Nachtseelen
sie gerade einwickeln wollte, in ihren SchoÃ. »Er hat es wirklich nicht getan. Denn ich weiÃ, wer es war.« Ihre Stimme war kaum zu hören.
Adrián sah sie überrascht an. »Du weiÃt es? Warum hast du mir nie etwas davon erzählt?«
»Weil es eine Mächtige war.«
»Was? Welche? Welche war es?« Seine Aufregung wirkte nicht gespielt.
»Das kann ich nicht sagen«, murmelte sie und rollte die Statue ein weiteres Mal in Zeitungspapier ein.
Adrián seufzte resigniert. »Klar, wie auch? Du warst ja
nicht dabei.« Einige Sekunden lang stand er da, dann lieà er sich zurück in den Sessel fallen. »Vielleicht werden wir es nie erfahren.«
»Vielleicht«, stimmte sie zu und packte die kleine Statue in einen der Kartons. Aus dem Schrank nahm sie eine Vase, griff nach dem nächsten Blatt und legte dann die Zeitung mit einem Murmeln beiseite: »Die ist ja von heute.«
Alba sah Evelyn an, dass sie das Thema wechseln wollte. Wovor hatte sie Angst? Wer waren die Mächtigen wirklich, dass sie sogar diesen Wesen hier solch eine Furcht einjagen konnten?
Adrián schaute Finn an, betrachtete ihn von Kopf bis FuÃ, als würde er überlegen, ob er sich ein zweites Frühstück genehmigen sollte. »Jetzt aber bist du dran. Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, habe ich nicht wirklich damit gerechnet, dich irgendwann in meinem Wohnzimmer anzutreffen. Woher hattest du die Adresse?«
»Was die Adresse angeht â ich sage nur: Herzhoffs Beerdigung. Ich habe einen Totenküsser in der Nähe gespürt, dann dich entdeckt und bin dir gefolgt.«
»Ach. Dann war es dein Geier, der mir nachgestellt hat. Ich dachte, ich hätte ihn abgeschüttelt.«
»Der Vogel ist gut, den schüttelt man nicht so leicht ab. Ohne lange drum herumzureden: Ich habe die Gemeinde verlassen. Nun ist Linnea hinter mir her, und ich brauche Hilfe. Deine und die deines Clans. Nach der letzten Schlacht ist die Königin geschwächt. Ihr werdet
keine bessere Chance bekommen, sie zu vernichten. Und ich kann euch dabei helfen.«
Adrián verzog die Mundwinkel. »Ich fürchte, es ist kein guter Zeitpunkt dafür. Wir haben selbst Schwierigkeiten. Die Einzelgänger, die sich früher eher ruhig verhalten hatten, greifen den Clan an. Sie werden immer aggressiver, schnappen uns die Beute vor der Nase weg und provozieren buchstäblich alle und jeden. Als würden sie es darauf anlegen, entdeckt zu werden. Sie reiÃen ihre Opfer überall, wo immer sie können, auch wenn sie sich von ihnen nicht ernähren müssen, und bedrohen somit die Geheimhaltung unserer Existenz. Und es ist nicht auszumalen, was passiert, wenn die Menschen von uns erfahren.
Noch dazu verlassen einige unserer Leute den Clan, um sich irgendeinem«, er verdrehte die Augen und fluchte leise, » Messias anzuschlieÃen. Conrad«, er schaute zu Alba und erklärte: »das ist unser Oberhaupt, hat mich beauftragt, herauszufinden, um wen es sich dabei handelt. Aber ich beiÃe auf Granit. Das Einzige, was ich erfahren habe, ist, dass dieser geheimnisvolle Anführer den anderen Erlösung verspricht. Ist das zu fassen? Er lockt die anderen damit, dass er ihnen ein freies Leben verheiÃt, ohne sich vor den Menschen verstecken zu müssen. Er verspricht â¦Â«
»Ein Paradies für die Totenküsser?«, schnaubte Finn verächtlich.
»⦠unsere Rasse zu den Herren der Welt zu machen. Die Menschen zu unseren Dienern.«
»Eure Rasse? Ich glaube, ich muss brechen. Ihr seid keine Rasse. Bloà wandelnde Leichen.«
Adriáns Gesicht verfinsterte sich. Seine Zähne mahlten, aber er ging auf die Provokation nicht ein. »Die Lage ist ernst. Sehr ernst.«
Auch Finn schaltete einen Gang herunter. »Na gut. Du sprichst von der Erlösung, die dieser Messias beschwört. Was ist, wenn eine Mächtige dahintersteckt?«
»Vergiss es. Die mischen sich nicht in die Belange der Sterblichen oder Unsterblichen ein. Das Einzige, was sie interessiert, sind Menschen, die ihnen mit ihrem Glauben Macht verleihen.«
»Ach ja? Linnea hatte kürzlich Besuch von einer Hexe. Danach bat sie mich, mehr über diese herauszufinden. Was ist, wenn die beiden Sachen zusammenhängen?«
»Und was für eine Mächtige sollte das gewesen sein?« Adrián klang zweifelnd.
»Oya.«
Ein Klirren ertönte. Evelyn war hochgeschreckt,
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