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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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Gesetzlose, die schwarze Medizin praktizierte. Sie würde sich mit dem Holländer bestens verstehen, dachte er.
    »Ich bin Turner«, sagte er. »Ich leite die Sache hier.«
    »Unsere Namen tun nichts zur Sache«, sagte die Frau, während sich die beiden Hosaka-Männer automatisch verneigten. Sie tauschten Blicke aus, schauten zu Turner und wieder zur Koreanerin.
    »Nein«, sagte Turner, »einverstanden.«
    »Warum haben wir noch keinen Zugang zu den medizinischen Daten des Patienten?«, fragte die Koreanerin.
    »Aus Sicherheitsgründen«, sagte Turner. Die Antwort kam ihm ganz automatisch über die Lippen. Eigentlich sah er keinen Grund, ihnen Mitchells Daten vorzuenthalten.

    Die Frau zuckte mit den Achseln und wandte sich ab; der hochgestellte Kragen ihrer isolierten Jacke verdeckte ihr Gesicht.
    »Möchten Sie sich die Ambulanz ansehen?«, fragte der Mann in der unförmigen Strickjacke. Sein Gesicht war freundlich und wach, eine perfekte Angestelltenmaske.
    »Nein«, erwiderte Turner. »Wir fahren euch zwanzig Minuten vor seiner Ankunft auf den Parkplatz raus, nehmen die Räder ab und bocken euch auf. Das Abflussrohr wird gekappt. Ich will, dass ihr fünf Minuten danach voll einsatzfähig seid.«
    »Kein Problem«, sagte der andere Mann lächelnd.
    »Und jetzt möchte ich von euch hören, was ihr da drin mit ihm machen werdet und was für Folgen das für ihn haben könnte.«
    »Das weißt du nicht?«, fragte die Frau scharf und wandte sich wieder zu ihm um.
    »Ich habe gesagt, ich möchte es von euch hören.«
    »Zuallererst untersuchen wir den Mann auf tödliche Implantate«, erklärte der Mann mit der Jacke.
    »Sprengladungen im Großhirn und solche Sachen?«
    »Ich bezweifle«, sagte der andere Mann, »dass wir auf etwas derart Primitives stoßen werden, aber ja, bei unserem Scan suchen wir nach dem gesamten Spektrum tödlicher Instrumente. Gleichzeitig führen wir eine vollständige Blutanalyse durch. Man hat uns zu verstehen gegeben, dass sein gegenwärtiger Arbeitgeber mit hochentwickelten biochemischen Systemen handelt. Es wäre möglich, dass aus dieser Richtung die größte Gefahr droht …«
    »Derzeit ist es groß in Mode, Spitzenkräfte mit modifizierten subkutanen Insulinpumpen auszustatten«, fiel ihm sein Partner ins Wort. »Man bringt den Stoffwechsel des Betreffenden auf raffinierte Weise in eine künstliche Abhängigkeit von bestimmten synthetischen Enzym-Analoga. Wird
das subkutane Depot nicht regelmäßig nachgefüllt, kann eine Trennung von der Quelle – dem Arbeitgeber – traumatische Folgen haben.«
    »Auch dafür sind wir gerüstet«, sagte der andere.
    »Keiner von euch ist auch nur ansatzweise für das gerüstet, womit wir es voraussichtlich zu tun bekommen werden«, sagte die schwarze Medizinerin. Ihre Stimme war so kalt wie der Wind, der jetzt aus dem Osten kam. Turner hörte das Zischen des Sandes, der über das rostige Blechdach geweht wurde.
    »Du«, sagte Turner zu der Frau, »komm mal mit!« Dann wandte er sich ab und ging weg, ohne sich umzublicken. Es war durchaus möglich, dass sie seiner Aufforderung nicht nachkam, so dass er den beiden anderen gegenüber das Gesicht verlieren würde, aber es schien ihm der richtige Zug zu sein. Zehn Meter von der Ambulanz entfernt blieb er stehen. Er hörte ihre Schritte auf dem Kies.
    »Was weißt du?«, fragte er, ohne sich umzudrehen.
    »Vielleicht nicht mehr als du«, erwiderte sie, »vielleicht auch mehr.«
    »Offenbar mehr als deine Kollegen.«
    »Das sind äußerst begabte Männer. Aber sie sind auch … Diener.«
    »Und das bist du nicht.«
    »Genausowenig wie du, Söldner. Ich wurde in der besten schwarzen Klinik von Chiba für diesen Job angeheuert. Ich bekam eine Menge Studienmaterial zur Vorbereitung auf meine Begegnung mit diesem illustren Patienten. Die schwarzen Kliniken von Chiba sind das Heißeste, was es in der Medizin gibt. Nicht mal Hosaka konnte wissen, dass ich mir dank meiner Position in der schwarzen Medizin zusammenreimen konnte, was euer Abtrünniger in seinem Kopf mit sich herumträgt. Auf der Straße finden solche Sachen ihre eigene Verwendung, Turner. Ich bin schon mehrmals engagiert worden,
um diese neuen Implantate zu entfernen. Ein gewisses Quantum hochentwickelter Bioelektronik von Maas hat den Weg auf den Markt gefunden – die Implantationsversuche sind die logische Folge davon. Ich habe den Verdacht, dass Maas das Zeug absichtlich in Umlauf bringt.«
    »Das musst du mir erklären.«
    »Ich glaube nicht,

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