichts«, bemerkte sie und deutete wortlos nach links, wo ein beigefarbener SUV parkte. Gleich darauf entdeckte sie ein älteres Paar, jene Gäste, die am Abend zuvor am Nachbartisch gesessen hatten und die so peinlich berührt von Marcus’ Betragen gewesen waren. Auf einem der Holztische hatten sie Esswaren ausgebreitet.
    »Mist«, entfuhr es Marcus. »Lass uns abhauen.«
    Aber die beiden hatten sie ebenfalls gesehen, und der Mann winkte ihnen zu. »Hallo, hallo«, rief er.
    »Hallo«, erwiderte Silke unwirsch.
    »Na,

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