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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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du wünschen niemals geboren worden zu sein.«
    Für einen langen Augenblick musste Yonathan seine ganze Kraft bemühen, um dem bohrenden Blick der rot glühenden Augen Bar-Hazzats standzuhalten. Dann verschwand die ins Riesenhafte angeschwollene Gestalt. Wie ein Gebilde aus losem Sand löste sie sich auf, vermischte sich im nächsten Moment mit dem Sturm, der mit urplötzlicher Gewalt wieder hereinbrach.
    Yonathan hatte einen direkten Angriff der grauen Gestalt erwartet, einen Kampf auf Leben und Tod. Aber jetzt, nachdem der Wind ihm die Decke entrissen hatte und er prustend nach Atem rang, wurde ihm bewusst, dass das gar nicht möglich war. Die Gestalt Bar-Hazzats hatte sich wie schon der Schatten vor vier Tagen als Trugbild erwiesen, nichts, das man mit einem Schwert zerkleinern oder mit einem Stab in Stücke hauen konnte.
    Yonathan blieb nicht viel Zeit. Er musste sofort etwas tun, oder er würde im Sand ersticken.
    Von Gurgi war keine Hilfe zu erwarten. Sie hatte den sicheren Platz an seiner Brust seit Beginn des Sandsturms nicht mehr verlassen. Kumi hatte sich während des Wortwechsels der beiden Kontrahenten hinter Yonathan aufgehalten. Als jetzt der Sandsturm wieder lostobte, brüllte der Lemakhengst erschrocken auf und stürmte in eine Richtung davon, in der Yonathan die schützenden Felsen zuallerletzt vermutete.
    Was sollte er tun? Dem Instinkt des Lemaks vertrauen? Ohne Deckung war es fraglich, ob er dem Sturm noch lange trotzen konnte. Sich mit dem windfesten Umhang Din-Mikkiths auf den flachen Boden zu kauern, war sicher auch nicht sehr erfolgversprechend. Yonathan hatte nur zwei Hände, der Sturm schien deren unzählige zu besitzen. Sie zogen und zerrten überall, verschafften sich immer wieder eine Lücke, in die sie Schiffsladungen von Sand schaufelten.
    Er taumelte vorwärts, dem Lemak hinterher. Wieder und wieder brüllte er Kumis Namen und glaubte dabei ganze Sanddünen zu verschlucken. Schon nach kurzer Zeit blieb er wieder stehen. Das ganze Unterfangen war schlichtweg nutzlos. Er hatte die Orientierung verloren. Seine Kräfte schwanden und sein Atem ging pfeifend.
    Gerade wollte er in die Knie sinken, sich dem Unabwendbaren fügen, als er Kumis Blöken vernahm. Er öffnete die Wimpern ein wenig und spähte in die Richtung, aus der der Laut gekommen war. Erstaunlicherweise sah er dort etwas, nur schwach, aber doch einen merklich dunkleren Umriss in dem sandgelben Einerlei. Eine neue Falle Bar-Hazzats? Schon tanzten bunte Ringe vor seinen Augen. Er konnte jeden Moment die Besinnung verlieren. Was spielte es da für eine Rolle, ob das dunkle Etwas dort drüben gefährlich war?
    Er setzte sich stolpernd in Bewegung. Ein Hustenanfall schüttelte ihn. Dann taumelte er wieder vorwärts, immer auf den dunklen Umriss zu, der allmählich eine solide, rechteckige Form annahm. Dann sah er sich einer Rampe gegenüber, die geradewegs unter die Erde führte.
    Mein Grab, dachte er. Oder meine Rettung? Während er noch zauderte, erschien Kumis Kopf in dem schwarzen Rahmen, der den Eingang zu dem unterirdischen Ort bildete.
    »Nun komm schon rein!«, forderte das weiße Reittier. »Da draußen wirst du es nicht mehr lange aushalten.«
    Verblüfft starrte Yonathan zu Kumi hinab, Augen und Mund aufgerissen. Jetzt war er verrückt geworden. Er hörte Lemaks sprechen.
    Zaghaft tappte er einige Schritte die Rampe hinab. Sobald er sich tief genug vorgewagt hatte, ließ der Sandsturm nach. »Habe ich mich eben verhört oder hast du wirklich zu mir gesprochen?«, wandte er sich höflich an das Lemak.
    »Natürlich habe ich gerufen und wenn du dich nicht beeilst hereinzukommen, dann brauchst du dich bald überhaupt nicht mehr zu entscheiden.« Während Kumi in tiefer, sanfter Stimme zu ihm sprach, deutete der Schwanz des Tieres wie ein Zeigefinger in das Innere des Gewölbes.
    Langsam gewann Yonathan seine Fassung zurück. So eigentümlich all dies war, eine Gefahr lag wohl nicht darin. Mit argwöhnischem Blick ging er an Kumi vorbei, durchschritt einen rechteckigen, etwa acht Fuß hohen und sechs Fuß breiten Gang und betrat eine weite, runde Kammer.
    Einige Zeit sah er gar nichts. Seine Augen spülten mit einem Strom von Tränen den Wüstensand hinaus und gewöhnten sich nur langsam an das matte, bläuliche Dämmerlicht, das den Raum erfüllte. Unwillkürlich blickte er auf seine Hand, in der Haschevet ruhte. Nein, der Stab war es nicht, der dieses Licht erzeugte. Es schien vielmehr aus dem Boden und den Wänden des

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