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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Dienstmägde begannen, das Essen aufzutragen.
    Unsere Familie war »neuer Adel«, da mein Vater erst nachträglich wegen seiner Tapferkeit in den Kriegen g e gen die Flachländer vom König in den Adelsstand erh o ben worden war. Aus diesem Grund konnten wir auf ke i ne Dynastie von Familiendienstboten zurückblicken. Meine Mutter fürchtete sich vor den Flachländern, und mein Vater wollte nicht, dass diese mit seinen Töchtern als Dienstboten in unserem Haushalt verkehrten, weshalb wir anders als viele andere »neue Edle« keine Dienstb o ten aus den eroberten Völkern hatten. Stattdessen bot er den besten seiner Veteranen und ihren Frauen und Töc h tern Arbeit im Haus und auf dem Acker an. Das bedeut e te, dass die meisten männlichen Dienstboten in unserem Haushalt alt waren oder auf eine Weise verkrüppelt, die sie für den Soldatendienst untauglich machte. Meine Mutter hätte lieber Dienstboten aus den Städten im W e sten eingestellt, aber in diesem Punkt hatte sich mein V a ter mit dem einleuchtenden Argument durchgesetzt, dass er es als seine Pflicht ansehe, für seine Männer zu sorgen und ihnen einen Teil von seinem Glück zurückzugeben. Denn wenn sie nicht gewesen wären, wen hätte er dann siegreich in die Schlacht führen sollen? Und so hatte sich meine Mutter seinem Willen gebeugt und tat nun ihr B e stes, um die ehemaligen Soldaten in der Kunst des Di e nens zu unterweisen. Sie hatte es in einigen Fällen auf sich genommen, in den Städten des Westens nach geei g neten Ehemännern aus den dienenden Klassen für die Töchter der Soldaten zu werben, und auf diese Weise waren wir zu zwei jungen Männern gekommen, die g e hörig bei Tisch bedienen konnten, einen Kammerdiener für meinen Vater und einen Kellermeister.
    Ich schaffte es, meine Neugierde fast für die gesamte Dauer des Mahles im Zaum zu halten. Mein Vater erzäh l te meiner Mutter von seinen Obst-Plantagen und seinen Feldfrüchten, und sie nickte bedeutungsschwer bei s einen Worten. Sie bat ihn um die Erlaubnis, in Alt-Thares nach einer richtigen Kammerzofe für meine Schwestern s u chen zu dürfen, da sie doch nun langsam zu jungen D a men heranreiften. Er erwiderte, dass er darüber nachde n ken würde, aber ich sah, dass er meine Schwestern in dem jäh erwachten Bewusstsein anschaute, dass Elisi sich dem heiratsfähigen Alter näherte und eine Verfein e rung ihrer Manieren sicher nicht ihr Schaden sein würde.
    Wie bei jedem Abendessen fragte er der Reihe nach jeden seiner Sprösslinge, wie er seinen Tag zugebracht hatte. Rosse, mein älterer Bruder und der Erbe des A n wesens, hatte mit unserem Verwalter die Bejawi-Siedlung am nördlichen Ende von Breittal besucht. Die Überreste eines Zweiges des einstigen Wandervolkes lebten dort mit der stillschweigenden Duldung meines Vaters. Als mein Vater sie aufgenommen hatte, waren die Dorfbewohner größtenteils Frauen, Kinder und Großväter gewesen, die zu alt waren, um in den Flac h landkriegen gekämpft haben zu können. Inzwischen w a ren die Kinder zu jungen Männern und Frauen herang e wachsen, und mein Vater wollte sicher sein, dass sie sinnvolle Aufgaben hatten, die sie beschäftigten und mit denen sie zufrieden waren. Aus dem Swickgebiet gab es Nachrichten von einer Erhebung junger Krieger, die mit dem Leben als Siedler unzufrieden waren. Mein Vater wollte bei seinen Nomaden keine ähnliche Unruhe au f kommen lassen. Er hatte die Bejawi erst kürzlich mit e i ner kleinen Herde Milchziegen beschenkt, und Rosse konnte erfreut berichten, dass die Tiere prächtig gediehen und dem einstigen Jägervolk sowohl zu Beschäftigung als auch zu einem Auskommen verhalfen.
    Danach musste Elisi, meine ältere Schwester, beric h ten. Sie hatte ein schwieriges Musikstück auf ihrer Harfe gemeistert und eine Stickerei mit einem Vers aus der Schrift als Motiv auf einem großen Rahmen angefangen. Außerdem hatte sie einen Brief an die Kassler-Schwestern an der Flussbiegung geschickt, in dem sie sie einlud, die Mittsommerwoche bei uns zu verbringen. Sie hatte vor, ihren sechzehnten Geburtstag, der in ebendiese Woche fiel, mit einem Picknick, Musik und einem aben d lichen Feuerwerk zu feiern. Mein Vater äußerte seine Überzeugung, dass es gewiss ein wunderschöner Tag für Yaril und sie und ihre Freundinnen werden wü r de.
    Als Nächster war ich an der Reihe. Ich erzählte von meinem Unterricht bei meinem Hauslehrer und von me i nen Übungen mit Duril. Fast b eiläufig erwähnte ich, dass wir den Kurier

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